Ammersbek. Unbekannter zerstört im Ortsteil Lottbek sieben Bäume. Er ging offenbar gezielt und mit Methode vor – aber warum?
Kalte Morgenluft strömt in die Lungen, Äste knacken unter den Sohlen – sonst ist es ruhig. Horst Ansén, Ammersbeks Bürgermeister, ist gemeinsam mit Katharina Marr-Klipfel, Verwaltungsfrau in Umweltsachen, auf dem Weg zum Moorteich im Ortsteil Lottbek. Eine kleine Kostbarkeit inmitten einer Wohnsiedlung. Der Weg führt zu einem Gewässer, das von Bäumen umringt ist. Es ist einer dieser typischen Orte in Stormarner Gemeinden. Einer dieser Orte, der das Leben auf dem Lande lebenswert macht. „Viele gehen hier mit ihrem Hund spazieren“, sagt Ansén. Viele erfreuen sich an der Natur.
Einem jedoch waren die Bäume hier offenbar im Weg. Sieben von ihnen hat er so beschädigt, dass sie in den kommenden Monaten absterben werden. Mehrere Birken sind darunter und eine Kirsche. Aufgefallen ist die mutwillige Zerstörung erst, als Mitarbeiter der Gemeinde zu Pflegearbeiten an den Moorteich ausgerückt waren. Horst Ansén reagierte sofort, stellte Strafanzeige gegen Unbekannt und wandte sich an das Abendblatt. „Das ist kein dummer Jugendstreich“, sagt er, spricht von „krimineller Energie“.
Was hat den Unbekannten angetrieben?
Die Stämme hat die Gemeinde mit roten Punkten markiert. Bevor die absterbenden Bäume ein Risiko für Fußgänger darstellen, werden sie gefällt. Das soll in den kommenden drei Monaten passieren. Der Täter ging offenbar gezielt gegen die Bäume vor. Mit einem Werkzeug schnitt er die Rinde einige Zentimeter tief rund um den Stamm ein. Um seine Attacke zu verstecken, verputzte er die Schnitte mit Lehm. Das Einritzen der Bäume ist als „Ringeln“ bekannt und wird auch in der Forstwirtschaft eingesetzt, sagt Katharina Marr-Klipfel. „Durch den tiefen Schnitt wird der Stoffwechsel-Kreislauf der Bäume unterbrochen“, sagt sie. Ist die Nahrungszuvor unterbrochen, stirbt der Baum.
Was genau den Unbekannten angetrieben hat, ist noch unklar. Allerdings gibt die Spur der Verwüstung, die der Unbekannte angerichtet hat, Anlass für Überlegungen. Die Bäume seiner Wahl stehen alle zwischen einer kleinen Siedlung und dem Moorteich. Wenn sie bald gefällt werden, entsteht eine Schneise. Bessere Sicht? Mehr Licht im Garten? Und noch ein weiteres Detail führt zu Spekulationen: Einen Baum in der Schneise hat der Unbekannte stehen gelassen. Der trägt eine Plakette von der Stadt, ist im Baumkataster der Gemeinde eingetragen. Ob der Baumfrevler sich daran störte?
Für den mutmaßlichen Täter könnte es teuer werden
„Wir müssen sehen, wer ein Interesse hat“, sagt Alfred Hoffmann von der Ammersbeker Polizei. Mögliche Motive, die der Beamte nennt, führen in die unmittelbare Nachbarschaft der Laubbäume. Einen Befreiungsschlag für eine freie Sicht aus den eigenen vier Wänden hält er für denkbar. Vielleicht habe sich jemand aber auch an dem Laub der Bäume gestört. Es gebe mehrere Menschen, die ein Interesse haben könnten, so der Beamte. Es werde ermittelt. Zudem setzt die Polizei weiterhin auf sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung.
Sollte die Polizei Erfolg haben, wird es für den mutmaßlichen Täter teuer. „Strafrechtlich bleiben die Konsequenzen eher gering“, sagt Hoffmann, „aber der Schaden muss beglichen werden.“ Für die Fällkosten allein rechnet Hoffmann mit 4000 Euro. Hinzu kommt der Wert der Bäume, der erst durch ein Gutachten ermittelt werden muss. Auch hier sei ein weiterer viertstelliger Betrag fällig, sagt Rathaus-Mitarbeiterin Marr-Klipfel: „Und dazu kommen die Kosten für das Gutachten.“
Ein ähnlichen Fall habe es in Ammersbek noch nie gegeben, sagt Bürgermeister Ansén zum Abendblatt. Wer ein Interesse an dem Baumfrevel haben könnte? Ansén schüttelt den Kopf. Er ist ratlos und fassungslos. An Spekulationen will er sich nicht beteiligen. Nur so viel sagt er: „Wir werden hier wieder neue Bäume pflanzen – und das werden keine Kleinen sein.“
Haben Sie etwas gesehen? Die Ammersbeker Polizei sucht Zeugen und nimmt Hinweise unter Telefon 040/605 611 84 entgegen.