Ahrensburg. Nach dreieinhalb turbulenten Jahren wird der Geistliche am 26. März in der Schlosskirche verabschiedet. Bruns zieht positives Fazit.

Hans-Martin Bruns hätte seine Berufslaufbahn beschaulicher beenden können. 23 Jahre lang war er Pastor in Lütjenburg/Hohwacht, bevor er im September 2013 auf eine neue Stelle nach Ahrensburg wechselte, also von einer überschaubaren, friedlichen Gemeinde in eine, in der das Misstrauen nach dem 2010 öffentlich gewordenen Missbrauchsskandal allgegenwärtig war und die heillos zerstritten schien. Auch wenn es zunächst nicht den Anschein hatte, wurde es für Pastor Bruns eine bereichernde Erfahrung. Sein Fazit vor dem bevorstehenden Ruhestand Ende März fällt entsprechend positiv aus – was auch ein gutes Zeichen für die Zukunft der Ahrensburger Gemeinde ist.

Es war nicht die Suche nach einer letzten großen Herausforderung, die ihn vor dreieinhalb Jahren bewogen hatte, sich in die damals verrufene Kirchengemeinde Ahrensburg zu wagen, sondern der fürsorgliche Grund, dass seine Ehefrau ihrer in Großhansdorf lebenden hochbetagten Mutter näher sein wollte. „Ich hatte selbstverständlich viel vom Missbrauchsskandal gehört, der die Gemeinde gespalten hatte. Von der geplanten Entwidmung der St. Johanneskirche wusste ich zurzeit meiner Bewerbung allerdings noch nicht“, sagt Bruns. Als er vor dreieinhalb Jahren seinen Dienst antrat, schien die Situation durch den Konflikt zwischen Kirchenleitung und dem Freundeskreis, der sich für den Erhalt von St. Johannes einsetzte, noch hoffnungsloser verfahren.

Bruns lernte komplizierten Verhältnisse verstehen

Bruns gibt zu, dass er Zeit brauchte, um die komplizierte Situation zu durchschauen und dass auch eigene Vorurteile überwunden werden mussten. Dabei half die Kraft der Musik. Bruns sang in der Kantorei von St. Johannes: „Ich habe gelernt, dass dort sehr vernünftige Menschen aktiv sind, denen ihre Kirche viel bedeutet und die bereit sind, sich in vielerlei Hinsicht dafür einzusetzen.“

Pastor Bruns lernte, die komplizierten Verhältnisse in Ahrensburg zu verstehen und unterschiedliche Positionen nachzuvollziehen – Voraussetzung dafür, dass er ausgleichend wirken konnte. Zwar war er wie alle Ahrensburger Pastoren für die ganze Stadt zuständig, doch in seiner seelsorgerischen Arbeit für das Umfeld von St. Johannes zuständig. Er begriff, dass eine Befriedung der Gemeinde keine Machtfrage sein sollte, sondern über das Verständnis für die Positionen der jeweiligen vermeintlichen Gegenseite führe.

Bruns ist mit seiner Frau nach Lübeck gezogen

Deshalb ist Bruns glücklich über die Entwicklung nach der Wahl eines neuen Gemeinderats im November 2016. „Dort ist so viel berufliche Kompetenz versammelt, dass wir den Herausforderungen gewachsen sind, und es gibt den Willen, das Ganze zu sehen. Ich habe großes Vertrauen in den neuen Kirchengemeinderat“, sagt er. Und er erwähnt, dass er mit dem strengen Regiment von Pastorin Ursula Wegmann, die als Vorsitzende des vom Kirchenkreis eingesetzten Beauftragtengremiums die Gemeinde zwei Jahre lang leitete, zwar oft nicht einverstanden war, dass aber in dieser Zeit die prekäre wirtschaftliche Lage überwunden wurde, also eine solide Basis für den Neuanfang entstand.

Hans-Martin Bruns (63), der in Leer geboren wurde und im Stadtteil Atens in Nordenham aufwuchs, gehört einer Familie an, die in sieben Generationen Pastoren hervorbrachte. Er trägt aus Respekt vor der Tradition noch immer den Talar, den schon sein Urgroßvater als Pastor in Stade besaß. „Der fällt bald auseinander, muss aber noch mindestens für meine beiden letzten Gottesdienste halten“, sagt Bruns und lächelt.

Am 19. März (Beginn 9.30 Uhr) spricht Hans-Martin Bruns in St. Johannes, am 26. März, bei seiner Verabschiedung durch Propst Hans-Jürgen Buhl, in der Schlosskirche (Beginn 11 Uhr), beide Male über den Propheten Elia, dem er sich nicht zuletzt durch Mendelssohns Oratorium „Elias“ verbunden fühlt, das er zurzeit als Mitglied der Kantorei St. Johannes einstudiert. Die Premiere ist im September. Die Kirchenmusik wird dafür sorgen, dass Bruns, der zusammen mit seiner Frau nach Lübeck umgezogen ist, auch weiterhin regelmäßig in Ahrensburg zu Gast sein wird.

Um die Zukunft der Gemeinde hier ist ihm nicht bange, und das versteht er als versöhnlichen Abschluss: „Ich gehe mit einem ruhigen Gefühl – als ich hierher kam, war es umgekehrt. Ich bin zuversichtlich, dass die Gräben in der Gemeinde zuwachsen und das Gemeinsame die Menschen verbindet.