Oststeinbek. Warum lieben Stormarner ihre Heimat? Das erfahren Sie in der Abendblatt-Serie „Liebeserklärung an...“. Heute: Oststeinbek.

Sie sind hier geboren und fest verwurzelt. Oder sie sind voller Überzeugung nach Stormarn gezogen, weil es ihnen hier so gut gefällt. Aber was genau ist es, das ihre Städte und Gemeinden so lebens- und liebenswert macht? Barbara Moszczynski hat Oststeinbeker gefragt.

Jungendliche begeistern sich für Musik und ihre Heimat

Sie lieben Musik und Auftritte wie beim Neujahrsempfang der Gemeinde: Philipp Versich spielt Schlagzeug , Marlene Dietz Klarinette im Jugendsinfonieorchester OstWinds. „Ich mag den Knick, den Fluss und die Felder“, sagt die 14-jährige. Philipp (16): „Oststeinbek hat alles, was man braucht.“ Ihr Orchester sucht noch Mitglieder, die Fagott, Oboe oder Tuba spielen. Marlene hat ihr Instrument im Blasorchester der Grundschule gelernt. Bei den 25 „Orcas“ starten auch Jüngere wie Alina Dwars (10) an der Klarinette, Lena Wisch (9) mit ihren Saxophon oder Lotta Walther durch. Die Neunjährige spielt das Horn „beachtlich“, sagt Musiklehrerin Irma Lüers, die mit Katharina Ewert die Orchester betreut. Die 57-Jährige ist Förderverein-Vorsitzende, unterrichtet auch Kinder, deren Eltern sich das eigentlich nicht leisten können.

Sie lieben Dorfgemeinschaft und den Spaß auf der Bühne

Klaus Grünitz und Swantje Heeßel von der Laienspielgruppe Oststeinbek
Klaus Grünitz und Swantje Heeßel von der Laienspielgruppe Oststeinbek © Barbara Moszczynski | Barbara Moszczynski

Seit 1960 gibt es die Laienspielgruppe Oststeinbek. Klaus Günitz ist seit 1968 dabei. Als 16-Jähriger spielte er in seinem ersten Stück einen Bürgermeister, sagt der Vize-Vorsitzende der Laienspieler. 120 Mitglieder hat der Verein, 30 sind auf und hinter der Bühne aktiv, dazu kommen zwölf Kinderdarsteller. Mit plattdeutschen Stücken und Weihnachtsmärchen füllt die Gruppe jährlich mehrfach den Bürgersaal im Kratzmannschen Hof. „Mimi un de Möörders“ feiert am 11. März Premiere. Grünitz gibt den Kommissar. Swantje Heeßel spielt „eine naive Blonde mit krimineller Energie“. Heeßel zog der Liebe wegen hierher. Die Jurastudentin (26): „Ich finde es schön, Teil der Dorfgemeinschaft zu sein.“


„Im Sommer eine Oase für Familien“

„Ich bin heute gereitet“, erzählt Pauline ihrem Bruder Justus (8) begeistert. Auf Schimmel „Sunshine“ ging es im Galopp durch die Reithalle am Waldweg 10. Die Vierjährige voltigiert jeden Dienstagnachmittag in der Kinderreitschule von Uta Riegel. Die Kleinsten trainieren mit Turnübungen das Gleichgewicht auf dem Pferd, bevor der eigentliche Reitunterricht startet. Uta Riegel hat ihr Hobby 1998 zum Beruf gemacht. Die 43-Jährige ist in Havighorst auf dem Gemüsebauernhof ihrer Eltern aufgewachsen und hat eigentlich Bankkauffrau gelernt. „Das ist hier im Sommer eine richtige Oase“, sagt sie über ihren Reitplatz am Rand der Feldmark. 80 Mitglieder hat der Reitverein, die Kinder sind zwischen sechs und
15 Jahre alt und reiten auf zwölf Pferden.

Ulla Nölle hat in Herz für Afghanistan

Ulla (Ursula) Nölle, 92, in ihrem Haus in Oststeinbek
Ulla (Ursula) Nölle, 92, in ihrem Haus in Oststeinbek © Barbara Moszczynski | Barbara Moszczynski

Seit einem Schlaganfall im Herbst vergangenen Jahres muss Ulla Nölle kürzer treten. Ihre Treppe im Reihenhaus und die Spaziergänge mit dem Rollator bewältigt sie aber schon wieder. Und das Telefon klingelt nach wie vor oft, denn ihr Rat ist gefragt. Der von ihr 1983 gegründete Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan e.V., dessen Ehrenvorsitzende die Bundesverdienstkreuzträgerin heute ist, hat rund 56.000 Kindern zu einer Schulbildung verholfen und 81 Schulen in Afghanistan gebaut oder saniert. Noch 2015 war Ulla Nölle mit 90 Jahren selbst noch einmal nach Afghanistan. Den Verein leitet ihre 30 Jahre jüngere Freundin und Nachbarin Marga Flada. „Ich habe mit meiner Idee alle Nachbarn hier infiziert“, sagt die 92-Jährige, die nach eigenem Bekunden „mit halb Oststeinbek verwandt“ ist.

