Reinbek. Einrichtungen in Ahrensburg und Reinbek setzen auf Begegnungen mit Tieren, um das Sprachvermögen ihrer Bewohner zu fördern.

Jeden ersten Freitag im Monat kommt ein Team der Rettungshundestaffel Stormarn-Segeberg zu Besuch in die Kursana Villa Reinbek. „Die Bewohner blühen auf, wenn die Vierbeiner den Raum betreten“, sagt Karin Pose. Die 51-Jährige ist für die soziale Betreuung im Haus zuständig. Kaum kommen der Golden Doodle Rosa und der Magya Vizsla herein, beginnen die Menschen zu lachen. Jeder möchte die Tiere streicheln. „Einige der Bewohner kennen uns bereits sehr gut“, sagt André Sturmberger. Der 49-Jährige ist Rettungshundeführer und mit seiner Kollegin Andrea Ubert sowie den Hunden regelmäßig in der Seniorenresidenz.

„Tiere zu streicheln hat vor allem für ältere Menschen einen besonders positiven Effekt“, sagt Karin Pose. Sie hat die Aktion ins Leben gerufen. „Die Vierbeiner sind wie kleine Kinder, sie sind ein Anziehungspunkt“, sagt die gelernte Altenpflegerin. Es sei der Körperkontakt, der den Menschen guttue. „Die Berührung des weichen Fells und der kalten Nase des Hundes fördert die eigene Körperwahrnehmung.“

Alpakas sind für Therapie bei Sprachproblemen gut geeignet

Einige Bewohner erinnern sich an eigene Haustiere, so wie Elisabeth Gerlach. Die 94-Jährige sagt: „Es ist so schön, die Tiere zu streicheln. Wir hatten früher einen Hund. Ich bin immer gern dabei, wenn wir Besuch bekommen.“

Auch in der Demenzabteilung zeigt der Kontakt mit den Tieren ganz besondere Effekte. „Einige Bewohner sprechen auf einmal, obwohl sie das sonst nicht mehr tun. Sie sind in Gegenwart der Hunde viel unbefangener“, sagt Karin Pose. Auch Tage nach dem Besuch halte der Effekt noch an. „Die Menschen sind glücklich und berichten dem Pflegepersonal von ihren Eindrücken.“

Dante und Cappuccino leben auf dem Sonnenscheinhof in Lasbek

Auch in der Seniorenresidenz Domicil in Ahrensburg spielen Tiere eine große Rolle. „Eine Zeit lang hatten wir Meerschweinchen im Haus. Jetzt besucht uns einmal in der Woche ein Therapiehund. Und zweimal im Jahr kommen die Alpakas zu uns“, sagt Janine von Ellm. Die 31-Jährige ist Ergotherapeutin in der Seniorenresidenz und organisiert die Besuche zusammen mit der Therapieleitung.

Schon eine halbe Stunde vor Eintreffen der Alpakas sitzen die ersten Bewohner im Veranstaltungsraum. „Wir freuen uns immer darauf, wenn die großen Tiere kommen“, sagt Lisbeth Hoever (90). Die Alpakas sind besondere Tiere. Dante und Cappuccino, die heute zu Besuch sind, leben auf dem Sonnenscheinhof in Lasbek. Dort werden sie artgerecht gehalten und gezielt für Therapiezwecke eingesetzt. Ihnen wird eine vergleichbare Wirkung wie der von Delfinen nachgesagt.

Positiver Effekt sei noch tagelang im Altenheim zu spüren

Ihr Einsatz soll vor allem das Sprachvermögen und die Motorik fördern. Das Fell ist besonders dick und weich, und die Tiere haben einen angenehmen Geruch. Alpakas leben normalerweise in den Anden in 4000 Metern Höhe. Nachts wird es dort bis zu minus 30 Grad Celsius kalt, tagsüber bis zu 30 Grad warm. Das stellt besondere Anforderungen auch an das Fell.

Jutta Kanzler, Bauernhofpädagogin und Inhaberin des Sonnenscheinhofes, begleitet den Besuch mit Informationen über die Tiere. Mit den beiden Vierbeinern geht sie von Bewohner zu Bewohner und motiviert sie, das Fell zu berühren. Alice Bunke lebt seit neun Monaten in der Seniorenresidenz Domicil. „Ich erlebe die Alpakas das zweite Mal und finde es so schön, sie zu streicheln“, erzählt die 89-Jährige. „Die beiden finden schon bald allein den Weg zu uns“, scherzt Lisbeth Hoever.

„Es gibt viele Komponenten, die die Begegnung mit Tieren wertvoll machen. Es ist die beruhigende Wirkung, aber auch die Tatsache, dass die Tiere den Menschen vorurteilslos begegnen, egal welchen Alters sie sind oder ob es Beeinträchtigungen gibt“, sagt Janine von Ellm. Der positive Effekt sei auch hier in Ahrensburg tagelang zu spüren. „Die Bewohner sprechen noch eine ganze Zeit von dem Besuch der Tiere.“