Lütjensee hat es geschafft, andere Kommunen in Stormarn müssen noch warten. Ein Überblick über den Glasfaserausbau im Kreis.

Surfen im Schneckentempo und lange Ladezeiten der Internetseiten – das ist für viele Gemeinden in Stormarn vorbei. Ein neues Zeitalter hat angefangen: Der Breitband-Ausbau mit Glasfaserkabel direkt bis ins Haus schreitet in Stormarn zumindest langsam voran. Vor knapp zwei Jahren setzte sich die Vereinigten Stadtwerke Media GmbH (VS Media) das Ziel, als regionaler Versorger Stormarn in den nächsten drei bis fünf Jahren großflächig an das Glasfasernetz anzuschließen. Waren es 2015 nur 40 Gemeinden und Gemeindeteile im Kreis, so sind es mittlerweile 65 Gemeinden, Ortsteile und Bauabschnitte in den Städten.

Aber wer hinkt noch hinterher? Das sind momentan die mittleren bis größeren Gemeinden, wie zum Beispiel Ammersbek und Barsbüttel. Auch in Lütjensee stand das Ausbau-Projekt lange Zeit auf der Kippe, da die Anschlussquote nicht erreicht wurde. Nun gibt es aber trotzdem grünes Licht: Lütjensee bekommt den Breitbandausbau.

Gewerbebetriebe sind auf schnelles Internet angewiesen

Im Kreis Stormarn gibt es verschiedene regionale Anbieter, die mit unterschiedlichsten Angeboten für schnelleres Internet werben. Den größten Teil Stormarns deckt allerdings die VS Media mit Sitz in Nusse ab. Ihre Erfahrung: Dort, wo das schnellere Internet womöglich am meisten gebraucht wird – nämlich in den großen und gewerbestarken Gemeinden – wird die Anschlussquote meistens nur sehr langsam und nur mit einigen Hürden erreicht. Kleinere Gemeinden profitierten hingegen schon lange von ihrem Angebot, können einwandfrei Filme über das Internet schauen oder sekundenschnell Fotos versenden. Grund sei, dass das Internet in den Dörfern vorher besonders schlecht gewesen sei. In den größeren Gemeinden ist es oftmals für viele Bürger im ersten Moment ausreichend.

+++ Warum sollte ich mich für einen Anschluss entscheiden – sechs Fragen an Expertin der Vereinigten Stadtwerke +++

In Lütjensee setzte sich Bürgermeisterin Ulrike Stentzler (CDU) seit November 2016 für den Ausbau des Glasfasernetzes im Ort ein. Sie sagt: „Wir bekommen Druck von den Gewerbetreibenden und brauchen dringend schnelleres Internet, da Firmen darauf angewiesen sind.“ Schnelleres Internet sei wichtig für die Vermarktung des Gewerbegebiets. Und die Gewerbesteuer sei schließlich eine der wichtigsten Einnahmequellen für die Gemeinde.

In Ammersbek gibt es noch Probleme mit der Quote

Bisher liegt die Anschlussquote bei 37 Prozent und nicht, wie gewünscht, bei 45 Prozent – 59 Verträge fehlen noch. Nachdem die Anmeldefrist im Dezember auf unbestimmte Zeit verlängert worden war, wird nun auch ohne Erreichen dieser Quote ausgebaut. Petra Grimm von der VS Media sagt auf Abendblatt-Nachfrage: „Wir fangen nun mit der Planung des ersten Bauabschnittes an, also Lütjensee-Nord und der Ortsteil Dwerkaten.“ Das geschehe gerade im Hinblick auf das Potenzial im neuen Gewerbegebiet und im weiteren Ort – aber auch, weil die VS Media inzwischen ein gut ausgebautes vorhandenes Netz habe.

