Warum lieben Stormarner ihre Heimat? Das erfahren Sie in den „Liebeserklärungen an...“. Heute: Glinde.
Sie sind hier geboren und fest verwurzelt. Oder sie sind voller Überzeugung nach Stormarn gezogen, weil es ihnen hier so gut gefällt. Aber was genau ist es, das ihre Städte und Gemeinden so lebens- und liebenswert macht? Verena Künstner hat Glinder gefragt.
„Historischer Schatz und gutes Klima“
Sie hat wohl einen der schönsten Arbeitsplätze in Glinde: Silke Suck gehört die Blumenstube in der Dorfstraße. Nicht nur, dass die Floristin täglich von einem Blütenmeer umgeben ist, ihr Geschäft liegt auch noch in einer „der hübschesten Ecken Glindes“, wie Silke Suck findet. 100 Jahre alte sogenannte Deputatshäuser aus der Zeit Sönke Nissens säumen die Dorfstraße, die nicht für Autos zugelassen ist. Außerdem steht dort Glindes letzte erhaltene Reetdachkate. „Die Atmosphäre ist toll. Das liegt auch an den netten Menschen, die einem hier täglich begegnen“, sagt Silke Suck. Seit 15 Jahren lebt sie mit Mann und Hund in der Nähe ihres Ladens, den sie vor sechs Jahren übernommen hat. Dass Glinde immer weiter wächst, ist für die Geschäftsfrau von Vorteil. Jetzt fehle nur noch Unterstützung in Form einer Halbtagskraft. „Vielleicht ist ja jemand Passendes unter Ihren Lesern?“ Einen Versuch ist es wert: Wer Interesse hat, melde sich per Email unter service@blumenstuben.de
„Besser als jede Großstadt“
Ihre Kinder würden ihr nach einem Lottogewinn sofort eine Eigentumswohnung kaufen. Wo immer sie will. „Wenn, dann in Glinde“, sagt Helga Petzold daraufhin jedes Mal. Seit 40 Jahren lebt sie hier, und hier will sie auch bleiben. „Ich bin in Eppendorf aufgewachsen“, sagt sie. „Aber Großstadtleben war noch nie mein Ding.“ Erst zog sie mit ihrem Mann nach Norderstedt. Dann mit der Familie nach Glinde. „Die Größe ist genau richtig. Nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Menschen“, sagt die gelernte Textileinzelhandelskauffrau. „Einkaufsmöglichkeiten gibt es genug, wobei die Vielfalt hochwertiger Angebote früher größer war. Es wäre schön, wenn sich das wieder in diese Richtung entwickeln würde.“ Mit Hund Timmi geht Helga Petzold gern um den Mühlenteich herum oder im Gellhornpark spazieren. „Das ist jedes Mal wie ein kleiner, aber sehr erholsamer Urlaub“, schwärmt die Rentnerin.
„Natur und Kultur in gutem Einklang“
„Schulen, Ärzte, Spielplätze – das war alles da“, erklärt Zweifachmutter Maria Fleischer (l.) ihre Beweggründe, nach Glinde zu ziehen. Das ist eine Weile her, beinahe 40 Jahre schon. Die Kinder sind mittlerweile längst erwachsen. „Sie konnten hier in einer tollen Umgebung wunderbar groß werden“, sagt die Frau, die mittlerweile selbst sehr an Glinde hängt. Sie besucht gerne die Ausstellungen im Bürgerhaus und das Theater im Forum. Sie mag die Natur, die sie bei Sonnenschein auf dem Radwanderweg, der von Glinde über Stellau und Siek nach Trittau führt, erkundet. Auch ihre Jugendfreundin Regina Baumbach, die sie noch aus Großhansdorf kennt, kommt regelmäßig zu Besuch. Sie lebt seit 40 Jahren in Berlin. „Hier in Glinde verbringen wir immer lustige, gemeinsame Tage“, so die beiden Freundinnen.
Das ist Glinde
In Glinde teilen sich etwas mehr als 18.000 Einwohner rund 1121 Hektar Land. Das Wappen der Stadt, die zur Metropolregion Hamburg gehört, zeigt in der oberen Hälfte ein rotes Mühlenrad auf goldenem Grund. Die untere Hälfte zeigt ein durchgehendes, goldenes Schräggitter, dessen Zwischenräume mit je einem dreiblättrigen Kleeblatt gefüllt sind. Die Symbole erzählen die Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung Glindes seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1229. Das Schräggitter bezieht sich auf den Ortsnamen: „Glinde“ bedeutet „Bei der Umzäunung“.
Drei städtische Kindertagesstätten inklusive eines Horts, 26 Spiel- und Bolzplätze, zwei Grundschulen, eine Gemeinschaftsschule, ein Gymnasium und eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe machen aus Glinde einen familienfreundlichen Ort.
Auf dem Glinder Wochenmarkt , der mittwochs und sonnabends von 7 bis 13 Uhr stattfindet, stehen bis zu 46 Händler. Bereits seit 1971 wird an den beiden Tagen eine große Auswahl an vielen Artikeln geboten.
