Warum lieben Stormarner ihre Heimat? Das erfahren Sie regelmäßig in der Abendblatt-Serie „Liebeserkläung an...“ Heute: Zarpen.

Was macht Zarpen so lebens- und liebenswert? Petra Sonntag hat bei den Einwohnern nachgefragt. Friederike Deichsler hat Zarpener gefragt.

„Hier ist immer etwas los“

Annika Seele ist ein echter Zarpen-Fan. „Ich bin hier aufgewachsen und ich würde glaube ich auch immer hier wohnen wollen“, sagt sie. Dann zählt sie zahlreiche Angebote auf, allen voran den TSV, in dem die 27-Jährige die B-Mädchen-Fußballmannschaft trainiert.

Das ist Zarpen

Im Jahr 1189 wurde die Gemeinde ierstmals urkundlich erwähnt. Heute hat sie um 1500 Einwohner.

Die Backsteinkirche zählt zu den wichtigsten Gebäuden im Ort. Sie wurde durch das Kloster Reinfeld gegründet und bereits im 13. Jahrhundert, nämlich 1221, errichtet. Damit ist sie eines der ältesten Bauwerke im gesamten Kreis Stormarn.

Zur Kirchengemeinde gehören neben Zarpen noch Dahmsdorf, Badendorf, Ratzbek, Fliegenfelde, Heilshoop, Langniendorf, Mönkhagen, Pöhls, Rehhorst und Willendorf. Die rund 2.500 Gemeindemitglieder werden von einem Pastor in Voll- und einem in Teilzeit betreut.

Sportangebote finden die Einwohner im TSV Zarpen. Er wurde im Jahr 1927 gegründet und zählt heute 752 Mitglieder. Rund ein Drittel davon sind jünger als 18 Jahre. Sie können zwischen 16 Sportarten in über 40 Gruppen wählen. Dazu gehören unter anderem Fußball, Tennis oder Tanzen.

Familien finden im Ort zwei Kitas. Die Dörfergemeinschaftsschule am Struckteich wird auch von Grundschülern aus Zarpen, Badendorf, Rehhorst, Heilshoop und Mönkhagen besucht. Dort wird auch Deutsch als Zweitsprache unterrichtet.

Das Kindervogelschießen mit Wettkämpfen für Kindergarten- und Schulkinder ist nur eines von vielen Feiern im Dorf. Weitere Beispiele sind Stoppelfest oder Obstwiesenfest.

1/6

Daneben gibt es noch die zahlreichen Dorffeste, auf denen sie viele Jugendfreunde wiedertrifft, auch wenn diese nicht mehr in Zarpen wohnen. „Hier ist immer was los, aber es ist trotzdem nicht wie in der Großstadt“, sagt Annika. Dass das Leben dort nichts für sie ist, merkte sie während ihres Studiums in Hamburg. Auch dafür war sie nicht umgezogen, sondern ihrem Heimatort treu geblieben. Heute fährt die Sozialpädagogin zur Arbeit nach Segeberg. „Das mag ich auch an Zarpen. Man ist schnell in Lübeck, Reinfeld, aber auch in Hamburg.“

„Hier kennt man sich auf der Straße“

Der verein „Plattenspeeler“ zeigt jedes Jahr ein Theaterstück in plattdeutscher Sprache
Der verein „Plattenspeeler“ zeigt jedes Jahr ein Theaterstück in plattdeutscher Sprache © HA | Privat

Auf die Frage, wann er denn nach Zarpen gezogen sei, antwortet Heinz Albers: „Gar nicht.“ Der 65-Jährige bezeichnet sich selbst als Ur-Zarpener. An seinem Heimatort schätzt er besonders, „dass man sich auf der Straße kennt.“ Mit seinem Verein „Plattenspeeler“ , der jedes Jahr ein Theaterstück in plattdeutscher Sprache zeigt, gestaltet er außerdem das Dorfleben mit. Albers gehört zu den Gründungsmitgliedern, die die Gemeinschaft 1996 – damals noch nicht als Theatergruppe – ins Leben riefen. Heute gibt es 34 Plattenspeeler, die allerdings nicht alle auf der Bühne stehen. Der Vereinsvorsitzende ist stolz, dass darunter auch junge Menschen sind. „Die Altersspanne reicht von 20 bis 65 Jahren“, sagt er. „So haben wir keine Probleme, ein junges Liebespaar zu besetzen.“

„Zarpen ist ein schönes Dorf“

Heidi Otto
Heidi Otto © HA | Friederike Deichsler

„Zarpen ist einfach ein schönes Dorf“, sagt Heidi Otto. Die 47-Jährige ist schon in dem Ort aufgewachsen und hat ihre Wurzeln dort nicht verloren. Zwischenzeitlich sei sie weggezogen, erzählt sie, doch sie kam zurück. Sie kennt viele Zarpener, die wie sie dort groß geworden sind und heute wieder oder immer noch dort leben. „Viele haben sich hier ihr eigenes Haus gebaut“, sagt Heidi Otto. Sie selbst wohnt nicht mehr in Zarpen, diesmal verschlug es sie aber nicht ganz so weit weg nach Heilshoop. Zum Arbeiten kommt sie jedoch trotzdem noch in ihren alten Heimatort: Seit 18 Jahren steht sie in der Bäcker- und Konditorei Rohlf direkt an der Hauptstraße hinter dem Tresen. Dieses Geschäft konnte vor Kurzem sein 110-jähriges Bestehen feiern.