Die Hartwigsens haben sich einen Lebenstraum verwirklicht

Patrick und Ulrike Hartwigsen
Patrick und Ulrike Hartwigsen © Barbara Moszczynski | Barbara Moszczynski

In Ulrike Hartwigsens Ladencafé Homelike Living gibt es Schönes für Haus und Garten und hausgemachte Torten aus der Biokonditorei. Ihr Mann Patrick plant und gestaltet als Landschaftsgärtner schöne Gärten mit seiner Firma „Kompositionen mit Grün“. Zehn Jahre hatten sie nach dem idealen Standort für ihren Traum vom gemeinsamen Leben und Arbeiten unter einem Dach gesucht, ihn schließlich an der Möllner Landstraße 48 in Oststeinbek gefunden. Der 2014 eröffnete Laden zieht auch Kunden aus Geesthacht oder Großhansdorf an. Das Café hat sich zum beliebten Treff entwickelt. „Wir haben uns gefragt, warum das noch niemand gemacht hat“, sagt die 45-Jährige. Und ihr Mann ergänzt: „Wir wussten, wir fallen entweder auf die Nase, oder es wird angenommen.“ Sie lieben die Lage und die bodenständigen Menschen in Oststeinbek. „Trotz der Verkehrsbelastung ist es rundum noch sehr grün“, sagte Patrick Hartwigsen. Seine Frau ist hier aufgewachsen, er zog vor 16 Jahren aus Hamburg zu ihr.

Frau Zwirner-Willamowski kennt in „Ostbek“ fast jedes Kind

Sibylle Zwirner-Willamowski macht Kinderturnen im Ort
Sibylle Zwirner-Willamowski macht Kinderturnen im Ort © Barbara Moszczynski | Barbara Moszczynski

Eltern mit kleinen Kindern treffen sich am Nachmittag in einem der acht Kinderturnkurse von Sibylle Zwirner-Willamowski. Und das schon seit mehr als 18 Jahren. Der passionierten Radfahrerin gefällt an Oststeinbek, dass im Ort alles mit dem Fahrrad erreichbar ist. Sie mag auch das ländliche Flair und das Traditionelle, wie den Maibaum-Umzug und das Marktfest. Die gebürtige Karlsruherin zog 1986 von Hamburg aus nach Stormarn, weil Oststeinbek auf halber Strecke zu ihrem Arbeitsplatz als Diplom-Bibliothekarin in Bergedorf lag. Hier hat sie ihre drei Kinder aufgezogen, sich 15 Jahre in der evangelischen Kirche engagiert und begonnen, Kinderturnkurse zu geben, zuerst in der Volkshochschule und jetzt beim Oststeinbeker SV.

Sie lieben die Gemeinschaft und die Nähe zu Hamburg

Mirsada Schwarzenbeck arbeitet seit 1997 im Gasthof Schwarzenbeck. „Wir wohnen mitten auf dem Dorf, aber mit der Bahn brauche ich nur 20 Minuten bis zum Hamburger Jungfernstieg“, sagt sie. Ihr Mann Sönke und sein Bruder Jörn führen den Familienbetrieb mit 18 Mitarbeitern in sechster Generation und feiern in diesem Jahr 140-jähriges Bestehen. Im Gasthof an der Dorfstraße wurde 1908 der Gesangsverein Frohsinn-Havighorst gegründet, die heutige Chorgemeinschaft. Der Männergesangverein Steinbek-Havighorst, probt hier jeden Donnerstag. Die Restaurantfachfrau aus Trittau und ihr Mann haben einander im Stapelfelder Hof kennengelernt, während seiner Ausbildung zum Koch. Sohn Jendrik und Tochter Lena sind jetzt 13 und 16 Jahre alt. Die 42-Jährige hat sechs Jahre lang den Havighorster Bürgerverein geleitet und liebt die dörfliche Gemeinschaft. Etwa die „Hunderunde“ mit Shih Tzu Emma, bei der bis zu zehn Hundehalter in der Feldmark gemeinsam Gassi gehen und dabei auch die Tiere der Urlauber betreuen.