Reinbek. Das Abendblatt stellt alle fünf Kliniken in Stormarn vor. Welche ist die richtige für mich? Heute: Das St. Adolf-Stift in Reinbek
„Andere sind für mich da. Tag und Nacht.“ Das Motto des christlich geprägten Reinbeker Krankenhauses vermittelt ein Gefühl von Sicherheit. Dass die Klinik vor den östlichen Toren Hamburgs die Worte ernst nimmt, beweisen stetig steigende Zahlen: Mehr als 60.000 Besuche verzeichnete das Krankenhaus St. Adolf-Stift im vergangenen Jahr, knapp 9000 OPs wurden ausgeführt. So viele wie noch nie. „Die Menschen schenken uns ihr Vertrauen“, sagt Chefarzt Professor Dr. Stefan Jäckle, der auch Ärztlicher Direktor der Klinik ist. „Wir wertschätzen das sehr und sehen es als Antrieb für unsere tägliche Arbeit.“
Als Teil der Krankenhausleitung sorgt Jäckle gemeinsam mit dem Kaufmännischen Geschäftsführer Björn Pestinger und Martin Klein als Pflegedirektor dafür, das Krankenhaus personell und medizinisch ständig weiterzuentwickeln. „Wir stehen in Konkurrenz zu den Häusern im nahen Hamburg“, so der gebürtige Offenburger. Und zwar im besten Sinn. „Das ist Ansporn für uns, unser Niveau zu halten und auszubauen.“ Dazu gehöre in erster Linie die „Auswahl der besten Ärzte“, wie Jäckle sagt.
Während andere Häuser oft Schwierigkeiten hätten, Spezialisten zu finden, sei das in Reinbek kein Problem. Häufig folge einem gerade eingestellten Experten bald ein nächster aus derselben Klinik nach. „Viele unserer Mediziner kennen sich daher schon länger“, sagt der Professor. Das sorge für gute Kommunikation und lebhaften Austausch zwischen den einzelnen Abteilungen. Für den Internisten Jäckle ist das enorm wichtig. Er sagt: „Man darf als Arzt nicht mit Scheuklappen herumlaufen und sich nur auf das eigene Spezialgebiet fokussieren.“ Erst als Team könne man alle Möglichkeiten ausschöpfen, um dem Patienten bestmöglich zu helfen.
Ordensgemeinschaft gründete das St. Adolf-Stift 1884
In Reinbek treffen sich deshalb alle Fachärzte wöchentlich zur sogenannten Tumor-Konferenz und diskutieren die sinnvollste Therapie für einzelne Krebserkrankungen. Dabei arbeiten sie eng mit dem Cancer-Center der Universitätsklinik Eppendorf (UCCH) zusammen. Folge der hohen medizinischen Expertise und der nahezu hundertprozentigen Auslastung des Krankenhauses: Das Gesundheitsministerium in Kiel hat die Anzahl der Planbetten zum 1. Januar um 31 auf insgesamt 351 erhöht. Elf Millionen Euro fließen im aktuellen Jahr in neue Medizintechnik und den Auf- und Umbau von Klinikräumen.
Ein Krankenhaus mit drei Kliniken und zehn Fachabteilungen – das ist heute die Struktur des St. Adolf-Stifts, das 1884 von der Ordensgemeinschaft „Schwestern von der heiligen Elisabeth“ gegründet wurde. Dr. Human Honarpisheh ist Oberarzt der Abteilung Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie. Mit seinem Team operiert er insbesondere Tumore in Bauchraum und Speiseröhre. „Das Ziel ist natürlich immer die Entfernung des kranken Gewebes“, so der 47-Jährige. Doch der Weg dorthin sei voller Herausforderungen. „Je präziser wir arbeiten, desto seltener treten Komplikationen auf, und umso geringer ist die Rückfallquote“, so Honarpisheh.
