Oststeinbek/Hamburg. Der Oststeinbeker gesteht mehrere Überfälle. Nach einer Haftstrafe sei er in Geldnot gewesen. Angeklagter schon mehrfach vor Gericht.

„Sie können von Glück sagen, dass sie auf solche Opfer gestoßen sind. Es gibt auch die, die so etwas jahrelang mit sich herumtragen“, sagte Richterin Anne Meier-Göring im Strafjustizgebäude des Hamburger Landgerichts zu den beiden Heranwachsenden, die auf der Anklagebank saßen. In der Oststeinbeker Nordoel-Tankstelle trafen Rino R. (21) aus Oststeinbek und Julian F. (19) aus Hamburg bei einem Raubüberfall auf eine Kassiererin (43), die sich weder von einer gruseligen Clownsmaske noch von der auf sie gerichteten Waffe aus der Ruhe bringen ließ.

Der Hamburger (26), den die Angeklagten später auf St. Pauli bedroht, überfallen und ausgeraubt haben, zeigte sich sogar versöhnlich. R. und F. rechtfertigten sich vor Gericht und räumten ihre Taten ein. „Hat sich das Ganze rückblickend gelohnt?“, fragte die Richterin. „Nein, und es tut mir leid“, sagte R. Für zwei bewaffnete Überfälle am 8. und 11. Januar und den auf St. Pauli am 18. Februar muss sich Rino R. verantworten. Den Überfall am 11. Januar und die Tat im Februar hat auch Julian F. (19) mit begangen.

Der Angeklagte stand schon mehrfach vor Gericht

Vor Gericht zeigte sich Rino R. kleinlaut. „Ich bereue das. Können wir uns bitte zusammensetzen und reinen Tisch machen?“, sagte der Oststeinbeker sogar zu seinem Hamburger Opfer. Wie aufrichtig die Reue einzuschätzen ist, muss das Gericht entscheiden. Der 26-Jährige akzeptierte die Entschuldigung.

Auf die Frage der Richterin, warum die beiden die Taten in erster Linie begangen hätten, führten sie Geldsorgen an. Nachdem der Oststeinbeker aus einer einjährigen Haft 2016 entlassen worden war, sei die finanzielle Lage kritisch gewesen. Familie und Freunde hätten nur bedingt helfen können. Auch der Hamburger Julian F. berichtete, seinen Ausbildungsplatz verloren und Familienprobleme gehabt zu haben.

Fortsetzung des Prozesses am 11. August

Der Oststeinbeker ist kein unbeschriebenes Blatt und war schon oft mit dem Gesetz in Konflikt geraten: Versuchter Betrug, Urkundenfälschung, Verstöße gegen das Betäubungsgesetz, mehrfacher Diebstahl mit Waffen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zählen zu den Taten. Bewährungsauflagen habe er teilweise ignoriert.

„Man kann also nicht sagen, dass sie keine Chance hatten“, resümierte Richterin Anne Meier-Göring bei der Verhandlung. Der Prozess soll am Freitag, 11. August, fortgesetzt werden.