Hamfelde. . Das Abendblatt stellt in lockerer Folge Ausflugsziele vor, wo Gäste draußen gemütlich sitzen, essen und trinken können.

Wer sein Hobby zum Beruf machen kann, hat Glück – wer den Beruf zum Hobby macht, vielleicht noch mehr. Wie im Falle des Hamfelders Klaus Koops, der als junger Mann kurzfristig die Leitung des elterlichen Gasthofs Waldeslust übernehmen musste. Dabei hatte er andere berufliche Pläne. 1873 erhielt die Gaststätte die erste Konzession, 1932 kauften Koops Großeltern sie für 17.000 Reichsmark und schenkten sie seinen Eltern zur Hochzeit. Koops wuchs mit sechs Geschwistern im Betrieb auf, kam 14-jährig in die Schlachterlehre, heuerte mit 18 Jahren als Kochsmaat auf einem Schiff der Hamburg Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft an, rückte zum Proviantverwalter auf und fuhr einige Jahre zur See.

Klaus Koops hat den Gasthof vor 17 Jahren an seine Tocher übergeben

Mit einem verlockenden Stellenangebot auf einem neuen Schiff schien sein zukünftiger Weg vorgezeichnet. Da erkrankte sein Vater und musste die Leitung des Gasthofs abgeben. Die Geschwister winkten ab. Obwohl es nie sein Wunsch war, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, siegte sein Verantwortungsbewusstsein. „Es war Zufall, dass ich durch Einkauf, Verwaltung und Bordküche bestens auf den Restaurantbetrieb vorbereitet war“, sagt der inzwischen 79-Jährige. Man könnte es auch Schicksal nennen.

© HA | Elvira Nickmann

Trotz Übergabe des Gasthofs an Tochter Sylvia vor 17 Jahren hilft der rührige Senior immer noch täglich im Betrieb. Er ist die gute Seele des Hauses – Kompetenz und Einsatz in Personalunion. Er könne sich keine schöneres Hobby vorstellen, sagt Koops, der sich selbst scherzhaft als Präsidenten und seine Tochter als Kanzler bezeichnet. Ein passender Vergleich, denn bei betrieblichen Meinungsverschiedenheiten hat Sylvia Koops das letzte Wort. „Wir kommen gut miteinander aus“, sagt der Chef a. D.

Beim hauseigenen Wild greift der Gasthof auf einen erfahrenen Jäger zurück

Auf seiner Runde durch die Gasträume wird der 79-Jährige immer wieder aufgehalten. Aus einer Gruppe von fünf Ausflüglern, die sich an diesem sonnigen Augusttag einen Tisch auf der Terrasse ausgesucht haben, spricht ihn eine Frau an. Vor 46 Jahren habe er mit seiner Suppe ihren Sohn vom Suppenkasper in einen Fan verwandelt, erzählt Christa Rutke, das habe sie ihm schon immer einmal sagen wollen. Freude über dieses späte Lob zeichnet sich auf Klaus Koops Gesicht ab. Nach einem kurzen Schnack verlässt er die kleine Gesellschaft – die Arbeit ruft.

Christa Rutke (v. l.), Ingeborg Goerlich, Hans Rutke und Egon Moh
Christa Rutke (v. l.), Ingeborg Goerlich, Hans Rutke und Egon Moh © HA | Elvira Nickmann

„Seitdem kommen wir in regelmäßigen Abständen hierher“, erzählt Christa Rutke. Gerade hat sie mit Mann und Freunden hier zu Mittag gegessen, besonders lecker: Rumpsteak und Pfifferlinge. Neben ihr sitzt Robert Gerlich und verzehrt genüsslich einen „Eiszwerg“, eigentlich ein Kinderbecher, aber der Kunde ist nun mal König.

Inzwischen ist Klaus Koops auf dem Gelände unterwegs, still sitzen ist nicht seine Sache. Der Besitz umfasst 47 Hektar, auf denen neben dem Gasthof auch die Wohnhäuser, Fischteiche, eine Quelle, Spielplatz und Tiergehege zu finden sind. In einem direkt neben dem Eingang zum Gasthof sind Kamerunschafe untergebracht, heute wurde ein Junges geboren. Koops legt es erst Paul (6), dann Fenja (7) in die Arme, die gerade Schafe füttern wollen.

Der Gasthof besitzt ein eigenes Schlacht- und Kühlhaus, das ist in Stormarn einzigartig

Nicht nur für jede Menge Schafe, sondern auch für Rot- und Dammwild, 240 Gänse und 47 Galloway-Rinder ist Klaus Koops zuständig. Erst für die Aufzucht, später fürs Schlachten. Nur beim hauseigenen Wild greift er auf die Hilfe des erfahrenen Jägers Bernhard Breitenbach zurück, denn einen Jagdschein besitzt Koops nicht. Besonders stolz ist er auf den Besitz des einzigen Schlacht- und Kühlhauses eines Gasthofs im Kreis Stormarn. Regionaler als hier kann Fleischproduktion nicht sein. Küchenchef Roberto Monesi zaubert daraus so leckere Kreationen wie Hirschkalbsteak mit Früchten oder Rinderroulade an Bohnen mit Speck und Salzkartoffeln.

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Klaus Koops frönt sieben Tage/Woche seinem Hobby, eine Vollzeitbeschäftigung ohne freie Wochenenden oder freie Tage. Urlaub? „Selten“, eigentlich nur, wenn seine Frau Edith „so richtig viel Dampf“ mache. Sein Tag beginnt zwischen 4.15 und 4.45 Uhr mit einem Bad im Karpfenteich, bei Minusgraden zieht er allerdings die Quelle mit sechs bis acht Grad Celsius vor. Direkt im Anschluss Fütterung der Tiere, dann Frühstück mit seiner Frau, oft die einzige gemeinsame Mahlzeit. Zum Durchhalten brauche er nur eine kurze Nachmittagsruhe und ein großes Bier am Abend. In seinem Leben habe er keine zehn Bücher gelesen, nur das Abendblatt, das schon seine Eltern abonniert hatten. Sein Hobby sei seine Arbeit und sein Leben, stellt er zufrieden fest. Sein schönster Lohn: der gute Ruf des Familienunternehmens und dass dessen Fortbestand unter Leitung seiner Tochter Sylvia auch für die Zukunft gesichert ist.

Gasthof Waldeslust, Dorfstraße 6, Hamfelde, mittwochs bis sonntags 12-22 Uhr, Tel. 04154/25 26. Saisonale Spezialitätenkarte, Außenterrassen teils überdacht mit 124 Plätzen, vier Gasträume plus Saal mit 226 Plätzen, Kinderspielplatz, Tiergehege, www.waldeslust-hamfelde.de