Oststeinbek. Anlieger des Barsbütteler Wegs bringen Unterschriftenliste ins Rathaus. Verwaltung beauftragt die Erstellung eines Konzepts.

Der Siedlungsdruck auf die Städte und Gemeinde am Hamburger Rand wächst und wächst. Einige Kommunen leiden inzwischen stark unter dem daraus resultierenden Anstieg des Autoverkehrs. Auch die Gemeinde Oststeinbek sucht nach Wegen, den zunehmenden Verkehr in das Straßennetz zu integrieren. Weil sich die Situation im Ort mit dem Neubau der Grundschule, dem Seniorenwohnprojekt am Breedenweg sowie einer Erweiterung des Gewerbegebietes noch verschärfen wird, hat die Kommune nun ein Ingenieurbüro beauftragt, ein Verkehrskonzept zu entwickeln. Die Bürger sollen beteiligt werden.

Straße hat sich laut Anlieger zu gefährlichem Nadelöhr entwickelt

Anwohner am Barsbütteler Weg warten darauf schon seit Jahren. Denn ihre Straße hat sich ihrer Ansicht nach zu einem gefährlichen Nadelöhr entwickelt. Eine Bürgerinitiative hat nun knapp 100 Unterschriften gesammelt, um ihrem Wunsch nach Abhilfe Nachdruck zu verleihen. Sprecher Hans-Helmuth Luther will die Unterschriftenliste heute an Bürgermeister Jürgen Hettwer übergeben. Der Barsbütteler Weg dient Autofahrern als Abkürzung zu den Sportstätten und zur 2015 eröffneten Kindertagesstätte Meessen. Am ihrem Ende liegt der Platz des Oststeinbeker Sportvereins. Von dort aus sind auch die Walter-Ruckert-Sporthalle, der Golfplatz, die Tennisanlage und das Jugendzentrum zu erreichen. Zwar ist für die Sport- und Freizeitstätten eine Anfahrt über das Gewerbegebiet vorgesehen, aber diesen Umweg wollen viele Besucher offenbar nicht auf sich nehmen. Anlieger kritisieren, dass sich manche auch nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von Tempo 30 halten.

Oft gebe es Ärger zwischen Anwohnern und Autofahrern

Auch die Helmut-Landt-Grundschule an der Gerberstraße ist für Autos nur über den parallel verlaufenden Barsbütteler Weg zu erreichen. Die Gerberstraße selbst, wurde mit dem Bau der Schule aus den 1960er-Jahren in Richtung Ortsdurchfahrt Möllner Landstraße gesperrt und zur Sackgasse umgebaut, damit die Kinder einen sicheren Schulweg haben. Trotz anhaltender Appelle an die Eltern, die Kinder zu Fuß zur Grundschule zu schicken, lassen sich viele den Fahrdienst nicht ausreden. Auch das fuchst die Anlieger vom Barsbütteler Weg: „Die Gerberstraße ist viel breiter und hat zwei Bürgersteige“, sagt Bernd Borutta. „Wenn sie wieder geöffnet wäre, würde uns das schon sehr entlasten.“ Der Barsbütteler Weg ist für den gestiegenen Verkehr nicht ausgelegt. Das führt oft zu Rüpeleien. Auch während des Fototermins, bei dem rund 20 der Anwohner für einen Moment die Fahrbahn blockieren, wollen einige Autofahrer nicht abwarten, weichen auf den Bürgersteig aus.

Gefährlich wird es oft an der Einmündung zur Möllner Landstraße. Die Hauptverkehrsader ist morgens und abends überlastet. Anlieger, die aus dem Barsbütteler Weg nach links in Richtung Glinde abbiegen wollen, haben es aber nicht nur deshalb schwer. Ihnen macht auch die Ampel vor der Einkaufspassage zu schaffen. „Die Schaltung ist nicht synchron, das führt häufig zu Irritationen“, sagt Anwohner Reinhold Kratzsch. Wenn die Ampel Richtung Glinde auf Grün wechselt, zeigt die Ampel Richtung Hamburg einige Sekunden länger Gelb. Autos aus dem Barsbütteler Weg haben jedoch nur dann eine Chance abzubiegen, wenn beide Anlagen Rot zeigen. Kratzsch habe die Gemeinde schon vor zwei Jahren auf das Problem hingewiesen. Geändert hat sich nichts.

„Durch die Bushaltestelle kurz vor der Einmündung haben ausfahrenden Autos außerdem eine schlechte Sicht“, sagt Marina Borutta. Die 19-Jährige hat viele der Unterschriften gesammelt. Sie sagt: „Viele, die unterschrieben haben, waren schon beim Bürgermeister, aber es ist nichts passiert.“

Mehr Autos machen auch mehr Lärm, weil sie vor den Bremsschwellen, die der Verkehrsberuhigung dienen sollen, abbremsen und wieder anfahren. „Ich bin von Bodenschwellen geradezu umzingelt“, sagt sich Anwohner Rudi Behrendt, der sich über den Lärm an seinem Eckgrundstück ärgert. Die Initiative möchte, dass der Barsbütteler Weg zur Anliegerstraße wird. „Wir wollen eine konsequente Durchsetzung der Anfahrt des Sportgeländes über das Gewerbegebiet. Eine Anfahrt über den Wiesenweg wäre auch eine Möglichkeit“, sagt Sprecher Luther.

Bürgermeister Hettwer kündigt eine Beteiligung der Bürger an

Das Verkehrskonzept soll nicht nur hier Lösungen aufzeigen. Das beauftragte Wasser- und Verkehrskontor aus Neumunster hat an den Straßen Kameras für eine Verkehrszählung postiert. Die Fachplaner wollen anhand der Daten auch künftige Verkehrsflüsse errechnen. Das angestrebte, digitale Verkehrsmodell wird auch die Aufhebung bestehender Sackgassenlösungen wie die in der Gerberstraße untersuchen und die Idee einer Ortsumgehung wieder aufgreifen. SPD-Fraktionschef Christian Höft schlug bei der jüngsten Gemeinderatssitzung vor, dass die Einwohner nach Wohnvierteln daran beteiligt werden sollen. „Der Verkehr ist hier ein Riesenthema“, sagte er.
Bürgermeister Jürgen Hettwer hat die Idee aufgenommen. Er verspricht: „Wir werden die Öffentlichkeit auch projektbezogen einbeziehen, etwa mit Workshops für die neue Grundschule oder das Seniorenwohnprojekt.“ Für Hans-Helmuth Luther wäre damit ein Ziel schon erreicht. Er sagt: „Wir möchten an den Lösungen beteiligt werden.“