Bad Oldesloe. Mit der Gründung einer Wirtschaftsvereinigung setzen Unternehmer ein Signal für ein besseres Marketing in der Kreisstadt.

Euphorische Stimmung in der Werkstatthalle von Süverkrüp Automobile. Zwischen ein paar Mercedes-Modellen und allerhand Werkzeug tüftelten sich am Donnerstagabend Oldesloer Geschäftsleute einen neuen Verein zurecht: Die „Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe e.V.“ will künftig Lobbyarbeit für Geschäftsleute betreiben. Von rund 60 anwesenden Unternehmern schrieben sich am Ende 23 ein.

Im weitesten Sinne tritt die neue Wirtschaftsvereinigung in die Fußstapfen der Gemeinschaft Oldesloer Kaufleute (GOK). Die stellte vor Jahren ihre Arbeit ein, nachdem immer mehr Unternehmer ausgetreten waren. Danach ging es mit der Zusammenarbeit unter den einzelnen Gewerbetreibenden immer weiter bergab. Es gründeten sich immer wieder neue Arbeitskreise, von denen aber keiner sonderlich viele Kaufleute hinter sich vereinen konnte. Das nervte zunehmend auch die Stadtverwaltung, deren Marketingbereich zwischenzeitlich sogar die Organisation der verkaufsoffenen Sonntage übernehmen musste. Das durch die Auflösung der GOK hinterlassene Vakuum will nun die neue Wirtschaftsvereinigung füllen.

Prodibra hatte verschiedene Aktionen auf die Beine gestellt

„Die Stadt hatte in der Vergangenheit oft die Schwierigkeit bemängelt, auf Seiten der Gewerbetreibenden einen festen Ansprechpartner zu finden“, sagt der Oldesloer Optiker Holger Mahlke, der bei der Vereinsgründung zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde. „Neben Lobbyarbeit wollen wir auch die positiven Aktionen von Prodibra weiterführen“, so Mahlke.

Die von Nicole Brandstetter und Angela Dittmar geführte Agentur Prodibra hatte in der Vergangenheit unter dem Kampagnen-Namen „Ich bin für Einkaufen in Bad Oldesloe“ verschiedene Aktionen auf die Beine gestellt. Beide wurden als Beisitzer in den Vorstand der Wirtschaftsvereinigung gewählt. Allerdings nicht ihrer Funktion als Marketing-Agentur, sondern für „Brandstetter Kommunikation“ beziehungsweise das Preisparadies. Ob sie als Agentur mit dem Verein kooperieren würden, ließ Brandstetter offen. Dass der Vorstand künftig auch Aufträge an die Agentur vergibt, ist nicht ausgeschlossen.

Kritik gab es an den hohen Mitgliedsbeiträgen

„Ich bin davon überzeugt, dass wir uns als Geschäftsleute vernetzen und unsere Kompetenzen bündeln müssen“, sagt Nicole Brandstetter. Der Verein solle Interessenvertretung sein und auch eine Plattform bieten, um in Kooperation verschiedene Marketing-Aktionen auf die Beine zu stellen.

Die auf der Gründungsversammlung geäußerten Ideen wurden größtenteils positiv aufgenommen. Kritik gab es vereinzelt an den hohen Beitragsgebühren. So sind die Mitgliedsbeiträge höher als damals bei der GOK.

Frank Schmüser zum ersten Vorsitzenden gewählt

Dort kostete eine Mitgliedschaft für einen kleinen Betrieb mit maximal fünf Mitarbeitern zuletzt 120 Euro jährlich. Bei der Wirtschaftsvereinigung sind es stolze 450 Euro. Unternehmen mit mehr als 20 Angestellten zahlen sogar 800 Euro.

Das hielt einige Unternehmer davon ab, sich direkt für eine Mitgliedschaft einzuschreiben. Zum Ersten Vorsitzenden wählten die 23 Vereinsmitglieder Frank Schmüser vom Mercedes-Autohaus Süverkrüp. Neben dem Zweiten Vorsitzenden Holger Mahlke und den Beisitzern Nicole Brandstetter und Angela Dittmar vervollständigt das ehemalige Mitglied des Oldesloer SPD-Fraktion Lars Cornehl den Vorstand, der für die nächsten vier Jahre gewählt wurde. Einen Kassenwart gibt es nicht.

Ob dieser Gewerbeverein letztlich seine Versprechen halten kann, werden die nächsten Jahre zeigen. 23 Mitglieder sind ein Anfang, ein wichtiges Signal. Doch ausreichen wird das langfristig nicht, um als legitime Interessenvertretung Oldesloer Unternehmer zu agieren. Noch immer gibt es Geschäftsleute, die sich mit der „Einkaufen in Bad Oldesloe“-Kampagne nicht identifizieren konnten und dementsprechend auch der neuen Wirtschaftsvereinigung skeptisch gegenüberstehen dürften. Der Vorstand des neuen Unternehmer-Vereins hat also noch viel Arbeit vor sich.