„Die Kirche ist ein Kleinod“

Pastor Nils Wolffson
Pastor Nils Wolffson © HA | Friederike Deichsler

Er habe sich gewünscht, aufs Land und in eine schön Kirche zu kommen, erzählt Nils Wolffson. So landete er vor knapp zwei Jahren als Pastor in Zarpen – und ist froh, hierher entsandt worden zu sein. „Ich erinnere mich an das gute Ankommen in Zarpen“, sagt der 32-Jährige, der aus Bremen stammt und zuletzt in Mölln lebte. Nachbarn hätten ihm auch schon mal Eier über den Gartenzaun gereicht. „Erst dachte ich, dass es hier keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Aber man bekommt hier frisches Gemüse, Milch, Käse und vieles mehr, zum Beispiel vom Redderhof.“ Auch die Natur in und um Zarpen begeistert Wolffson. „In meiner Freizeit bin ich gern mit meinem Hund und dem Fotoapparat unterwegs, um Bilder von der Landschaft zu machen“, erzählt er.

„Den größten Verein hab ich damals mit ins Leben gerufen“

Mit 93 Jahren ist Günter Grandt wahrscheinlich der älteste Einwohner Zarpens. Als Vertriebener vom Schaalsee bekam er vor 67 Jahren ein Vorkaufsrecht auf einen insolventen Schmiedebetrieb und zog auf das Anwesen. „Als ich nach Zarpen kam, gab es hier 28 verschiedene Gewerbe“, erzählt Grandt.

Günter Grandt ist 2. Vorsitzender des Imkervereins
Günter Grandt ist 2. Vorsitzender des Imkervereins © HA | Friederike Deichsler

Mit der vom ihm weitergeführten Schmiede und Schlosserei gehörte er bald selbst dazu. Später übergab er die Firma an seinen Sohn. In Zarpen lebt der 93-Jährige immer noch gern und spricht direkt die Vereine im Ort an. Den größten, den TSV, habe er damals wieder mit ins Leben gerufen, berichtet er. Heute ist Grandt 2. Vorsitzender des Imkervereins Reinfeld-Zarpen.

„Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen“

„Das Dorf hat es uns leicht gemacht, anzukommen“, sagt Klaus Delfs. Er lebt schon seit fast 35 Jahren in Zarpen. „Meine Frau und ich sind beide Dorfkinder“, erzählt er. „Auch unsere Kinder sollten nicht in einer Großstadt aufwachsen.“ Sie seien damals rund um Lübeck gefahren, um ein Grundstück zu finden. „Zarpen hat viele Pluspunkte bekommen“, sagt Klaus Delfs.

Klaus Delfs istim Gemeinderat und anderweitig ehrenamtlich aktiv
Klaus Delfs istim Gemeinderat und anderweitig ehrenamtlich aktiv © HA | Friederike Deichsler

Mehrere Banken, Gaststätten, Bäcker, Metzger und andere Geschäfte habe es gegeben. Heute sei das leider anders. Einen Grund wegzuziehen sieht der 64-Jährige, der auch ehrenamtlich als Kirchengemeinderat tätig ist, darin aber nicht. „Wir wohnen da, wo andere gern Urlaub machen würden“, meint er. Im Garten hält er Hühner und züchtet Bienen. „Hier stört das niemanden. Es gibt sogar Nachbarn, die sich beschweren, wenn kein Hahn kräht.“

„Zarpen ist Natur pur“

„Eigentlich bin ich ja nur ein zugezogener Zarpener“, sagt Klaus Gutermuth und lacht. Etwas Positives über den Ort sagt er trotzdem: „Es ist einfach ein schönes Dorf mit Naturschutzgebieten rundherum und die Leute hier sind alle nett.“ Vor zwölf Jahren kam Gutermuth in die Gemeinde, „der Frauen wegen“, wie er mit einem Augenzwinkern erklärt.

Küster Klaus Gutermuth
Küster Klaus Gutermuth © HA | Friederike Deichsler

Mit seiner Lebensgefährtin wohnt er in der Nähe des Struckteiches. „Das ist Natur pur“, schwärmt er. „Wenn du abends auf dem Balkon sitzt, denkst du, du bist im Urlaub.“ Der 69-Jährige ist außerdem in der Kirche aktiv, übernahm nach seinem Ruhestand die Stelle des Küsters. „Diese Arbeit macht mir sehr viel Spaß.“