Lütjensee. In der Serie stellt das Abendblatt Ausflugsziele mit einladender Außengastronomien vor. Heute: die Fischerklause am Lütjensee.

Es war ursprünglich gedacht als ein Ort der Erholung von der Hektik der Großstadt: Vor mehr als 100 Jahren kaufte Johannes Albrecht für seine Familie den Lütjensee samt Wochenendhaus. Der leidenschaftliche Angler war Inhaber eines Elektrobetriebes in Hamburg, liebte das Angeln und die Ruhe. Heute steht an dieser Stelle am See die Fischerklause.

Alles begann 1946 mit einer kleinen Hütte am See

Die Kriegsfolgen hatten den Urgroßvater von Claudia Retter dazu bewogen, aufs Land umzusiedeln. Dort, wo heute das Restaurant mit 90 Sitzplätzen innen und 100 weiteren auf der Terrasse steht, begann alles im Jahr 1946 mit einer kleinen Hütte. Dort wurden Aale, Brassen und Hechte verkauft. „Das Gebäude wurde immer weiter ausgebaut, heute gehört zum Restaurant sogar ein Hotel mit zwölf Zimmern“, sagt die 45-Jährige. Auch das Bootshaus direkt am Ufer ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Fahrradfahrer. Dort wird selbst gemachtes Eis verkauft, die Fischbrötchen sind bei vielen Gästen begehrt.

Adrian Augustin (v.l.) und Jan-Peter Hammann haben die Küche im Griff. Raphael Griem (r.) ist Auszubildender in der Fischerklause
Adrian Augustin (v.l.) und Jan-Peter Hammann haben die Küche im Griff. Raphael Griem (r.) ist Auszubildender in der Fischerklause © HA | Imke Kuhlmann

Der Fisch stammt teilweise noch direkt aus dem Lütjensee. Der Betrieb ist stets in Familienhand geblieben. 1973 übernahm Vater Klaus die Fischerklause von dessen Vater Robert. Die Leidenschaft zum Angeln zog sich durch alle Generationen. Hechte, Aale und Karpfen werden heute noch im Lütjensee geangelt. Dann sitzt Vater Klaus immer noch am Ufer und beaufsichtigt den Fang. „Den Aal in Gelee macht mein Vater auch noch selbst“, berichtet die Hausherrin. Saiblinge oder Lachsforellen werden im hauseigenen Fischbecken gehalten.

Retter ist in der Jury bei Grill den Henssler

Seit dem Jahr 2009 führt Claudia Retter das Restaurant zusammen mit ihrem Mann Gerhard Retter, der nicht nur aus der TV-Sendung Grill den Henssler bekannt ist. In der Kochsendung auf dem Sender VOX sitzt er seit mehr als einem Jahr in der Jury, gerade aktuell im Sommerspecial. Auch als Werbegesicht für Weihenstephan hat Retter von sich reden gemacht. Den Boden dafür hat er über seine Erfolge als Sommelier bereitet.

Im Jahr 2010 nahm er an der Weltmeisterschaft der Sommeliers in Chile teil und belegte den zweiten Platz. Seine berufliche Laufbahn führte ihn von Eckhard Witzigmann bis hin zum Adlon. In Berlin lernte er auch seine Frau Claudia kennen, die unter anderem im Ritz Carlton arbeitete und ebenfalls Sommelier ist. Dort besitzen die beiden noch eine Weinbar, die Cordobar. Doch ihre Heimat ist schon längst Lütjensee geworden. „Die Lebensqualität hier ist großartig“, sagt Claudia Retter zum Abendblatt. Eigene Weinen wie etwa „Heimat“ – eine Kombination von weißem Burgunder und Sauvignon Blanc aus der Steiermark – kommen bei den Gäste gut an. Auch die Speisekarte hat österreichischen Touch, den Gerhard Retter aus seiner Heimat mitgebracht hat. Das Wiener Schnitzel mit Semmelbröseln, die eigens aus Österreich angeliefert werden, gehört für 22 Euro zu den Highlights auf der Speisekarte. Ebenso frischer Fisch aus dem See.

Sonnenuntergänge sind am Lütjensee besonders schön

Aus Hamburg an den Lütjensee gefahren: Rieke (Mitte) und Thomas Imbusch (r.) sind mit Tochter Tekla
Aus Hamburg an den Lütjensee gefahren: Rieke (Mitte) und Thomas Imbusch (r.) sind mit Tochter Tekla © HA | Imke Kuhlmann

Rieke (36) und Thomas Imbusch (29) sind mit ihrer Tochter Tekla (4) aus Hamburg angereist. „Ich bin selbst Koch und habe einen hohen Anspruch an Speisen. Die Küche hier ist großartig, die Weine sind wunderbar. Und die Gastfreundschaft, gerade auch mit Kindern, ist super“, sagt der 29-Jährige, der Koch bei Tim Mälzer ist. Adrian Augustin und Jan-Peter Hammann sind das Chefduo der Küche. „Der Tafelspitz zählt zu unseren Visitenkarten im Restaurant, den koche ich besonders gern“, sagt der 36-Jährige Jan-Peter Hammann. „Wir bereiten alles mit frischen Produkten zu, das zeichnet die Küche aus“, ergänzt Adrian Augustin. Wenn die Zeit es erlaubt, stehen beide auch mal am Tisch der Gäste und überzeugen sich persönlich, ob diese zufrieden sind.

Die Lage der Fischerklause ist besonders. Direkt am Lütjensee gelegen, mit kleinen Booten und einem wunderbaren Ausblick auf und über den See. Der Kreis Stormarn hat erst kürzlich Plätze mit besonders schönen Sonnenuntergängen auserkoren – die Fischerklause zählt bei der Auswahl dazu.

Diesen Platz genießen auch Ji-Yeun (43) und Armin Jung (39) mit ihren beiden Kindern Isabella (9) und Rafael (4) sowie Mutter Bong-Hie Lee (69) gern einmal. „Die Aussicht ist wunderschön“, sagt die 43-Jährige Ji-Yeun Jung. Während die Kinder das Eis verspeisen, lassen sich die Erwachsenen Fischbrötchen schmecken. Am Bootshaus verkauft Jennifer Püttjer das von der Hausherrin hergestellte Eis. Sie lächelt und sagt: „Ich muss jeden Tag einmal probieren, ob der Geschmack auch noch stimmt.“

Fischerklause am Lütjensee, Am See 1, 22952 Lütjensee, Tel.: 04154/79 22 00, info@fischerklause-luetjensee.de, Öffnungszeiten: Werktags 12 bis 15 Uhr und 17 bis 21:30 Uhr. Am Wochenende und feiertags
12 bis 21:30 Uhr.