Probleme mit der Anschlussquote hat noch die 9700-Einwohner-Gemeinde Ammersbek im Westen des Kreises. Die VS Media will 1,2 Millionen Euro in die Gemeinde investieren, dafür müssen aber 45 Prozent aller Haushalte einen Vertrag abschließen. Bürgermeister Horst Ansén sagt: „Die Gemeinde bemüht sich schon seit Längerem um den Ausbau der Infrastruktur, auch um die Wettbewerbsfähigkeit des Ortes zu erhalten.“ Ammersbek soll entweder über die Schiene Timmerhorn/Klein Hansdorf/Jersbek oder über Delingsdorf angeschlossen werden. Die geforderte Anschlussquote soll eigentlich bis zum heutigen 29. April erreicht sein. Die Aussichten sind bisher nicht so rosig: Beim ersten geplanten Bauabschnitt Schäferdresch liegt die Quote erst bei 14 Prozent, im zweiten Bauabschnitt Rehhagen bei 17 Prozent.

In Großhansdorf hat es lange gedauert, bis es losging

In Barsbüttel scheint das Interesse an schnellerem Internet auch noch nicht allzu groß zu sein. Die VS Media plant zwar rund acht Millionen Euro in die Breitbandtechnik der 13.000-Einwohner-Gemeinde zu investieren – erst in die Ortsteile Stellau, Stemwarde und das Gewerbegebiet an der Autobahn 1 – doch auch hier liegt die Anschlussquote unter den geforderten 45 Prozent. Die Anmeldefrist endete am 21. April. Für Stemwarde liegt die Anschlussquote bei 16 Prozent, es fehlen noch 82 Verträge. In Stellau sind es ebenfalls erst 16 Prozent, es fehlen 142 Verträge. Nun wurde die Frist verlängert. Die anderen Ortsteile von Barsbüttel sollen 2018 in Angriff genommen werden.

Ähnlich wie in Lütjensee hat das Projekt Breitbandausbau in Großhansdorf auch seine Zeit gedauert. Nun haben aber die Stadtwerke Geesthacht die Firma Wasser- und Verkehrs-Kontor (WVK) mit dem Ausbau des Breitbandnetzes beauftragt. Die Gemeinde unterstützt das Projekt mit 135.000 Euro. Knapp zwei Jahre sind seit Planungsbeginn vergangenen. Anfangs war sich Bürgermeister Janhinnerk Voß nicht sicher, ob sich das Projekt realisieren lasse. 400 Haushalte haben sich im ersten Bauabschnitt für einen Anschluss entschieden. Die Anschlussgebühr liegt bei 290 Euro. Wenn der Bagger am Haus vorbei ist, wird es mit 990 Euro deutlich teurer. Die Arbeiten im Großhansdorfer Norden sollen im Herbst abgeschlossen sein. Im Ortsteil Schmalenbeck wird eine erste Trasse bereits gebaut. Pressesprecherin Carolin Wettern sagt: „Ab 2018 wird das Interesse der Anwohner in Schmalenbeck abgefragt und je nach Resonanz erste Straßenzüge angeschlossen.“

Vorreiter in Sachen schnelles Internet sind sehr kleine Gemeinden wie Badendorf und Klein Wesenberg im Norden Stormarns. So wurde Badendorf im Dezember 2016 als letzter Ort im Amt Nordstormarn an das superschnelle Glasfasernetzkabel angeschlossen. In Nordstormarn hatte es im Frühjahr 2012 die erste Informationsveranstaltung gegeben. Die erste Gemeinde mit schneller Verbindung war Klein Wesenberg im März 2013. Nun haben die Vereinigten Stadtwerke die letzten Leitungen in Badendorf verlegt.

Die kleinen Gemeinden Klein Hansdorf und Timmerhorn, die zur Gemeinde Jersbek gehören, starten derzeit mit dem Ausbau der Glasfaserkabel. Pressesprecherin Petra Grimm sagt: „Die Mindestanschlussquote wurde gesenkt, und somit ist der Anschluss an das Gigabit-Netz gesichert.“ Für den Ausbau bis zur Inbetriebnahme werde normalerweise ein Jahr Bauzeit benötigt.

In Lütjensee soll es nun im Sommer mit dem Ausbau des Netzes losgehen. Bis dahin müssen sich die Lütjenseer noch gedulden.