Was kommt im nächsten Jahr auf Sie zu? Was sind die großen und bedeutenden Vorhaben? Das Hamburger Abendblatt gibt einen Überblick.
Bildung und Wohnungsbau – das sind zwei zentrale Themen, mit denen sich Reinbek und Glinde in 2017 beschäftigen werden. So erwägt der Kreis Stormarn die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft, in die beide Kommunen einsteigen könnten. Während in Reinbek ein Großprojekt in die zweite Bauphase geht, soll in Glinde jetzt endlich Start am Gleisdreieck im Zentrum sein. In Sachen Schule stehen in den Nachbarstädten Entscheidungen an, die Investitionen von mehreren Millionen Euro nach sich ziehen.
Projekte in Reinbek
1. Quartier Schröders Koppel am Oher Weg wächst
Bürgermeister Björn Warmer bezeichnet es in Sachen Wohnungsbau als das „Premium-Projekt“ Reinbeks: die 230 Wohneinheiten, 30 davon öffentlich gefördert, auf einer vier Hektar großen Fläche am Oher Weg in Neuschönningstedt. Die ersten 22 Wohnungen im Quartier Schröders Koppel werden Ende Februar erstellt sein. Danach startet der zweite Bauabschnitt mit 120. Neben Wohnungen zum Mieten und Kauf entstehen auch Reihen- und Doppelhäuser. Die Arbeiten werden sich bis 2019 hinziehen.
2. Bürgerdiskussion zur Holzvogtland-Bebauung
1999 verhinderte ein Bürgerentscheid die Bebauung des Holzvogtlandes im Ortsteil Schönningstedt. Jetzt will die Verwaltung das Thema wieder aufgreifen und der Politik den Ball zuspielen. Geplant ist ein Bürgerdialog. Dort soll besprochen werden, wie eine Bebauung aussehen könnte.
3. Kosten für Erweiterung des Schulzentrums werden ermittelt
Das Schulzentrum mit der Gemeinschaftsschule am Mühlenredder wird erweitert und saniert – allerdings erst 2018. In diesem Jahr wird beschlossen, was genau gemacht wird und wie viel es kostet. Ein Raumprogramm wurde mit Lehrern und Eltern erarbeitet. Nach Schätzungen investiert Reinbek zwischen acht und zehn Millionen Euro.
4. Neue Mensa für die Grundschule Klosterbergen
Das marode Lehrschwimmbecken der Grundschule Klosterbergen wird zu einer Mensa mit 130 Sitzplätzen umgebaut. Kosten: rund 1,1 Millionen Euro. Die Bildungseinrichtung wird von 280 Schülern besucht.
5. Jobcenter-Umzug in den Senefelder Ring
Das Jobcenter Reinbek siedelt im April von der Borsigstraße in ein neues Gebäude im Gewerbegebiet an der Straße Senefelder Ring um – als Mieter für vorerst 15 Jahre. An den jetzigen Standort werden Flüchtlinge ziehen, die noch in Containern auf dem Betriebshof leben. Dort wird die Anlage abgebaut.
6. Neues Regenklärbecken am Museum Rade
An der Schlossstraße nahe dem Museum Rade wird eine Regenklärbecken gebaut. Kosten: rund 1,3 Millionen Euro inklusive Planung. Die Arbeiten dauern vermutlich drei Monate.
7. Sanierung der Schlossstraße bis zur Kreisgrenze
Die Schlossstraße in Richtung Wentorf ist eine Buckelpiste, in diesem Jahr wird die Decke bis zur Kreisgrenze saniert. Die Nachbarkommune ist über den Reinbeker Weg bis zu neun Monate nicht zu erreichen, weil auf Wentorfer Gebiet die Straße angefasst wird.
8. Neuer Anlauf für die Erweiterung der Firma Michaelis
Die Expansionspläne des Papiergroßhändlers E. Michaelis & Co im Gewerbegebiet Haidland hatten Bürgerprosteste 2015 zunichte gemacht. Die Verwaltung will das Thema in diesem Jahr wieder auf die politische Agenda bringen. Das Unternehmen beabsichtigt den Bau eines Gebäudekomplexes mit Gewerbehallen und angeschlossenem Hochregallager.
9. Beratungen über eine neue Feuerwehrwache gehen weiter
Der Beschluss, am Mühlenredder eine Feuerwehrwache zu bauen, ist bis zum 31. März auf Eis gelegt. Bis dahin prüft die Verwaltung andere Standorte, die schon einmal untersucht wurden. Das Thema beschäftigt die Kommune nunmehr seit Jahren.
Projekte in Glinde
10. 43 Sozialwohnungen am Holstenkamp
Auf einem städtischen Grundstück am Holstenkamp ist Baustart für 43 öffentlich geförderte Zwei- und Dreizimmerwohnungen. Das Areal wird in Erbpacht vergeben, ein Bauträger ist gefunden.
11. Bauhof an der Berliner Straße für 2,6 Millionen Euro
Der neue Bauhof an der Berliner Straße kostet rund 2,6 Millionen Euro und wird vom Zweckverband Südstormarn errichtet. Die Stadt mietet sich ein. Baustart ist in diesem Jahr, die Fertigstellung ist für 2018 geplant.
12. Politiker entscheiden über Straßen-Steuer
Anlieger zahlen keinen hohen Betrag, wenn ihre Straße angefasst wird, sondern alle Grundstückseigentümer der Kommune eine jährliche und wesentlich geringe Summe für sämtliche Ausbauarbeiten. Es ist eine Art Straßen-Steuer. Die Einführung einer solchen, sogenannte wiederkehrende Beiträge, schwebt Glindes Kommunalpolitikern vor. In 2017 entscheiden sie über einen Systemwechsel.