Vier denkmalgeschützte Hügelgräber: Das Grab im Engelspark, nahe der Möllner Landstraße, steht seit 1967 unter Denkmalschutz. Im Glinder Wald stadtaus-wärts liegt das Grab am Papen-dieker Redder (geschützt seit 1968). Seit 1985 ist das Grab im Park des Karolinenhofes an der Gutenbergstraße denkmalgeschützt, das Hügelgrab im Forst am Spitzwald seit 1990.
„Wandlung vom Dorf zur Stadt“
„Als wir hierher kamen, war Glinde noch ein Dorf“, sagt Dr. Claus Buchholz. 1980 war das, und „wir“, das waren er und seine Frau. „Die Arbeit war der Grund, weshalb wir uns für Glinde entschieden haben“, sagt der studierte Landwirt. Er war Abteilungsleiter in einem Glinder Unternehmen und wollte den Arbeitsweg so kurz wie möglich halten. Keine Herzensentscheidung also. „Doch wir haben uns sofort wohl gefühlt“, so der 69-Jährige. Mittlerweile ist die Einwohnerzahl Glindes um ein Vielfaches gestiegen. „Es hat sich einiges verändert. Aber das ist der Lauf der Zeit“, sagt Buchholz, der mittwochs und sonnabends gern auf den Wochenmarkt geht. Sein liebster Ort in Glinde ist sein eigener Garten. Dort baut er unter anderem Kartoffeln an. Hat er einen speziellen Tipp? „Ja: Stickstoffarm düngen. Dann schmecken die Kartoffeln ganz wunderbar!“
„Glinder sind herzliche Menschen“
Max (l.) macht Urlaub in Glinde. „Frido ist mein Cousin und Mandy meine Tante“, erklärt der Zehnjährige aus Neumünster. Er freue sich immer, sie für ein paar Tage zu besuchen. „Irgendwie sind die Leute hier viel netter“, sagt Max. Seine Tante Mandy Staeck lacht – und doch waren „die herzlichen Menschen hier“ auch für die 37-Jährige vor zehn Jahren ein Grund, von Hamburg nach Glinde zu ziehen. Außerdem unterrichtete sie schon damals am Glinder Gymnasium. „Leben und Arbeiten im selben Ort ist natürlich super“, so Mandy. Sie finde in Glinde nahezu alles, was man zum Leben braucht. „Und wenn nicht, ist Hamburg ja nur einen Katzensprung entfernt.“ In ihrer Freizeit spielt die zweifache Mutter im Glinder „Theoter ut de Möhl“ mit, das sich auf unterhaltsame Art und Weise dem Erhalt der niederdeutschen Sprache verschrieben hat.
„Auf Kindheitsspuren unterwegs“
Sie kennt Glinde aus ihrer Kinderzeit. Elke Wiechens ist hier geboren und kehrt auch immer wieder gern hierher zurück. Diesmal zu einem besonderen Anlass. „Heute wurde mein Vater 92. Zu den Geburtstagen trifft sich immer die ganze Familie“, sagt die 50-Jährige. Vier Geschwister hat sie, zwei davon leben im Ausland. Und sie lebt mit ihrem Mann in Geesthacht. „Dort waren die Preise damals, als wir ein Haus suchten, günstiger als in Glinde. Das war der einzige Grund, nicht in meine Heimatstadt zurück zu ziehen“, sagt Elke Wiechens. Ein bis zwei Mal in der Woche besucht sie ihren Vater und macht dabei gern einen Abstecher zur Glinder Au, einem rechten Zufluss der Bille. „Dort kann man wunderbar spazierengehen, die Natur genießen und abschalten.“ Das Zentrum empfindet sie als „ziemlich zugebaut“ – aber dennoch freut sie sich, dort hin und wieder Schulkameraden und Lehrern von früher zu begegnen.
„Perfekt für aktive Menschen“
Seit 37 Jahren ist Glinde das Zuhause von Barbara und Dietmar Linke. Davor war Hamburg die Heimat des Paares. „All zu weit wollten wir nicht von der Großstadt weg“, sagt Dietmar Linke. Er wollte seine Arbeitsstelle im Studio Hamburg, das in Jenfeld sitzt, gerne noch per Rad erreichen können. Von Glinde aus ist das in einer halben Stunde machbar. Heute muss der Rentner zwar nicht mehr zur Arbeit radeln, aktiv ist er aber nach wie vor. „Glinde ist wunderbar naturnah. Ich kann von der Haustür aus losjoggen“, so der 70-Jährige. Ehefrau Barbara ist in der Kirchengemeinde aktiv und spielt Trompete im Posaunenchor. Außerdem nutzt sie die vielfältigen Angebote des Glinder Sportvereins. Viele Freunde und eine gute Nachbarschaft bereichern das Leben der Linkes zusätzlich. Eines finden sie jedoch schade: „Früher gab es hier am Marktplatz ein gut sortiertes Kaufhaus“, so Barbara Linke. „Das vermissen viele Glinder.“