Grosshansdorf. Verein in der Grundschule Wöhrendamm stößt bei Nachmittagsbetreuung an seine Grenzen. Bauausschuss in Großhansdorf bremst die Pläne.
In der Sache ist der Bedarf unstrittig, doch über den richtigen Standort scheiden sich in Großhansdorf die Geister. Die Rede ist von einem Neubau für die Grundschule Wöhrendamm, der angesichts der stetig wachsenden Anmeldungen für die Nachmittagsbetreuung dringend benötigt wird. Planungs- und Entscheidungsprozess werden jedoch dadurch kompliziert, dass es in Schulangelegenheiten unterschiedliche Zuständigkeiten gibt. Und das führt bei diesem Projekt zu einem Dissens zwischen dem eigenständigen Schulverband Großhansdorf, Hoisdorf, Siek als Träger und dem Bauausschuss der Gemeinde Großhansdorf.
Kiel hilft mit Geld für Nachmittagsbetreuung
Der Reihe nach. Die Nachmittagsbetreuung an der Grundschule Wöhrendamm wurde 2001 als Verein Wöhri-Club gegründet und startete zunächst mit nur 14 Kindern. Die aus der Not geborene Initiative von Eltern, die wegen ihrer beruflichen Belastung dringend ganztägige Kinderbetreuung benötigten, nahm die gesellschaftliche Entwicklung vorweg und wurde mit einem Angebot von Mittagessen, Hausaufgabenhilfe sowie künstlerischen, handwerklichen und Sport-Kursen zum Erfolgsmodell. Der Club wuchs von Jahr zu Jahr, so dass die Organisation professionalisiert wurde. Thomas Böger, seit Mai 2016 bezahlter Geschäftsführer (und zuvor jahrelang ehrenamtlich in ähnlicher Funktion tätig), vergleicht den Wöhri-Club, der 18 größtenteils geringfügig beschäftigte Mitarbeiter hat, mit einem Unternehmen. „Wir hatten dieses Jahr 123 Kinder, die im Schnitt etwa dreieinhalb Tage wöchentlich voll betreut wurden. Unser Umsatz beträgt zurzeit etwa 285.000 Euro.“ Das Land Schleswig-Holstein trug im Schuljahr 2016/17 einen Zuschuss von 26.190 Euro zum Budget bei, der Schulverband Großhansdorf als Träger 38.340 Euro.
Der Schulverband und die Gemeinden werden ebenso wie die Grundschule Wöhrendamm durch den Verein entlastet, weil er sie davon befreit, mit Einführung der Offenen Ganztagsschule im Jahr 2010 ein eigenes Hort-Angebot für Kinder bereitzustellen, das durch bürokratischen Aufwand und einen externen Träger wahrscheinlich deutlich teurer und weniger persönlich wäre.
Die behelfsmäßige Mensa liegt im Keller
Es wird also sehr ernst genommen, wenn der Wöhri-Club darüber klagt, dass er an seine Grenzen stößt. Geschäftsführer Böger rechnet mit 150 Kindern und durchschnittlich fast vier Betreuungstagen im kommenden Schuljahr. „Wir werden zusätzliches Personal einstellen müssen.“ Vor allem aber mangelt es an Platz. Gegessen wird in der eher behelfsmäßigen Mensa im Keller – Böger: „ein Flaschenhals, wir werden demnächst vom Drei- zum Vierschichtbetrieb wechseln müssen.“ Im Pavillon der Schule stehen zudem nur zwei Räume (60 und 68 Quadratmeter groß) zur Verfügung. Das Gros der Kinder spielt draußen – offensichtlich, dass es an Regentagen im Haus sehr drängelig wird. „Es gibt keine Alternativen mehr an unserer Schule. Wir brauchen dringend neue Räume für die Nachmittagsbetreuung“, sagt Ralph Märcker, Leiter der Grundschule Wöhrendamm.
Schulverband hatte Neubau auf Schulhof beschlossen
Handlungsbedarf und Dringlichkeit sind unstrittig. Deshalb gibt es übergangsweise eine Notlösung. Während der Schulferien werden am Rande des Areals zwei Container mit 120 Quadratmeter Nutzfläche aufgestellt. Es könnte sein, dass sie länger als das geplante eine Jahr gebraucht werden. Der Schulverband hatte den Neubau eines freistehenden Gebäudes auf dem großzügig bemessenen Schulhof (mit Spiel- und Bolzplatz) beschlossen. Der eingeschossige Solitär mit 240 Quadratmeter Grundfläche für eine zeitgemäße Mensa und Aufenthaltsräumen sollte auf einer Teilfläche des Spielplatzes so errichtet werden, dass er mit den übrigen Gebäuden, dem historischen Fritz-Höger-Bau von 1913, der Turnhalle von 1957 und dem 2001 erbauten Pavillon dazwischen ein Geviert mit einem inneren Schulhof bilden würde.
Dafür ist eine Änderung im Bebauungsplan notwendig, die Großhansdorfs Bau- und Umweltausschuss genehmigen muss. Zur Überraschung des Schulverbands lehnte der jedoch den Plan ab, weil er ihn städtebaulich nicht überzeugte. Es wurde kritisiert, dass die Aussicht auf den weitflächigen Schulhof verstellt werde. Die Verwaltung soll bis zur nächsten Ausschusssitzung zwei Alternativen prüfen: Neubau an Stelle eines schmalen Umkleiden-Vorbaus der Turnhalle und ein Gebäude an Stelle des Fahrradunterstandes.
Turnhallensanierung kostet mehr als 90.000 Euro
Den Befürwortern des Solitärs erscheinen diese Standorte ungeeignet. „Es wäre kein gutes pädagogisches Signal, ein Gebäude in die äußerste Ecke des Geländes mit Ausblick auf Aldi zu stellen“, sagt Märcker. Überdies könnte es Probleme mit dort verlaufenden Abwasser- Gasrohren geben. Bedenkt man zudem, dass der Fahrradunterstand erst 2016 für 36.000 Euro errichtet wurde und der Sanitärbereich der Turnhalle in diesen Ferien für 93.800 Euro saniert wird, könnte aus der Alternative rasch ein Schildbürgerstreich werden.