Barsbüttel. Barsbüttels Verwaltungsgebäude wird ab Januar für mindestens 8,5 Millionen Euro saniert. Bürgermeisterbüro vorübergehend im Container

Das Rathaus am Stiefenhoferplatz in Barsbüttel ist seit mehr als sieben Jahren ein Sanierungsfall – demnächst soll es endlich losgehen mit den Bauarbeiten. Das Gebäude wächst um rund 30 Prozent von 2200 auf 2920 Quadratmeter und bekommt ein neues, modernes Gesicht. Dafür müssen die 53 Verwaltungsmitarbeiter bis Ende des Jahres ihre Büros räumen. Die ersten sind bereits umgezogen.

Wenn der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Böckmann, der derzeit den urlaubenden Verwaltungschef Thomas Schreitmüller vertritt, seine morgendliche Begrüßungsrunde bei den Mitarbeitern macht, ist jetzt der Spaziergang zur Sozialstation am Waldenburger Weg mit inbegriffen. Dort teilt sich seit Juli der Fachbereich Bildung und Soziales mit den vier Beschäftigten der Arbeiterwohlfahrt, die sich um Flüchtlinge kümmern, die Räume einer früheren Arztpraxis. Die Sozialstation liegt gleich auf der anderen Seite des Stiefenhoferplatzes, der bis 2015 auch Marktplatz war. Aus ihren Bürofenstern können die Rathausmitarbeiterinnen Ramona Grigoryan und Christin-Alice Gintel ihre eigentliche Arbeitsstätte aber nicht mehr sehen. Denn dazwischen ragt jetzt der Rohbau eines neuen Wohnungskomplexes empor. Der im vergangenen Sommer gestartete Bau von 26 Eigentumswohnungen ist so hoch wie das Rathaus und soll im Frühjahr 2018 fertig sein.

Auslagerung des Personals kostet 800.000 Euro

Der Umbau des Verwaltungsgebäudes soll im Januar 2018 starten und zwei Jahre dauern. Die Sanierung kostet 8,5 Millionen Euro exklusive einer möglichen Baukostensteigerung und den 800.000 Euro für die Auslagerung des Personals. Die restlichen Verwaltungsmitarbeiter ziehen in zwei Etappen um. Am 14. September sind das Finanzamt und die Personalabteilung dran. Sie beziehen die Räume der ehemaligen Kinderarztpraxis und der Physiotherapie am Stiefenhoferplatz 4 . In der früheren Apotheke darunter richtet sich der Bürgerservice ein. Alle Räume sind für drei Jahre angemietet. Bürgermeister Schreitmüller zieht voraussichtlich erst im November um und verbringt die Umbauphase in einem sechs Meter hohen Container zusammen mit den Mitarbeitern aus Bauamt und Einwohnermeldeamt. 24 Bürocontainer werden dafür in zwei Etagen vor der Apotheke aufeinandergestapelt.

Das in den 1970er-Jahren erbaute Rathaus muss saniert werden, denn es weist erhebliche Mängel auf. Auch der Brandschutz ist veraltet. CDU und SPD wollten das Gebäude bereits vor Jahren nicht mehr, nahmen einen Neubau an der Straße Am Akku ins Visier. Der hätte mindestens sechs Millionen Euro gekostet. Das Vorhaben scheiterte an einem Bürgerentscheid im März 2011. Im Juli 2014 beschloss die Gemeindevertretung einstimmig eine Teilsanierung für 2,5 Millionen Euro statt einer Vollsanierung für 4,5 Millionen. Elf Monate später machten CDU und SPD das Votum rückgängig. Sie strebten einen Neubau auf dem Grundstück der Sparkasse Holstein gegenüber dem Verwaltungsgebäude an. Die Pläne wurden erneut per Bürgerentscheid durchkreuzt.

Der jahrelange Streit fand auf der Gemeindevertretersitzung im Juli ein Ende, als die Politiker die Änderung des Bebauungsplans für das Areal beschlossen. Der neue B-Plan ist seit vergangener Woche rechtskräftig. Jetzt darf das Rathaus erweitert werden. „Das ist ein gutes Gefühlt, dass es jetzt richtig losgeht“, sagt Bauamtsleiterin Rita Dux. In ihrer Hand liegt die Organisation der Umbaumaßnahmen inklusive Umzug der Mitarbeiter und Bestellung neuer Büromöbel. Die 40 Jahre alten, beigefarbenen Einbauschränke, die in den Büros um die Türen herum gebaut sind, müssen raus. Die Büroeingänge müssen verbreitert werden, damit auch Rollatoren und Rollstühle hindurch passen. Abgewetzte Sessel und Teppiche komplettieren das derzeitige Bild. Der normale Bürostandard sei bei weitem unterschritten, sagte Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller schon vor Jahren. Im Bürgermeisterzimmer rieselt es manchmal aus der Decke. Die dortigen Platten wurden schon 2015 für Sanierungsarbeiten entfernt. Auch, dass die Verwaltungsmitarbeiter mehr Platz brauchen, ist unbestritten.

Den sollen sie jetzt bekommen: Der zusätzliche Platz verteilt sich auf einen Anbau im Erdgeschoss, eine Aufstockung mit fünf neuen Büros sowie einen Anbau über vier Etagen und ein zweites Treppenhaus. Das Bauprojekt umfasst auch eine Dämmung der Außenfassade, um Energie zu sparen. Das Gebäude wird durch den vierstöckigen Anbau in Richtung Sparkasse rund sechs Meter breiter und bekommt zwölf neue Räume. Für die Erweiterung im Erdgeschoss weichen die bisherigen Fahrradstellplätze am Haupteingang. Der Rathaussaal bleibt zwar an Ort und Stelle, wird aber komplett „umgekrempelt“. Die Bühne wechselt auf die andere Seite. Dort wo sie jetzt steht, werden Fenster eingebaut. Auch der zentrale Fahrstuhl im Rathaus wechselt die Seiten und wird breiter.

Statiker des Kreises muss die Umbaupläne noch prüfen

Wenn alles fertig ist, werden die drei Abteilungen, die Rita Dux leitet, ihre Büros auf einer Etage haben. „Wir sind dann im Rathaus komplett nach Fachbereichen sortiert“, sagt die Bauamtsleiterin. Pro Mitarbeiter wird dann auch ein Quadratmeter Pausenraum zur Verfügung stehen, und auf jeder Etage gibt es einen Besprechungsraum mit zugehöriger Küchenzeile. Nach der Rundumerneuerung wird Bürgermeister Schreitmüller aus seinem Bürofenster nicht mehr auf die Bushaltestelle an der Hauptstraße gucken, sondern auf den Stiefenhoferplatz und die Segenskirche. In den neuen, vierten Stock zieht der Fachbereich Innerer Service mit der Personalabteilung. Bürgerservice und Einwohnermeldeamt bleiben im Erdgeschoss, wo künftig auch die Fraktionen tagen werden.

Der Bauantrag ist gestellt, aber noch nicht genehmigt. Erst muss ein Prüfstatiker des Kreises nachrechnen, ob der Umbau wie geplant ablaufen kann. In zwei Monaten soll der Bescheid da sein, dann muss Rita Dux laut Gesetz 80 Prozent der Bauarbeiten europaweit ausschreiben. Sie sagt: „Ich gehe davon aus, dass das bis Weihnachten erledigt ist.“ Bevor der Umbau startet, plant Dux noch einen Tag der offenen Tür: „Damit die Bürger auch sehen können, wo das Geld bleibt.“