Warum lieben Stormarner ihre Heimat? Das erfahren Sie regelmäßig in der Abendblatt-Serie „Liebeserkläung an...“ Heute: Büttenwarder.
Sven Walser: „Das Dorf ist reinste Fantasie und ein großes Geschenk“
Büttenwarder, das ist jetzt sicher ein Schock, gibt’s nicht. Oder doch. Aber nur in der Fantasie. Zunächst in der des Autors, der Redakteurin, des Produzenten. Dann kommen immer mehr Tagträumer hinzu. Der Regisseur, wir Schauspieler, das Team. Wenn der Film fertig ist, auch noch die vielen vielen Zuschauer und Fans. Würden all diese Menschen unser Dorf bewohnen oder auch nur besuchen wollen, es ginge zu wie auf einem Ameisenhaufen. Aber Büttenwarder ist reinste Fantasie, die Herz, Kopf und Bauch erfreut. Und in der unsere Figuren für die Zeit, in der wir sie spielen, wahr werden. In der Fantasie, die dafür sorgt, dass Brakelmann, Adsche, Kuno und wie sie sonst alle heißen, tatsächlich scheinen. Ist die Flimmerkiste aus, sind wir nicht mehr existent. Büttenwarder ist ein kleines, unbedeutendes Fantasiedorf. Büttenwarder ist ein großes Geschenk für mich und hoffentlich für viele Menschen im Norden und anderswo. Büttenwarder forever! (Sven Walser spielt seit 1997 den Stallknecht Kuno)
Helga Struwe: „Ein verborgener Schatz“
Die Wege in Büttenwarder sind perfekt „op’n Drahtesel“ erkundbar. Das findet Helga Struwe, die regelmäßig Radtouren zu den Sehenswürdigkeiten des besonderen Dorfes anbietet. Da geht es zum Hof Brakelmann, rund um den Dorfteich, zu den verschiedenen Bürgermeisterhäusern und – natürlich – zum Dorfkrug. „Wer noch fit ist, mit dem fahre ich auch noch zum Pflegeparadies ‘Alte Eichen’, in dem Onkel Krischan lebt“, sagt Helga Struwe. Für sie ist Büttenwarder ein verborgener Schatz, den sie bei jeder Tour selbst wieder gern entdeckt. Die nächsten Büttenwarder-Touren, bei der so bummelig (wie Adsche sagen würde) 35 Kilometer zurückgelegt werden, finden am 11. und 25. Juni statt. Nähere Infos gibt es unter Telefon 04154/59 85 342 und im Internet unter www.opndrahtesel.de
Diana Schulte-Kellinghaus: „Ein Ort der liebenswerten Fantasie“
Es ist Sommer, es ist warm, die Bienen summen, der Kuhmist stinkt – und ich darf in Büttenwarder sein. Was an meinem Beruf könnte schöner sein? Fast ein halbes Jahr ist der Dreh nun schon vorbereitet. Von der ersten Idee zum fertigen Drehbuch, das ist ein langer Weg. Und dann endlich ist alles drehbereit und ich kann im Wagen sitzen und nach Schleswig Holstein fahren. Das Ankommen im Dorfkrug oder auf Brakelmanns Hof ist wie nach Hause kommen. Die Teammitglieder sind über die Jahre zur Familie geworden. Jeder kennt jeden – wir haben viel miteinander erlebt. Bei Wind und Wetter in der Göbengarster Marsch gestanden, in der Dulder Au Autobatterien versenkt und am Dorfteich sinniert. Büttenwarder ist tatsächlich zur zweiten Heimat geworden, einem Ort der liebenswerten Fantasie, an dem es grenzenlose Natur, wenig Modernität und verdammt originelle Figuren gibt. Schon seit Monaten, den ganzen kalten Winter hindurch, keimt die Vorfreude – bald geht es wieder raus aufs Land, raus zum ungewöhnlichsten Ort im Norden: nach Büttenwarder. (Diana Schulte-Kellinghaus ist
seit zehn Jahren Redakteurin der Serie beim NDR.)
Ulfert Becker: „Büttenwarders Soundtrack ist einzigartig!”
