Bargteheide. Klaus Mairhöfer steigt aus Direktkandidaten-Initiative zur Bundestagswahl aus – und initiiert Gruppe für mehr Bürgerbeteiligung.

Die Idee war gut gedacht, jedoch schlecht gemacht: So fasst der Bargteheider Unternehmensberater Klaus Mairhöfer seine Zeit in der Initiative „DirektkandidatInnen – Frischer Wind in den Bundestag“ zusammen. Und der 67-Jährige ist konsequent: Er zieht seine im Oktober angekündigte Kandidatur für den Wahlkreis Segeberg/Stormarn-Mitte zurück.

Klaus Mairhöfer sieht keine Chance, dass das Minimalziel der Bewegung – mindestens ein Bürgerkandidat zieht bei der Wahl am 24. September in den Bundestag ein – erreicht wird. „Die Konzentration auf das Ideelle und die strikte Abkehr von Pragmatismus ehrt die engagierten Teilnehmer der Gruppe, verhindert jedoch einen Wahlerfolg“, sagt er. Der langjährige Geschäftsführer und Vorstand einer Aktiengesellschaft zählte zum etwa 30-köpfigen Kernteam.

Im organisatorischen Bereich habe es keine Linie gegeben

Für den Bargteheider mangelt es in erster Linie am organisatorischen Bereich. „Wir wurden gar nicht wahrgenommen“, sagt er, „um das zu ändern, war es aber nicht einmal möglich, einen bundesweiten Gründungskonvent einzuberufen.“ Stattdessen habe es den Vorschlag gegeben, als Kandidat in seinem Bereich selbst loszuziehen und an den Häusern Adressen aufzuschreiben, um Menschen anzusprechen. „Dafür wäre man dreieinhalb Jahre unterwegs“, hat Mairhöfer ausgerechnet.

Die Initiative, die auf die bundesweit bekannte CETA-Klägerin Marianne Grimmenstein aus Lüdenscheid zurückgeht, will mehr direkte Demokratie erreichen. Parteilose Bewerber sollten in allen 299 Wahlkreisen antreten. Auch Klaus Mairhöfer war begeistert. „Wir brauchen Abgeordnete, die nur den Menschen in ihrem Wahlkreis verantwortlich sind und nicht auf die Karrieresicherung in der Partei schielen müssen“, sagte er bei seiner persönlichen Vorstellung im Oktober.

Jetzt fällt das Resümee ernüchternd aus: „So geht das nicht.“ Trotzdem will sich der Bargteheider weiter für eine stärkere Beteiligung von Bürgern an politischen Entscheidungen einsetzen. Mit einigen Mitstreitern hat er den Verein VWVB gegründet (siehe rechts).

Erster Info-Brief erläutert auch das irische Modell

„Wir wollen zum Beispiel mit Info-Briefen und Veranstaltungen Möglichkeiten aufzeigen, wie man sich einmischen kann“, sagt Mairhöfer. Dazu zähle auch das unabhängige Engagement in politischen Gremien. Die Palette reiche von der Stadt- und Gemeindevertretung über den Land- bis zum Bundestag.

Der erste VWVB-Brief ist erschienen. Darin stellt der Initiator auch das irische Modell einer direkten Bürgerbeteiligung vor. Dort werden 99 Menschen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen (jung, alt, Frauen, Männer, berufstätig, arbeitslos) per Los bestimmt, die über grundsätzliche Themen wie Homo-Ehe an einem Wochenende mit Sachverständigen diskutieren. Am Ende steht eine Empfehlung ans Parlament.

Die Bürger erhielten viele sachliche Informationen, diskutierten und entschieden dann. „Wenige Informierte geben eine Empfehlung, während beim Volksentscheid viele ohne Informationen bestimmen“, sagt Klaus Mairhöfer über die Vorteile.

Auch sein Wohnzimmer hat sich schon in ein Plenum verwandelt. Bei einem ersten Gesprächsabend des Vereins über aktuelle Themen seien alle Plätze schnell vergeben gewesen. Für Mairhöfer ein positives Zeichen für die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen: „Auch bei solchen Veranstaltungen zeigt sich, dass von Politikverdrossenheit keine Rede sein kann.“

Im übrigen Stormarn gehen ebenfalls keine Bürgerkandidaten ins Rennen. Im Wahlkreis 10 (Herzogtum Lauenburg/Stormarn-Süd) wollte Christian Lother aus Brunsbek antreten. „Mir fehlt die Zeit“, sagt der Firmeninhaber. Im Wahlkreis 9 (Ostholstein/Stormarn-Nord) hatte der selbstständige Hausmeister Andreas Janke aus Süsel seine Kandidatur angekündigt, die Unterlagen aber bis zum letzten Termin am 17.Juli nicht eingereicht.