Reinbek . Heiko und Monika Bringezu aus Aumühle führen bislang die Gastronomie in einem Wohltorfer Tennisclub. Sie investieren rund 100.000 Euro.

Klasse statt Masse und nicht zu teuer bei exzellentem Service, also auch geringer Wartezeit für die Gäste – dieses Motto haben sich Heiko und Monika Bringezu bei ihrer künftigen Aufgabe auf die Fahnen geschrieben. „Lieber weniger im Angebot und dafür Qualität auf dem Tisch. Ich brauche keine 30 Gerichte auf der Karte“, sagt der 35-Jährige. Er und seine Frau (40) sind die neuen Pächter des Reinbeker Schlossrestaurants. Sie übernehmen am 1. Oktober, gestalten dann die Räume um mit dem Ziel, Mitte November zu eröffnen. Dafür investieren sie rund 100.000 Euro, unterschrieben am Dienstag einen Mietvertrag über zehn Jahre mit der Stadt.

Heiko Bringezu ist nahe Berlin aufgewachsen und hat Koch gelernt. Seine Frau, eine Restaurantfachfrau, kommt aus Stuttgart. Sie haben sich in einem Hamburger Hotel kennengelernt, leben jetzt in Aumühle. 2008 übernahmen sie die Gastronomie in einem Tennisclub in Hamburg-Flottbek, wechselten zwei Jahre später zum 1200 Mitglieder zählenden Tontaubenklub Sachsenwald (TTK) nach Wohltorf und führen seitdem das Vereinsbistro als Selbstständige. „Dort kommen wir nicht mehr voran, uns fehlt die Perspektive“, sagt Monika Bringezu.

Räume werden heller und bekommen neue Möbel

Das Problem: Das Vereinsheim des 1921 gegründeten Tennis- und Hockeyclubs ist in der Regel nur für Mitglieder zugänglich. So hat das Ehepaar keine Chance, neue Kunden zu generieren. „Außerdem haben wir während der Sommersaison eine 80-Stunden-Woche, arbeiten sieben Tage am Stück, während im Winter wenig los ist“, sagt Heiko Bringezu. Das Ehepaar hat zwei Söhne im Alter von vier und fünf Jahren, erwartet in Reinbek mehr Regelmäßigkeit im Job. „Obwohl es natürlich zu Beginn nicht weniger vom Zeitumfang wird“, so der neue Pächter.

Die Terrasse des Restaurants. Von dort haben Gäste direkten Blick auf den Schlossteich
Die Terrasse des Restaurants. Von dort haben Gäste direkten Blick auf den Schlossteich © HA | René Soukup

Beim TTK haben es die Gastronomen zu Beginn mit à la carte ausprobiert. Nachdem diese Variante gerade im Winter nicht funktionierte, stellten die Betreiber auf Bistro um – organisierten dazu noch rund 100 Veranstaltungen im Jahr wie zum Beispiel Geburtstagsfeiern. Heiko Bringezu: „Currywurst und Pommes reichen uns nicht.“

In Reinbek wird das Ehepaar Holsteiner Küche kombiniert mit mediterraner offerieren. Bei ihren Planungen gilt es, drei Konzepte zu erstellen: für das Restaurant, die Galerie und Veranstaltungen im Schloss wie Messen. Im Restaurant mit seinen 45 Plätzen werden die Preise höher sein als in der Galerie mit 40 Sitzmöglichkeiten, wo sich die Kunden zum Kaffeetrinken treffen sollen. Die neuen Betreiber wollen zwischen zehn und 20 Euro für ein Gericht nehmen. Auch steht das Turmzimmer mit Platz für 15 Gäste zur Verfügung, dazu kommt die Terrasse. Die Größe der Räume im Innenbereich beträgt 200 Quadratmeter.

Das rustikale Ambiente dort werden die Bringezus verändern. Vor allem soll es demnächst heller sein als jetzt. Bei der Erarbeitung eines Gastro-Konzepts inklusive Mobiliar half eine Innenarchitektin. Damit verbinden sie die Hoffnung, mehr junge Leute ins Schlossrestaurant zu locken. „Es gibt neue Tische und Stühle. Hier kommt frischer Wind rein“, sagt Heiko Bringezu. Auch die Stadt beteiligt sich, unterstützt die neuen Pächter bei deren Vorhaben mit 17.000 Euro.

Mit dem Ehepaar wechselt auch die Belegschaft von Wohltorf nach Reinbek, sechs Vollzeitkräfte und zehn Aushilfen. Personell soll aber noch aufgestockt werden. Zwar hat Heiko Bringezu einen Küchenchef eingestellt, auf das Zubereiten der Mahlzeiten will er aber nicht verzichten.

Sechs Gastronomen bewarben sich für das Restaurant

Die Aumühler hatten sich im Bewerbungsverfahren gegen fünf Konkurrenten durchgesetzt. „Wir hätten auch ein Steakhaus sowie indische und koreanische Küche haben können“, sagt Bürgermeister Björn Warmer. Im Schlossausschuss, dem Reinbeker und Kreispolitiker angehören, weil neben der Stadt auch der Kreis Stormarn Schlosseigentümer ist, hatten sich alle Bewerber präsentiert. Das Gremium sprach eine Empfehlung aus. Die Entscheidung fällte dann der Hauptausschuss. Das Thema wurde in den Gremien im nicht öffentlichen Teil besprochen, weil es sich um Vertragsangelegenheiten handelt.

Die Suche nach einem neuen Betreiber war nötig geworden, nachdem die Stadt den Pachtvertrag mit dem jetzigen Ende 2016 zum 30. September gekündigt hatte. „In beiderseitigem Einvernehmen“, sagt Anke Conradi von der Schlossverwaltung. 2001 hatte Michael Giffey, der einen großen Party- und Veranstaltungsservice in Rahlstedt betreibt, die Regie im Schlossrestaurant übernommen. Conradi: „Nachdem ein Partner abgesprungen war, hat die Restaurantleitung in zwei Jahren viermal gewechselt. Damit waren wir und auch Herr Giffey nicht zufrieden.“ Das Schlossrestaurant schließt bereits am 1. September.