Das ist Büttenwarder
Büttenwarder ist ein magischer Ort. Und wie das mit magischen Orten so ist, taucht er nur für ein paar Tage im Jahr auf; ansonsten ist er unsichtbar. Zum Glück weiß ich immer ziemlich genau, wann diese erlesenen Tage sind – dank einer Zauberschrift, die sich „Drehplan“ nennt. Wenn es also soweit ist, breche ich auf aus der großen Stadt Hamburg und fahre eine knappe Stunde, um das alljährliche Wunder „Büttenwarder“ zu erleben. Offiziell rein beruflich. Ich bin nämlich so eine Art „Chronist“ des Dorfes und darf damit einen Teil meiner Brötchen verdienen. Aber – Pssst! Verraten Sie es nicht meiner Redakteurin! Sonst drückt sie mein Honorar! – es ist immer wieder ein Glück für mich, dorthin zu kommen! So viele Gründe könnte ich hier dafür anführen: Landschaft, Leute, Lütt & Lütt… Heimat auch: Ich komme ursprünglich „nüch so weit davon wech“… All das – und noch Vieles mehr. Aber eines ist da, das mich vom ersten Moment an immer wieder besonders in den Bann schlägt: Das Vogelzwitschern im Sommerwind, das Reihern (oder wie nennt man das?) der Kraniche im Moor, der Gesang des Erlentrillichs und seiner Artgenossen im nahen Wäldchen… Diesen Soundtrack gibt es nur hier, in Büttenwarder! Ich mache immer eine kurze Tonaufnahme davon mit dem Handy – und sende sie kommentarlos an meine Redakteurin. Es ist inzwischen so eine Art Ritual für uns geworden. Sie weiß dann: Alles ist gut – Büttenwarder ist wieder da. (Ulfert Becker hat seit 2005 für den NDR etliche Beiträge zum Thema „Büttenwarder“ gemacht und zwei Bücher über die Serie geschrieben.)
Ralf Breisacher: „Mehr Frauen für Büttenwarder!”
Wäre Grönwohlds Bürgermeister Ralf Breisacher der Chef von Büttenwarder, würde er als erste Amtshandlung die Landwirtschaft besser strukturieren. „Damit Adsche und Brakelmann nicht mehr so viele Geldsorgen haben”, sagt Breisacher. Und lachend fügt er hinzu: „Außerdem würde ich den Frauenanteil im Dorf nachhaltig erhöhen.“ Obwohl viele Büttenwarder-Szenen in Breisachers Revier spielen, sieht er nur wenige Parallelen zur Realität. Die Charaktere seien stark überzeichnet. „Aber gerade deshalb ist Büttenwarder ja ein sehr unterhaltsames Fleckchen Erde“, so Breisacher. Seit einigen Jahren trägt die Auffahrt zu seinem Haus den Namen „Schönbiehl Twiete“. Schönbiehl heißt der ehemalige Büttenwarder Bürgermeister. So steckt auch jenseits aktueller Dreharbeiten immer ein bisschen Büttenwarder in Grönwohld. (Ralf Breisacher ist Bürgermeister von Grönwohld und damit Amtskollege von Büttenwarders aktuellem Bürgermeister Griem.)
Heinz Niemeyer: „Wir gehören dazu!”
Heinz Niemeyer wohnt gleich gegenüber vom Büttenwarder Dorfkrug. Dort verbringt der Ex-Bürgermeister von Grönwohld auch die meiste Zeit. Natürlich nur, weil es das Drehbuch so verlangt. Der 83-Jährige ist seit der ersten Stunde Einwohner des Fernsehdorfes. „Wir sind insgesamt fünf Stamm-Komparsen”, erzählt Niemeyer. Sie sitzen, stehen oder gehen im Hintergrund, während Adsche (Peter Heinrich Brix) und Kurti (Jan Fedder) im Vordergrund ihre hintersinnigen Geschichten erleben. Heinz Niemeyer lieh ihnen schon seinen Trecker und seinen alten Opel Vectra aus, stellte sein ganzes Haus für Dreharbeiten zur Verfügung. „Die Büttenwarder-Zeiten sind immer eine tolle Abwechslung zum Alltag”, so Niemeyer. Er mag das erfundene Dorf. „In Wirklichkeit sind wir aber nicht so eigensinnig, wie es dort scheint”, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. (Der 83-jährige Heinz Niemeyer (v.l.) steht auf dem Foto neben zwei Pappfiguren der Schauspieler Jan Fedder und Peter Heinrich Brix)