Stapelfeld. Mietgärten für eigenes Gemüse gibt es in den unterschiedlichsten Varianten: Drei Beispiele aus Stapelfeld, Jersbek und Zarpen.
In Stormarn gibt es auch ohne eigenen Garten Möglichkeiten, seinem Gemüse beim Wachsen zuzuschauen. Wer selbst aktiv werden möchte, kann sich in Stapelfeld ein Stück Feld mieten. Dort hat die Firma „Meine Ernte“ bereits mehr als 20 Gemüsesorten gepflanzt.
„Mrs Smoothie“ und „Die Feldhasies“: So nennen die Hamburgerinnen Jessica Schmid, Relana Wittenhagen und Sonja Thie liebevoll ihre Parzellen. Sie gehören zu den 100 Gärtnern, die 5000 Quadratmeter Feld von Bauer Delfs beackern wollen. „Ein Stückchen heile Welt“ hat „Meine Ernte“ laut Eigenwerbung zum sechsten Mal in Stapelfeld vorbereitet. Dort gedeihen Zwiebeln und Pak Choi, Buschbohnen und Steckrüben, Rucola und Radieschen. „Wir haben den Garten zum zweiten Mal“, sagt Sonja Thie. „Ich habe nach einem Gegenpol zu meinem Bürojob gesucht und wollte mich über das Hacken und Unkrautzupfen entspannen. Gar nicht gerechnet habe ich mit den Mengen an Gemüse, die wir ernten konnten. Ich habe einen Teil sogar im Büro verkauft.“
Knapp 200 euro für ein kleines, 169 für ein Familienbeet
Der Spaß beginne bereits zu Hause auf der Fensterbank, wo die kleinen Pflanzen vorgezogen werden. Wenn dann die Früchte reifen, sei das ein tolles Gefühl. „Bis auf Champignons mussten wir kein Gemüse im Supermarkt kaufen“, sagt Thie und fügt mit einem Zwinkern hinzu: „Wenn wir auch noch Hackfleisch anbauen könnten, wäre auch mein Mann zufrieden.“
Gemüse wächst auch auf dem Balkon
Der Gartenspaß kostet 199 Euro für ein kleines und 369 Euro für ein Familienbeet. Für diesen Preis übernimmt die Firma alle logistischen Aufgaben wie die Abrechnung und auch die Kundenbetreuung. Für das Pflügen, Düngen, Säen und Pflanzen sind Bauern als Kooperationspartner zuständig. Werkzeug und Wasser zum Gießen ist ebenfalls vorhanden.
Alle Zwei Wochen eine Gärtner-Sprechstunde
Das Rundum-Sorglos-Paket beinhaltet eine Gärtner-Sprechstunde alle zwei Wochen sowie einen Newsletter mit Tipps zum Hegen und Pflegen der Pflanzen. „Wir schicken zum Beispiel Fotos verschiedener Unkräuter, damit nicht die falschen Pflänzchen ausgezupft werden“, sagt Natalie Kirchbaumer, Mitgründerin von „Meine Ernte“. Viele Städter hätten zu Beginn wenig Erfahrung.
Dafür aber jede Menge Lust an der Natur. So auch Peggy Mattelson und ihr Sohn Lasse (6). Sie leben in einer Mietwohnung in Hamburg-Rahlstedt. Während sich Lasse vor allem auf die ersten Erdbeeren freut, geht es seiner Mutter auch um pädagogische Werte. „Ich finde es toll, gemeinsam etwas an der frischen Luft zu unternehmen“, sagt Peggy Mattelson. „Außerdem ist es mir wichtig, dass Lasse die Arbeit schätzen lernt. Gemüse wächst nicht im Supermarkt.“
Die Idee spreche ein breites Publikum an, so Natalie Kirchbaumer. An 26 Standorten bundesweit seien von jungen Erwachsenen über Familien bis Rentnern 3000 unterschiedliche Gartenliebhaber vertreten. Während einige vor allem günstiges und gesundes Gemüse möchten, sähen andere den Anbau als eine Art Therapie: Gärtnern mache einfach glücklich.
„Meine Ernte“: Hof Delfs, Hauptstraße in Stapelfeld, www.meine-ernte.de
„Projekt Vielfalt“ bietet biologischen Anbau in Jersbek
Wer Bio-Gemüse ernten, aber nicht pflegen möchte, kann dies in Jersbek tun. Dort haben sich Gesche und Florian Timm ein Paradies geschaffen. Auf 1,3 Hektar wachsen Blumen, Kräuter und Gemüse, die das Ehepaar anbaut. Sie möchten den Menschen die Möglichkeit geben, die Natur mit allen Sinnen zu genießen. Denn ernten können die Kunden im „Projekt Vielfalt“ selbst. Ein Plan zeigt die reifen Sorten und Preise. Kohlrabi und Fenchel werden stückweise bezahlt, Himbeeren nach Schalen und Kräuter sowie Blumen mittels einer Schablone abgemessen. Bezahlt wird in eine Kasse, die auf einem Tisch steht. Ehrlichkeit ist das erste Gebot. Im Sommer ist der Garten mit kleinem Spielplatz auch für Familien ein beliebtes Ausflugsziel.
Projekt Vielfalt: Allee 32 in Jersbek, www.projekt-vielfalt.de
Solidarische Landwirtschaft startet neu in Zarpen
Ein ganz besonderes Konzept möchte Michael Polanski in Zarpen etablieren: Dort entsteht die erste solidarische Landwirtschaft (Solawi) in Stormarn. Die Verbraucher übernehmen monatlich mit 70 Euro einen Teil der Gesamtkosten des landwirtschaftlichen Betriebs. Im Gegenzug erhalten sie ein Jahr lang wöchentlich frisches Obst und Gemüse, welches sie abholen können. Es sind Depots in Zarpen, Bad Oldesloe und Bargteheide geplant. In der Solawi werden auch die Entscheidungen geteilt. Die knapp 50 Kulturen für die aktuelle Saison wurden von den mittlerweile 43 Mitgliedern ausgesucht.
Solidarische Landwirtschaft „Junges Gemüse“: Michael Polanski, T. 0157/32 37 23 74, E-Mail gemuesemicha@posteo.de