Bad Oldesloe. Kreis plant Neubau für Regionalleitstelle Süd in Bad Oldesloe. Zusätzliche Kooperation mit Lübeck und Polizei wird geprüft.
Der Kreis Stormarn forciert die Planung für den Neubau der 112-Notrufzentrale. Die jetzige Integrierte Regionalleitstelle Süd (IRLS), die von der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe aus jährlich rund 125.000 Einsätze von Rettungsdiensten und Feuerwehren koordiniert, stößt an ihre Kapazitätsgrenzen – sowohl bei der Technik als auch beim Platz.
„Die Einsatzzahlen steigen immer weiter“, sagt die Leitende Kreisverwaltungsdirektorin Anja Kühl, die in Stormarn für die Leitstelle zuständig ist. Die betreut nicht nur den eigenen Kreis, sondern auch die beiden Nachbarn: Im März 2006 kam das Herzogtum Lauenburg hinzu, im Februar 2013 folgte Ostholstein. Damals war die Zentrale für eine knappe Million Euro erweitert und modernisiert worden.
„In den Hauptzeiten sind jetzt alle sieben vorhandenen Tische mit Disponenten besetzt“, sagt Anja Kühl. Der Leiter der IRLS, Carsten Horn, hat anhand der aktuellen Einsatzzahlen ausgerechnet, dass elf Abfrageplätze sinnvoll wären. Außerdem müsste es sechs zusätzliche Plätze als Reserve für Großeinsätze geben. „Das können zum Beispiel angekündigte Unwetter sein, aber auch Unfälle mit vielen Verletzten wie jüngst bei der Vollsperrung der Autobahn 1“, sagt Kühl.
Etwa 2600 Quadratmeter würden nötig sein. Wie viele zusätzliche Mitarbeiter gebraucht werden, soll ein Gutachten zur Personalbemessung klären. „Wir wollen die Monate Juni bis August betrachten“, sagt Anja Kühl. Dann ist am meisten zu tun, denn die Einwohnerzahl in der Region steigt wegen der Ostseeurlauber von 630.000 auf mehr als eine Million.
Wann, wo und mit wem gebaut wird ist noch offen
Die Stormarner Kreistagsabgeordneten haben bereits Zustimmung für das Millionenprojekt signalisiert. Sowohl der Sozial- und Gesundheits- als auch der Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschuss halten eine neue 112-Zentrale für notwendig. „Stormarn wächst, die Menschen werden immer älter“, sagt Margot Sinning (SPD), Vorsitzende des ersten Gremiums. Das bedeute auch wegen des demografischen Wandels für die Zukunft mehr Einsätze. Etwa die Hälfte sind bestellte Krankentransporte von Patienten zwischen Arztpraxen, Kliniken und den Wohnhäusern.
Drei Kreise
Sinning und Kühl sind für Stormarn in der IRLS-Projektgruppe mit Vertretern der beiden Nachbarkreise, die Anfang April wieder zusammenkommen. Ziel ist ein gemeinsamer Finanzierungs- und Zeitplan. Denn noch ist völlig offen, wann und wo die neue Leitstelle gebaut wird, ob womöglich noch weitere Partner wie die Hansestadt Lübeck oder die Polizei einsteigen.
„Wir führen Gespräche in alle Richtungen, um der Politik sämtliche Optionen vorlegen zu können“, sagt Landrat Henning Görtz. Mit seinen Kollegen aus Ostholstein und Lauenburg habe er Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) getroffen, auch das Innenministerium sei eingebunden.
Erste Variante ist die Fortsetzung der jetzigen Dreier-Konstellation im Neubau. Dass der mit dem Rettungszentrum in Hammoor (siehe rechts) errichtet wird, scheint aus zeitlichen und planerischen Gründen vom Tisch. „Ein Zusammenlegen können wir streichen“, so der Wirtschaftsausschussvorsitzende Wolfgang Gerstand (CDU).
Ähnliche Projekte in Kiel und Elmshorn liefern Infos
Zweite Möglichkeit ist die Fusion mit der Lübecker Leitstelle in einem dann noch größeren Neubau. Ein solches Modell ist die Regionalleitstelle Mitte in Kiel, wo die Landeshauptstadt mit den Kreisen Plön und Rendsburg-Eckernförde kooperiert. Dort entsteht momentan ein neues Gebäude für voraussichtlich 5,2 Millionen Euro.
Dritte Alternative ist die Erweiterung auf den 110-Notruf der Polizei. Eine solche Kooperative Regionalleitstelle gibt es in Elmshorn für die drei Kreise Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen. Auch dort steht ein Neubau an, für den mehr als 19 Millionen Euro ausgegeben werden sollen.
Für das Stormarner Projekt gibt es noch keine Kostenschätzung. Allerdings müssen die Kreise nicht alles selbst zahlen: 60 Prozent werden von den Krankenkassen refinanziert.