13. Baustart für Wohnungen und Reihenhäuser am Gleisdreieck
In der zweiten Jahreshälfte soll auf dem Areal Altes Gleisdreieck im Zentrum der Stadt Baubeginn für 89 Wohnungen, davon 62 öffentlich gefördert, und 30 Reihenhäuser sein. Investor ist die Firma Semmelhaack. Das Projekt hat sich wegen der Aktivitäten einer Bürgerinitiative verzögert.
14. Konzept für die Stadtmitte kostet 30.000 Euro
Neue Wohnungen und mehr Gewerbe im Zentrum? Und wie hoch können Gebäude sein? Diese und andere Fragen werden im Konzept für die Stadtmitte behandelt. Für die Erstellung stehen im Haushalt 30.000 Euro bereit.
15. Abschluss der Umbauten an der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld
Mit der Fertigstellung des neuen Unterstufengebäudes der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld werden die Arbeiten nach sechs Jahren beendet. Das Projekt kostet elf Millionen Euro.
16. Feinabstimmung bei Fusion der Gemeinschaftsschulen
Die beiden Gemeinschaftsschulen werden zu Beginn des Schuljahres 2018/19 fusionieren – und jene in Wiesenfeld für den Zusammenschluss mit der Sönke-Nissen-Schule ins Schulzentrum am Oher Weg ziehen, während das Gymnasium ihre Räume am Holstenkamp übernimmt. Das kann bis zu 16,6 Millionen Euro kosten. Was zuerst umgebaut wird, entscheidet die Politik. Auch geht es jetzt um die Feinabstimmung zwischen den Schulen.
17. Sanierung der Sporthallen am Oher Weg startet
Für sieben Millionen Euro werden bis 2019 die beiden Dreifeldhallen im Schulzentrum saniert. Priorität hat die zwischen den Hallen liegende Ex-Kneipe Jever Deel, die zum Jugendzentrum umgebaut wird.
Das sagen Reinbeker und Glinder:
Rosi Süß (83) aus Glinde findet es gut, dass in 2017 die ehemalige Kneipe Jever Deel auf dem Gelände des Schulzentrums am Oher Weg zu einem Jugendzentrum umgebaut wird. „Die Stadt muss den jungen Leuten etwas bieten. Das neue Juzo ist gut und ein wichtiger Schritt“, sagt die Rentnerin, die seit 71 Jahren in Glinde lebt und früher im Bauamt gearbeitet hat. Den Mehrzweckpavillon im Zentrum, aus dem die Mieter ausgezogen sind und der mit Sperrholz verbarrikadiert wurde, würde sie gern abgerissen sehen. „Weil dieser Anblick nicht zur Attraktivität der Stadt beiträgt.“ Nachdenklich mache sie, dass es in Glinde viele arme Menschen gebe. „Sie benötigen mehr Unterstützung. Deshalb finde ich es gut, dass an zwei Standorten Sozialwohnungen entstehen“, sagt Süß. Lob hat sie für den TSV Glinde über: „Der Verein hat eine wichtige soziale Funktion.“
Sven Baesel (47) arbeitet in Hamburg, lebt mit seiner Frau (46) und den beiden Töchtern (zwölf und 15) seit 18 Jahren in Glinde. Dort ist er auch wegen der guten Verkehrsanbindung hingezogen. „Leider fährt der Bus in Olande statt zehn jetzt nur noch alle 20 Minuten“, sagt er. In Zeiten, wo Menschen aufs Auto verzichten sollen, sei das ein falsches Signal. Ihm missfällt auch, dass in Bereichen der Kaposvar-Spange jetzt Tempo 50 statt 30 gilt. So hatte es der Kreis angeordnet. „Ich habe kein Verständnis dafür. Die Kinder aus unserem Umfeld fahren dort alle mit dem Fahrrad zur Schule lang.“ Der Industrieapotheker sagt, es werde Zeit, dass das Bauprojekt auf dem Areal Altes Gleisdreieck endlich beginne. Dort sollen unter anderem 62 öffentlich geförderte Wohnungen entstehen. Baesel: „Glinde benötigt Wohnraum für Menschen, die wenig Geld in der Tasche haben.“
Frauke Gehrhardt-Seim(45) aus Reinbek führt eine Apotheke an der Hamburger Straße und ist Mitglied im Gewerbebund. Sie bedauert, dass drei Gewerbeflächen im Stadtzentrum leer sind: „Das trägt nicht zur Attraktivität bei.“ Für die Stadtmitte wünscht sie sich einen Platz mit Bänken, der zum Verweilen einlädt und wo Menschen Kontakte knüpfen können. „Auch fehlen in Reinbek Spielgeräte für Kinder“, sagt Gehrhardt-Seim. Eine familienfreundliche Stadt solle da nachbessern. In diesem Jahr wird der Reinbeker Weg in der Nachbarkommune Wentorf mehrere Monate gesperrt sein. „Dadurch werden wohl weniger Kunden kommen. Ich hoffe, dass wir die Situation meistern.“ Die Apothekerin wünscht sich, dass die Menschen mehr Frohsinn walten lassen, sagt: „Wir leben hier in einer wunderschönen Umgebung, das sollte sich jeder immer wieder bewusst machen.“