Lasbek/Pölitz. So lautet die Antwort aus Kiel auf einen Brandbrief des Bürgermeisters. Anwohner klagen über ruinierte Reifen und verschrammte Felgen.

Ruinierte Reifen, verschrammte Felgen, Schäden an Stoßdämpfern oder Stoßstangen, weil das Auto auf dem Asphalt aufgesetzt hat – die Liste der Beschwerden, die den Pölitzer Bürgermeister Martin Beck (CDU) erreichen, ist lang. Und sie ist nur ein Teil des Ärgers über die marode Landestraße 88 zwischen Barkhorst in Lasbek und dem Pölitzer Ortsteil Schmachthagen.

„Diese Straße ist bei uns ständig Thema“, sagt Martin Beck, der eine Auswahl von Beschwerde-E-Mails zusammen mit einer Fotodokumentation und einem Brandbrief an das Verkehrsministerium in Kiel geschickt hat. Denn seit Jahren, insbesondere seitdem ein Sturm 2015 Linden der Allee entwurzelt und den Asphalt teilweise augerissen hat, hoffen viele Menschen in den Gemeinden auf eine Sanierung der Straße.

Vorerst keine Sanierung in Aussicht

Bislang ohne Erfolg. „Somit habe ich auch dieses Mal nicht mit einer positiven Antwort gerechnet“, sagt Beck resigniert. In dem Antwortschreiben, das von Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) unterzeichnet ist, heißt es nun: „Auch wenn keine Zweifel an der Sanierungsbedürftigkeit der L 88 bestehen, kann ich – bei allem Verständnis für Ihr Anliegen – vorerst keine Sanierungsmaßnahme in Aussicht stellen.“

Die Begründung kennt der Bürgermeister, hat sie die Jahre zuvor immer wieder gehört. Weil knapp ein Drittel des rund 3600 Kilometer langen Landesstraßennetzes dringend sanierungsbedürftig ist, müsse das Land Prioritäten setzen. Da laut einer Verkehrszählung täglich nur etwa 500 Autofahrer die L 88 benutzen und die Landesstraße keine Netzfunktion habe, also zentrale Orte verbindet, gehört sie nicht zu den „prioritären Straße“, heißt es in der Antwort aus dem Ministerium.

Doch für die Menschen in den umliegenden Dörfern bedeutet das, weite Umwege in Kauf nehmen oder über die Schlaglochpiste fahren zu müssen. Geht dabei das Auto kaputt, bleiben die Menschen auf den Kosten sitzen. So beklagt ein Einwohner einen kaputten Reifen und eine kaputte Felge. Schaden: 900 Euro. Ein anderer Autofahrer berichtet dem Bürgermeister von einer abgerissenen Aufhängung der Vorderachse. „Zudem erzählten mir Einwohner von kaputten Stoßdämpfern und Reifen“, sagt Michael Beck. Einige Bürger haben sogar die Rechnung für die Reparatur an den Straßenbaulastträger, also das Land, gestellt – jedoch ohne Erfolg.

Autofahrer forderten Schadenersatz

Harald Haase, Sprecher des Verkehrsministeriums: „In der Vergangenheit gab es auch schon Schadenersatzforderungen.“ Klagen hätten indes keine Aussicht auf Erfolg. Denn die Autofahrer müssten ihre Fahrweise laut Straßenverkehrsordnung den Gegebenheit anpassen. Und die sind auf der L 88 nun einmal offensichtlich.

Auch der ADAC spricht vom sogenannten „Sichtfahrgebot“, insbesondere auf ländlichen Straße. „Das heißt, ich muss so fahren, dass ich immer die Möglichkeit habe, vor Schäden zu bremsen“, sagt Christian Hieff, Sprecher des ADAC Hansa in Hamburg. Auch er sieht für Autofahrer kaum Chancen, den Baulastträger in Regress nehmen zu können. „Natürlich ist jeder Fall anders. Beispielsweise ist die Sachlage auf einer Autobahn anders als auf einer ländlichen Straße“, sagt Hieff. Zwar habe beispielsweise das Land eine Verkehrssicherungspflicht, die sie beispielsweise durch regelmäßige Kontrollen erfülle. „Wir raten nur Autofahrern mit Rechtsschutzversicherung zu einer Klage, da die Gefahr, auf den Kosten sitzen zu bleiben, groß ist. Zudem sollten sich Autofahrer die Fragen stellen, ob es sich lohnt – schließlich trägt das Land oft nur eine Mitschuld.“