Tremsbüttel/Kiel. Die Akzeptanz für das Jahrhunderprojekt überwiegt laut einer neuen Studie deutlich. Im Schloss Tremsbüttel wurde diese vorgestellt.

Die Pläne für eine feste Fehmarnbeltquerung spalten seit Jahren die Norddeutsche Bevölkerung – vor allem in unmittelbar betroffenen Regionen wie dem Kreis Stormarn. Jetzt belegt eine Studie: Die Akzeptanz ist innerhalb der Bevölkerung deutlich höher als die Ablehnung.

Vorgestellt wurde die vom Verein Beltoffen mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schleswig-Holstein und Belt Development in Auftrag gegebene Umfrage am Freitag im Schloss Tremsbüttel. Der Ort war bewusst gewählt. Er liegt unweit des Kreuzes Bargteheide. Dort, wo sich die Autobahnen A 1 und A 21 treffen – und damit an der wichtigsten Trasse zwischen Hamburg und der künftigen Querung auf Fehmarn.

Männer haben mehr für das Projekt übrig als Frauen

Die Ergebnisse der repräsentativen Studie überraschen. 43 Prozent der Befragten befürworten eine feste Fehmarnbeltquerung. Weitere 28 Prozent sind dem Projekt generell wohl gesonnen. Nur 19 Prozent lehnen die Beltquerung kategorisch ab. In der öffentlichen Wahrnehmung dominierte bislang meist der Protest gegen den geplanten Tunnel zwischen der Insel Fehmarn und dem dänischen Lolland.

Einer der Befürworter ist Björn Prölß, Vorsitzender des Vereins Beltoffen, der die Studie in Auftrag gegeben hat: „Das Ergebnis ist bemerkenswert“, sagte der 44-Jährige. So hätten die Menschen zu einem großen Teil erkannt, dass Europa durch die Beltquerung zusammenwachse, die Vorteile überwiegen. Dennoch sieht Prölß noch Handlungsbedarf bei der Aufklärung und Vermittlung positiver Aspekte.

Die Studie befasste sich auch mit den Gründen für die Haltung der Befragten. Demnach hatten neben dem „europäischen Gedanken“ auch die Erwartungen an eine Modernisierung der Verkehrswege, bessere Bedingungen für Pendler und eine Verkürzung der Reisezeiten den größten Einfluss auf die Entscheidung. Und auch einen weiteren Aspekt zeigte die Befragung: „Die Personen, die sich gut informiert fühlten, haben eine deutlich höhere Akzeptanz für das Projekt“, sagte Dr. Heiko Lehmann, Manager beim Marktforschungsunternehmen Ipsos. Tendenziell hatten Männer mehr für die Beltquerung übrig als Frauen, ältere Menschen stehen dem Tunnel positiver gegenüber als jüngere.

Befürworter sehen großes Potenzial für den Arbeitsmarkt

Positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, das Entstehen einer neuen Wirtschaftsregion, Impulse für den Einzelhandel sowie den Tourismus haben Lehmann zufolge ebenfalls ein hohes Potenzial, die Zustimmung zum Tunnel zu steigern: „Bei diesen Themen liegt zugleich das größte Potenzial – wenn es gelingt, den Menschen glaubhaft zu vermitteln, dass auch nach der Bauphase der Arbeitsmarkt eine nachhaltige Belebung erfährt.“

Die Befürworter erwarten diesen Anstieg vor allem durch Ansiedlung von Unternehmen und das Entstehen neuer Gewerbegebiete in der neuen gemeinsamen Wirtschaftsregion. Dagegen befürchten diejenigen, die das Projekt ablehnen, in erster Linie negative Auswirkungen auf die Umwelt und einen Anstieg des Verkehrsaufkommens entlang der Fehmarnbeltachse.

Aus Sicht der Wirtschaft bestätigen die Ergebnisse der Befragung die bisherigen Erkenntnisse, dass die Zustimmung in Schleswig-Holstein noch höher ist als in der Hansestadt Hamburg, die von der neuen Achse profitieren würde. „Die Zustimmung zum Projekt ist in Schleswig-Holstein um sechs Prozentpunkte höher als in der Metropole. Dieser Wert belegt die hohe Akzeptanz und die Erwartungen an das Jahrhundertbauwerk bei uns im Norden“, sagte Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein.

Investoren wollen Akzeptanz durch Transparenz steigern

Die Studie liefert den Belt-Befürworter neue Ansatzpunkte für eine bessere Überzeugungsarbeit. An runden Tischen soll weiter mit den Vorteilen geworben werden. Stig Rømer Winther von Femern Belt Development aus Dänemark: „Wir werden offen kommunizieren und die Fragen der Bürger und der Wirtschaft beantworten. Auf diese Weise werden wir die Wahrnehmung des Projektes und seiner Chancen erhöhen sowie den Menschen in der Region Ängste nehmen.“

Eine Frage lässt die Studie jedoch unbeantwortet: Wie stehen die Menschen in den unmittelbar betroffenen Gebieten wie Stormarn, Ostholstein oder dem Kreis Herzogtum-Lauenburg zur Beltquerung? Die Auswirkungen dürften dort mehr zu spüren sein als auf Sylt oder in Glückstadt.