Bargfeld-Stegen. Geschwisterermäßigung fällt künftig weg. Veränderungen sorgen in Bargfeld-Stegen für großen Unmut

In Stormarn gibt es unterschiedliche Betreuungskonzepte für Grundschulkinder, deren Kostenmodelle sich mitunter erheblich unterscheiden. Dies führt bei einigen Eltern zu wachsendem Unmut. Die Konsequenzen rund um den Wegfall der Hort-Betreuung lassen zurzeit auch in Bargfeld-Stegen die Wogen höher schlagen. 40 Eltern debattierten jetzt mit den Lokalpolitikern der Kommune. Der Bürgermeister stellte bis zum Sommer eine Lösung in Aussicht.

Probleme stehen auch beider Ferienbetreuung ins Haus

Die Gemeinde Bargfeld-Stegen hat ihr Betreuungssystem für Schulkinder jüngst auf den Kopf gestellt. Bislang existierten Hortbetreuung und Offene Ganztagsschule (OGS) nebeneinander. Ab dem Schuljahr 2017/2018 läuft die Hortbetreuung jedoch aus. Für die Eltern bedeutet dies unter anderem den Wegfall der Geschwisterermäßigung. Bisher mussten Familien für das erste Kind die vollen Betreuungskosten zahlen. Für das zweite Kind fielen 30 Prozent an, ab dem dritten Kind war die Betreuung kostenlos. „Es handelt sich bei der Geschwisterermäßigung um eine freiwillige Leistung des Kreises“, sagt Jan-Stephan Nass, Vorsitzender des Sozial- und Kulturausschusses. „Wir Gemeinden haben darauf keinen Einfluss.“ Im Schnitt belaufe sich die Belastung im Jahr auf 2200 bis 2300 Euro pro Familie. Wollte die Gemeinde diese Kosten auffangen, müsste sie dafür mehr als 50.000 Euro einplanen. „Wir geben bereits 25 Prozent für Betreuungskosten aus“, so Nass. „Bei einem Haushalt von 4,9 Millionen sind das hohe Summen.“

Manja Meyer-Radulovic zog mit ihrer Familie 2009 in den beschaulichen Ort. „Wir gehen beide Vollzeit arbeiten“, sagt sie. „Mit dem Geschwisterrabatt erschien uns die Kinderbetreuung finanzierbar.“ Nun werde die Familie vor vollendete Tatsachen gestellt.

Neben der Geschwisterermäßigung ist auch die Ferienbetreuung ein großes Thema. Diese organisiert die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Johannes-Gutenberg-Schule in Bargteheide. Für die Eltern bedeutet dies lange Fahrtwege in den Ferien. „Ich habe Existenzängste und fühle mich mit meinen Probleme nicht wahrgenommen“, sagt Stefanie Rühmeier. „Ich habe einen Arbeitsvertrag zu erfüllen und weiß nicht wie. Durch die längere Fahrtzeit kann ich nicht rechtzeitig da sein.“ Rühmeier wundert sich, dass die Gemeinde keinen Plan B habe. Sie sagt: „Der Hort ist abgeschafft worden, ohne die Konsequenzen bis zum Ende zu durchdenken.“

Bürgermeister Andreas Gerckens verteidigte den Beschluss der Gemeinde. Er sehe in der OGS das zukunftssicherere und tragfähigere System. Durch unterschiedliche Kriterien wie Gruppenstärke, Personal und Raumanspruch könnten in der OGS deutlich mehr Kinder betreut werden. Während der Hort über 30 Plätze verfügt, sei bereits Bedarf für 120 Schulkinder angemeldet worden. „Unsere Entscheidung soll auf keinen Fall zu Lasten der Kinder gehen”, sagt der CDU-Politiker. „Wir sparen Investitionskosten, aber nicht am laufenden Betrieb.” Die Gemeinde plane, die OGS nach den Hort-Standards zu betreiben. Gerade wurden in einem Anbau der Schule die Räume um 150 Quadratmeter erweitert. Insgesamt stehen der OGS mehr als 400 Quadratmeter im Schulgebäude der Grundschule Alte Alster zur Verfügung.

Die Eltern forderten „schnellstmöglich“ eine Lösung für ihre Probleme – spätestens jedoch bis zum Sommer, wenn das neue Schuljahr beginnt. Eine Möglichkeit ist ein System mit dem Namen „OGS-Plus Primus Care“, welches der Bürgermeister in monatelanger Recherche entwickelte. Hier kommt ein bestimmter Kreis von Eltern in den Genuss der erwünschten Ermäßigung. Die Kriterien könnten vom Schulverband entwickelt werden. „Diese Bezuschussung wäre nicht willkürlich, sondern an bestimmte Voraussetzungen gebunden“, sagt der Bürgermeister. „Das bedeutet eine Chancengleichheit für alle.“ Auch bei der Ferienbetreuung gibt es Hoffnung. Mitglieder des Ausschusses sagten, bei einer ausreichenden Zahl von Anmeldungen könnten die Kinder auch im Ort betreut werden.

Der Schulverband tagt am 15. März, die Gemeindevertreter am 3. April. „Wir hoffen, dann bereits die ersten Grundsatzbeschlüsse gefasst zu haben“, sagt Gerckens. „Unser Ziel ist es, bis August alles fertig zu haben.“