Für den Chirurgen ist eine OP erst dann wirklich erfolgreich, wenn auch die Lebensqualität des Patienten wiederhergestellt ist. Dafür stehe er mit Leidenschaft und sehr gerne bis zu acht Stunden hochkonzentriert „am Tisch“. Verlassen kann er sich dabei auf das Pflegeteam um OP-Koordinatorin Susanne Brügmann, die alle sieben Operationssäle managt – von der Belegung bis hin zur Reinigung. Als sie 1995 nach Reinbek kam, arbeiteten 18 Pflege- und Reinigungskräfte im OP-Bereich. Heute sind es 52. „Da ist ein perfekt ausgearbeiteter Plan das A und O“, so Brügmann, die sich trotz Stress und Hektik keinen anderen Job wünscht.
Das Hygieneteam ist die Feuerwehr der Klinik
So geht es auch Thorsten Silber, der das Reinbeker Krankenhaus „wie seine Westentasche“ kennt. Sogar Ecken, in die bislang kein Arzt je vorgedrungen ist. Silber ist Gas- und Wasserinstallateur und „operiert“ Heizungs- und Sanitäranlagen. Mit 18 weiteren Kollegen der klinikeigenen Haustechnik-Abteilung hilft Silber bei Stromausfällen, tropfenden Wasserhähnen und steckengebliebenen Aufzügen.
Derzeit ist Thorsten Silber mit Angelika Kubitzki auf den Stationen unterwegs, um Desinfektionsspender an geeigneteren Plätzen anzubringen. Die Hygiene-Fachfrau ist Teil eines Dreierteams, das ausschließlich ein Ziel hat: Die Ausbreitung möglicher Infektionen zu verhindern. Neben täglichen Kontrollgängen wertet die gelernte Krankenschwester mikrobiologische Befunde aus, prüft Filter- und Klimaanlagen und klärt Patienten und Klinik-Kollegen über notwendige Hygienemaßnahmen auf. „Wir sind die Feuerwehr fürs Haus“, beschreibt Kubitzki ihre Funktion und lacht.
Die Klinik in Zahlen
„Warum ich mich fürs Herz als Fachgebiet entschieden habe?“ Privatdozent Dr. Ali Aydin überlegt kurz. Der 44-Jährige ist seit 2014 Chefarzt der Kardiologie, in der allein im vergangenen Jahr rund 6800 Patienten behandelt wurden. „Die Entwicklung in diesem Bereich ist sehr dynamisch“, beschreibt Aydin seine Motivation. „Es ist spannend, immer neue Möglichkeiten zu entdecken, Patienten zu helfen.“ Außerdem sei das Herz das zentrale Organ und positiv mit Emotionen besetzt. Der gebürtige Harburger lächelt und sagt: „Über die Milz redet niemand so schön.“
Reden kann Elias Luan noch nicht. Er kam erst vor zwei Tagen zur Welt, als 54. von insgesamt 75 Januar-Babys. Seine Mama Sandra Siewert hat sich auch beim zweiten Kind Reinbek als Geburtsort ausgesucht. „Das war für mich ganz klar“, so die 33-Jährige, die selbst hier geboren wurde. „Die Schwestern und Hebammen sind alle supernett, und man fühlt sich sehr gut aufgehoben.“ Die drei Kreißsäle sind liebevoll eingerichtet und mit allem ausgestattet, was werdende Mütter brauchen. Bei Komplikationen steht ein Noteingriffsraum direkt nebenan zur Verfügung. Hebamme Ulrike Wenzel: „Die künftigen Eltern können sich auf uns verlassen. Das hilft ihnen, die aufregende Situation gut zu bewältigen und sich ganz auf den besonderen Moment der Geburt einzulassen.“
Ulrike Wenzel arbeitet seit 1996 im Reinbeker St. Adolf-Stift. Von ihrem Zuhause in Boizenburg fährt sie jeden Tag eine Stunde zur Arbeit. Ganz schön lange. „Das nehme ich gern in Kauf“, sagt die Hebamme und begründet das – wie viele andere Kollegen in der Reinbeker Klinik – mit der „außergewöhnlich guten Atmosphäre, die hier im Hause herrscht.“