Tremsbüttel/Kiel. Gemeinde plant neue Wohnungen, neue Flächen zur Gewerbe-Ansiedlung und Sportstätten. Doch Kiel meldet zumindest teilweise Bedenken an.

Die Gemeinde Tremsbüttel kann ihre Pläne zur Weiterentwicklung des Ortes nicht wie gewollt umsetzen. Sie hatte ein Konzept erarbeitet, um den Bau von Wohnungen und Häusern sowie die Ausweisung neuer Gewerbeflächen voranzutreiben. Auch die Umgestaltung von Sportflächen in der 2026 Einwohner zählenden Stormarner Kommune steht auf der Agenda. Doch zumindest in Teilen ist das Land nicht einverstanden mit den Wachstumsplänen.

Das Dorf nahe Bargteheide will – wie andere Städte und Gemeinden auch – dem enormen und stetig steigenden Siedlungsdruck aus Hamburg begegnen. Immer mehr Menschen zieht es aus der Metropole, in der Wohnraum und Grundstücke oftmals überteuert angeboten werden, ins grüne und preisgünstigere Umland. Auch melden Unternehmen Interesse an, sich in Stormarn anzusiedeln. Oder ortsansässige Firmen wollen sich vergrößern und ihren Betrieb an den Rand der Gemeinde verlegen. Da das Land Schleswig-Holstein bei dem einen oder anderen Punkt Bedenken zu den ambitionierten Wachstumsplänen äußerte, haben die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses nun für eine Begrenzung der zu bebauenden Flächen gestimmt.

Zunächst sollen Baulücken geschlossen werden

Die nächstgelegene Bahn-Anbindung von Tremsbüttel: Der Bahnhof Kupfermühle
Die nächstgelegene Bahn-Anbindung von Tremsbüttel: Der Bahnhof Kupfermühle © Birgit Jaklitsch

Beate Domin ist in Kiel zuständig für die Regionalentwicklung des Landes. Sie stattete Tremsbüttel vor einigen Wochen einen Besuch ab. Machte sich bei einer Ortsbegehung einen eignenen Eindruck von den Begebenheiten im Ort und den möglichen Folgen der Pläne der Politik. Grundsätzliche Einwände äußerte sie dabei nicht, doch solle Tremsbüttel in deutlich geringerem Maße wachsen als angestrebt. Konkret: Um den Landschaftsverbrauch so gering wie möglich zu halten, sollen zunächst Baulücken geschlossen werden. Zusätzlich sollte eine höhere Bebauung in Betracht gezogen werden.

„Es geht hier nicht um konkrete Maßnahmen, sondern um einen Plan“, sagt Jörg Müller, der Vorsitzende des Bau- und Umweltausschusses der Gemeinde. „In der Zukunft wollen wir kleinere Wohnungen bauen, um dem demographischen Wandel gerecht zu werden. Statt Einfamilienhäuser werden Alternativen für die immer älter werdende Gesellschaft benötigt.“

Ortsteil Sattenfeld: Neubauten nur bei Eigenbedarf zulässig

Flächen außerhalb des Ortskerns kommen jedoch nicht in Betracht. So wie beispielsweise im Ortsteil Sattenfelde. Dort sind Neubauten nur bei Eigenbedarf zulässig. Die bisherige Planung sei für die örtlichen Verhältnisse zu groß angelegt. Zu groß sei auch das angestrebte Gewerbegebiet mit einer Fläche von 15 bis 20 Hektar. Erhebliche Bedenken meldete Joachim Schulz von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises an. Zu sehr würde die Landschaft angesichts des Vorhabens beeinträchtigt. Da Tremsbüttel keine „zentralörtliche Funktion“ habe, müsse sich die Gemeinde einschränken. Lediglich zwei bis drei Hektar seien denkbar.

„Wir wollten für unsere ansässigen Betriebe Platz für eine Erweiterung schaffen. Und ihnen die Möglichkeit geben, an den Ortsrand auszuweichen,“ sagt Jörg Müller. „Wir haben eine konkrete Anfrage erhalten. Dieses Unternehmen musste sich nun allerdings aus Zeitmangel umorientieren und ist an einen anderen Standort abgewandert.“

Anwohner sagen, Weg zur Autobahn ist nicht ungefährlich

Ländliche Idylle: Ein Bauer bei der Bewirtschaftung von Flächen nahe Tremsbüttel
Ländliche Idylle: Ein Bauer bei der Bewirtschaftung von Flächen nahe Tremsbüttel © Birgit Schücking

Ebenfalls umdenken muss die Gemeinde beim Bau eines neuen Sportplatzes. Drei neue Sportplätze und eine neue Halle waren für den TSV Tremsbüttel im Gespräch. Die jetzige Lage in der Ortsmitte sei aus Lärmschutzgründen ungünstig, sagt Müller. In der Nähe der Sportanlagen sei keine Wohnbebauung möglich. „Es wird eine Kombination aus Gewerbe- und Sportflächen am Ortsrand neben der Autobahn geben“, so der Ausschussvorsitzende. „Wann das jedoch umgesetzt wird, ist noch unklar. Noch ist die Halle gut in Schuss und muss nicht abgerissen werden.“

Die Umsiedlung direkt neben die Autobahn 21 sehen einige Anwohner jedoch kritisch. Sie bemängeln die schlechte Erreichbarkeit und die erhöhte Lärmbelastung. „Jetzt ist der Platz in der Ortsmitte ohne Probleme mit dem Fahrrad zu erreichen“, sagt Norbert Nattkemper. „Doch der Weg zur Autobahn ist nicht ungefährlich. Außerdem sind erhebliche Kosten mit dem Bau verbunden.“

Vorentwurf wird erarbeitet, Bürger werden beteiligt

Um die geplante Umsiedlung zu verhindern, will Nattkemper zusammen mit Wilhelm Prinz und Rolf Lindner eine Bürgerinitiative gründen. Er sagt: „Wir waren bereits mit einer Initiative erfolgreich, die gegen eine Verbreiterung der Fahrbahn gekämpft hat. Nun retten wir den alten Sportplatz. Neben dem jetzigen Gelände ist noch genug gemeindeeigene Fläche, die genutzt werden kann.“ Das Verfahren sei noch lange nicht so weit, dass der Bau beginnen könne, schränkt Jörg Müller ein.

Als ersten Schritt folgten die Mitglieder des Ausschusses nun mit sieben zu zwei Stimmen den Empfehlungen der Landesregierung. Nun wird ein Vorentwurf erarbeitet, zuständige Behörden und die Bürger werden an diesem Verfahren beteiligt. Erst nach der abschließenden Auswertung, erst, wenn Stellungnahmen vorliegen, kann der Flächennutzungsplan von der Gemeindevertretung beschlossen werden.