Der Flächennutzungsplan soll überarbeitet werden. Ahrensburg erreicht die für 2025 prognostizierte Einwohnerzahl schon jetzt.
Die Stadt Ahrensburg muss ihren neuen Flächennutzungsplan voraussichtlich von Grund auf überarbeiten. Die Landesplanungsbehörde in Kiel verlangt mehr Neubaugebiete. Außerdem sollte der Entwurf, der ursprünglich schon seit Jahren fertig sein sollte, für die Zeit bis 2030 statt bis 2025 ausgelegt sein. Ein entsprechender Brief aus Kiel könnte der Verwaltung nicht nur viel Mehrarbeit bescheren, sondern auch die erneute Verzögerung eines Projektes bedeuten, das längst hätte erledigt sein sollen.
Der Flächennutzungsplan ist das wichtigste strategische Planungsinstrument der Stadt für 15 Jahre. Er gibt zum Beispiel vor, welche Areale bebaut werden dürfen, welche für Gewerbe infrage kommen und wo Grünflächen bestehen bleiben sollen.
Schon 2008 konnten Bürger in einer Zukunftswerkstatt ihre Wünsche einbringen. Im Mai 2010 wurde Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) beschlossen. Danach begann die Arbeit am Flächennutzungsplan (FNP), der den veralteten von 1974 endlich ablösen sollte.
Kritik auch an Verzögerung bei der Bearbeitung
Auch für Bürgermeister Michael Sarach hat die Aufgabe höchste Priorität. In diesem Jahr wollte er das Thema noch vor der Sommerpause abschließen. Das dürfte nach dem Brief der Landesplanung, über den der Bürgermeister den Bau- und Planungsausschuss informierte, unwahrscheinlich sein.
Ende vergangenen Jahres wurde die finale Fassung des Planentwurfs ausgelegt, damit Bürger, Behörden und Verbände letzte Einwendungen vorbringen konnten. Das Schreiben der Landesplanung ist eine dieser Einwendungen mit Kritik an zwei wesentlichen Punkten.
Zunächst wird in Zweifel gezogen, dass die Ausweisung von Wohnbauflächen realistisch sei. „Der Entwurf (...) sieht die Ausweisung von 35,1 Hektar Wohnbauflächen vor, auf denen bei einer durchschnittlichen Dichte von 49 Wohneinheiten pro Hektar 1716 Wohneinheiten realisiert werden könnten. Darüber hinaus strebt die Stadt bis 2025 die Errichtung von 450 Wohneinheiten durch Nachverdichtung an“, schreiben die Landesplaner, die darin einige Unsicherheiten erkennen.
Stadt braucht mehr Reserven an Wohnbauflächen
Es sei nicht davon auszugehen, dass diese Potenziale in vollem Umfang genutzt werden könnten. Fazit: „Die Stadt sollte daher mehr neue Flächen als bisher vorgesehen ausweisen, um für die nächsten Jahre über genügend Wohnbauflächenreserven zu verfügen.“
Der zweite Einwand ist grundsätzlich: Da mehr als ein Drittel des Zeitraums von 2010 bis 2025 verstrichen sei, sollte bis 2030 geplant werden. Die Konsequenz wäre, dass neuere als die bislang zugrunde gelegten Prognosen verwendet würden. „In jedem Fall sollte eine aktualisierte Abschätzung der künftigen Einwohnerentwicklung und des Wohnungsneubaubedarfs auf Basis der im Juni 2016 veröffentlichten Bevölkerungsvorausberechnung und Wohnungsbedarfsabschätzung bis 2030 für Schleswig-Holstein vorgenommen werden.“ Demnach geht die Landesplanung von 1820 benötigten Wohneinheiten für den Zeitraum 2016 bis 2030 aus.
Bereits jetzt hat Ahrensburg die Zahl von 34.000 Einwohnern erreicht, die erst für 2025 prognostiziert worden waren. Allein diese Kennzahl hat gravierende Konsequenzen für Wohnungsbau und Infrastruktur, aber auch für den Verkehr und lässt am Sinn der weiteren Planung auf Basis überholter statistischer Annahmen zweifeln.
„Insgesamt sind eine ganze Menge Einwendungen zu bearbeiten“, sagt Peter Kania, Leiter des Bauamts in Ahrensburg. Er geht davon aus, dass sich Entwicklungszahlen hochrechnen lassen und keine neuen Gutachten erforderlich sind. „Klar ist aber auch, dass wir neue Flächen anbieten müssen. Und wir müssen auch die Nachverdichtungspotenziale neu rechnen.“
Bürgermeister Michael Sarach sieht die Forderungen aus Kiel gelassen. „Die Planungshoheit für den Flächennutzungsplan liegt bei den Städten. Das Land kann allenfalls Empfehlungen aussprechen“, sagt er. Als Mittelzentrum habe Ahrensburg allerdings eine Verpflichtung, dem Wohnbedarf zu entsprechen. „Wir wissen, dass wir nicht alle möglichen Potenzialflächen genutzt haben.“ Aber das seien politische Entscheidungen gewesen.
Doch wieder 385 Wohnungen an Grenze zu Großhansdorf?
Der Bürgermeister weiß auch um den massiven Widerstand gegen eine dichtere Bebauung im Ahrensburger Süden. Sollte dort reduziert werden, müssten neue Flächen in die Planung einbezogen werden.
Michael Sarach und Peter Kania bestätigen, dass das Areal Erlenhof-Nord ebenso wie andere in der politischen Debatte aufgegebene Standorte für Wohnungsbau wieder ins Gespräch kommen könnten. „Wir müssen alle Alternativen prüfen“, sagt der Bauamtsleiter. Dazu könnte auch die Ahrensburger Fläche für 385 Wohneinheiten zählen, die an den Großhansdorfer Ortsteil Schmalenbeck grenzt. 2015 war nach erbittertem Widerstand der Großhansdorfer darauf verzichtet worden.
Peter Kania rechnet damit, dass die Verwaltung alle Einwendungen im Frühjahr beantworten und neue Konzepte präsentieren wird. Einen neuen FNP wird es wohl nicht so bald geben Aber eine Menge Diskussionsstoff.