Ahrensburg. Abendblatt-Bericht über Kostenbeteiligung der Stadt für Brücke im Tunneltal schreckt Politiker auf. CDU für neue Debatte über Umfahrung

So einig ist sich die Ahrensburger Politik selten: Alle in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien sagen, dass sie in der nächsten Fraktionssitzung vorrangig ein Thema behandeln werden, dessen Tragweite ihnen erst am Donnerstag bei der Zeitungslektüre bewusst geworden sei. Das Abendblatt hatte mit Bezug auf eine Beschlussvorlage für den Bauausschuss am 5. April beschrieben, welche Kosten durch Ausbau der Bahnstrecke für die S 4 und Fehmarnbeltquerung auf die Stadt zukommen.

Anlass ist die Bahn-Planung für die Brücke, die am Braunen Hirsch den schon jetzt stark belasteten beschrankten Übergang ersetzen soll. Ahrensburg würde entsprechend dem sogenannten Eisenbahnkreuzungsgesetz mit einem Drittel an geschätzten Investitionskosten von 18,3 Millionen Euro beteiligt und müsste zudem die Folgekosten der Instandhaltung allein tragen.

Ein Szenario, das unisono alle fünf Fraktionen erschreckte, weil niemandem in vollem Ausmaß bewusst war, wie sehr das Großprojekt die Stadt finanziell belasten wird, ohne dass Ahrensburg eine grundsätzliche Entscheidungsfreiheit in der Sache hat. Wie überrascht sie waren, offenbaren Politiker auf Anfrage des Abendblattes. „Das war eine spannende Information, die uns drastisch die künftigen Belastungen vor Augen geführt hat“, sagt Tobias Koch (CDU). „Uns war zwar bewusst, dass Kosten auf Ahrensburg zukommen, zumal wir auch Wünsche an die Bahn hatten. Aber genau beziffert worden war das vorher nie.“ Mit ein bis zwei Millionen habe er gerechnet. Jedoch nicht mit diesen Dimensionen, die im Ahrensburger Haushalt „kaum zu wuppen“ seien. Tobias Koch fügt hinzu, dass es ihn wundern würde, wenn die anderen Fraktionen das anders sähen. Hartmut Möller, Fraktionschef der SPD, sagt: „Es wurde erwähnt, dass Unterhaltungskosten auf die Stadt übertragen würden.“ Dagegen habe er nicht erwartet, dass Ahrensburg sich auch an den Baukosten beteiligen muss. Möller: „Ich dachte, bei Kreuzungsmaßnahmen müsse derjenige zahlen, dessen vorhandene Einrichtung überquert wird.“

Auch Jörg Hansen (Grüne) hat mit Kosten für die Stadt gerechnet: „Aber nicht in dieser Höhe. Das ist ein echter Schlag ins Kontor.“ Er hat die Hoffnung, dass sich Ahrensburgs Anteil durch Zugriff auf Fördertöpfe noch reduzieren lässt. „Dass wir eine teure Lösung für die Querung wählen müssen, hat auch mit der Rücksichtnahme auf Naturschutz und archäologische Funde zu tun. Es scheint also denkbar, dass wir dafür finanziell unterstützt werden.“

Peter Egan (WAB) bekennt, dass die Zahlen ihn erschreckt haben: „Ich war davon ausgegangen, dass die Vorhabenträger alle Kosten selbst übernehmen müssen.“ Für ihn ist klar, dass die Stadt Ahrensburg nicht im Nachhinein ihre Anforderungen an die Brücke zurücknehmen könne, um zum preisgünstigeren Damm zurückzukehren. Thomas Bellizzi (FDP), sagt: „Auch wenn’s weh täte, sechs Millionen Euro für den Bau einer Brücke aufbringen zu müssen – ich halte die Investitionskosten für das geringere Problem. Ein begrenzter Betrag, für den sich Rücklagen bilden ließen.“ Dagegen ist er beunruhigt über die unabsehbaren Unterhaltungskosten, inklusive der Verpflichtung, dass Ahrensburg auch den Neubau einer in ferner Zukunft maroden Brücke allein werde tragen müssen. „Das wäre eine Hypothek für künftige Generationen.“

Ahrensburgs CDU-Fraktionschef Tobias Koch appelliert jetzt an alle Parteien, statt der teuren örtlichen Querung am Braunen Hirsch die Südumfahrung als Alternative zu verfolgen. Sie könne als Kreis-, Landes- oder Bundesstraße gebaut werden, damit Ahrensburg von Kosten und Folgekosten entlastet werde. Er fordert, dass SPD, Grüne und FDP ihre bisherige Ablehnung gegenüber einer Südtangente überdenken sollten, damit die Entlastungsstraße wieder in den Ahrensburger Flächennutzungsplan aufgenommen werden könnte, so Koch.

Die Angesprochenen bezeichnen diesen Vorschlag als taktisches Manöver: „reine Wahlkampfblase“ (Hansen), „eine nicht zielführende Fantasie“ (Bellizzi). Hartmut Möller sagt, dass weder Bund noch Land und die Stadt Hamburg Interesse an einer Südumfahrungs-Verbindung zwischen L 82 und A 1-Anschluss Ahrensburg/Großhansdorf hätten, die nach bisherigen Schätzungen 25 Millionen Euro (ohne Brücke) kosten würde. Auch Naturschutz und archäologische Fundstätten im Tunneltal verhinderten eine neue Route. Stattdessen, so Bellizzi, sollten CDU und SPD Lobbyarbeit in Kiel und Berlin dafür machen, dass Ahrensburg von fremdbestimmten Kosten beim Bahnausbau entlastet wird.