Ahrensburg. In Ahrensburgs Süden herrscht deutlich mehr Verkehr. Nun verlangen Anlieger und die CDU-Fraktion eine Machbarkeitsstudie.

Unzumutbar, sagen Anlieger über den Verkehr in der Ahrensfelder Dorfstraße: eine über Jahre stetig gewachsene Zahl von Autos, die auf der schmalen Hauptstraße durch Ahrensburgs südlichsten Stadtteil täglich unterwegs seien, und nur wenige hielten sich an das Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde.

Zwölf Prozent mehr Autos pro Tag auf der Dorfstraße

Karsten Ettling wohnt seit 1995 an der Dorfstraße und ist einer von denen, die direkt von der Verkehrsbelastung betroffen sind. Er weiß, dass nicht als Argument zählt, was subjektiv als Belastung empfunden wird, wenn es nicht mit objektiven Daten belegt werden kann. Deshalb hat der promovierte Physiker mit einer automatisierten Messmethode an repräsentativen Werktagen Fahrzeuge gezählt und die Daten analysiert. „Ich habe am 28. März und 4. April Tagesprofile erstellt und Mittelwerte gebildet“, sagt Ettling. Das Ergebnis lautet: Es sind 7400 beziehungsweise 7300 Fahrzeuge pro Tag, die auf der kurvigen Dorfstraße durch das Zentrum des Reiterdorfes Ahrensfelde an Ettlings Haus vorbeigefahren sind.

Für Ettling ist dies ein klarer Beleg dafür, dass sich das Verkehrsproblem weiter verschärft hat. Der CDU-Verkehrsexperte Eckehard Knoll, der die betroffenen Bürger berät, belegt dies mit Vergleichszahlen: 1986 querten 2000 Fahrzeuge am Tag Ahrensfelde, 2001 bereits 3700, 6000 im Jahr 2010, fünf Jahre später 6600, jetzt 7400. Knoll erinnert daran, dass Bürger aus der Siedlung Am Hagen, dem Waldgut Hagen und Ahrensfelde bereits 2011 mit einer Petition und 2012 in einer Resolution an Verwaltung und Politik mit 800 Unterschriften eine Südtangente forderten, die den Querverkehr über die 4,8 Kilometer zwischen Hamburger Straße (frühere B 75) und verlängertem Ostring mit A-1-Anschluss nicht mehr über den Bahnübergang Brauner Hirsch und durch besiedeltes Gebiet führt. Das Begehren blieb ohne Antwort.

Planung für die S4 belebte die Diskussion neu

Stattdessen beschloss der Bauausschuss im November 2015, die Südtangente nicht in den (noch immer nicht verabschiedeten) Flächennutzungsplan (FNP) aufzunehmen, der Ahrensburgs Entwicklung bis 2025/2030 vorzeichnen soll. Im gegenwärtigen FNP-Entwurf heißt es: „Für eine Südtangente gibt es derzeit keine positive verkehrsplanerische Empfehlung. Die ermittelten Konflikte erfordern vertiefende Untersuchungen, um die Diskussion mit Sachargumenten zu hinterlegen und eine finale Entscheidung herbeizuführen.“

Doch mit der Planung für den Ausbau der Bahntrasse für die S 4 Mitte der 2020er-Jahre wurde die Diskussion neu belebt. Kürzlich erfuhren Ahrensburgs Politiker aus dem Abendblatt, dass eine geplante Brücke anstelle des Bahnübergangs am Braunen Hirsch 18,1 Millionen Euro kosten und die Stadt entgegen früheren Erwartungen daran beteiligt würde – Ahrensburg müsste ein Drittel der Investitionssumme und alle Folgekosten allein tragen. Die CDU-Fraktion im Bauausschuss forderte daraufhin, eine Machbarkeitsstudie für die Südtangente in Auftrag zu geben. Die Begründung lautete, dass eine Bahnquerung weiter südlich (auf Höhe der nach Hamburg-Volksdorf führenden Eulenkrugstraße) mit neuer Straßenführung eventuell von Schleswig-Holstein als Landesstraße gebaut würde, was Ahrensburg von allen Kosten befreien könnte.

Im Bauausschuss am 5. April hatte Bauamtsleiter Peter Kania ein realistisches Szenario für eine solche Machbarkeitsstudie skizziert. Sein Vorschlag lautete, den Bahn-Plänen für die Querung am Braunen Hirsch mit dem Zusatz zuzustimmen, dass Ahrensburg noch Alternativen für die Querung prüfe. So erhielte sich die Stadt für das Planfeststellungsverfahren beide Optionen. Würde sie die Pläne der Querung am Braunen Hirsch jetzt ablehnen, ginge sie der Zweidrittelfinanzierung durch Bund und Bahn verlustig und würde das Risiko tragen, für eine weiter südliche Querung die Kosten zu 100 Prozent allein tragen zu müssen, wenn Schleswig-Holstein nicht von einer Landesstraße zu überzeugen wäre.

Eine Brücke weiter südlich wird Widerstände provozieren

Realisten halten die Genehmigung einer weiter südlich gelegenen Brücke ohnehin für unwahrscheinlich, weil sie auf dem Tunneltal-Areal wegen archäologisch wertvoller Grabungsflächen und der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Schutzzone nicht durchsetzbar sei. Außerdem bliebe Ahrensburg nur ein schmaler Streifen für den Bau einer Südtangente, so dass Konflikte mit Ahrensburger Anliegern sowie mit Hamburger Naturschutz und den Verkehrsinteressen der Volksdorfer programmiert wären.

Gleichwohl bleibt das Dilemma der Ahrensburger im Süden, die durch erweiterte Wohnungsbaupotenzialflächen im FNP von noch viel mehr Fahrzeugverkehr bedroht werden. Deshalb bestehen sie auf einer Machbarkeitsstudie. Anlieger Frank Binder aus der Dorfstraße: „Ahrensburg braucht ein nachhaltiges Verkehrskonzept für die Zukunft mit Südtangente. Dafür ist eine überparteiliche Allianz als starkes Bündnis der Vernunft nötig, um das Projekt im Flächennutzungsplan zu verankern.“