Reinbek. Bank-Geheimnisse: In unserer Serie stellen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank vor. Heute: Kurt Martens aus Reinbek.
„Ich bin ein Netzwerker – das brachte mein Beruf schon mit sich“, erzählt Kurt Martens. Der 72-jährige ist Verlagskaufmann und hat bei angesagten Werbeagenturen wie Lintas, OMD Germany oder dem Außenwerber JCDecaux in der Medienberatung sowie im Kontakt gearbeitet. „Das war noch eine Zeit, in der man in der Werbung alt werden durfte“, scherzt der Reinbeker. 2009 war Schluss. Von einer 60-Stunden-Woche in einen Freizeitalltag – eine Herausforderung für manchen Ruheständler. Für Kurt Martens ist das Ehrenamt die Lösung.
„Mir war sofort klar, es muss etwas passieren, sonst falle ich in das Altersloch“, berichtet der Vater zweier erwachsener Töchter. Wie es der Zufall wollte, machte ihn ein Bekannter auf den Seniorenbeirat in Reinbek aufmerksam. „Ich war ja nun Senior, also machte ich mit.“ Den Beirat kannte Kurt Martens nur aus Erzählungen. Er hatte noch keine einzige Sitzung besucht, trotzdem wurde er sofort in den Vorstand gewählt. Nach sechs Jahren lockte die nächste Herausforderung. „Der damalige Bürgermeister von Reinbek sprach mich auf die Pläne eines Behindertenbeirats an. Ich kannte mich mit dem Thema nicht wirklich aus, aber war mir sicher, mit der richtigen Strategie kann das klappen.“
Beim Seniorenbeirat gibt es dicke Bretter zu bohren
Wieder war es sein Ziel, sich für Menschen einzusetzen. Doch Martens sollte noch dazulernen müssen. „Das sind dicke Bretter, die es zu bohren gibt“, weiß er heute. „Ein Senior lässt sich in der Regel erkennen, ein Mensch mit Behinderung nicht unbedingt. Denn eine Behinderung macht sich nicht am Alter fest, ist oft nicht sichtbar.“ Martens stellte sich der neuen Herausforderung. Er beschaffte sich Adressen zum Aufbau von Gruppen, wegen des Datenschutzes ohne Hilfe von Ämtern oder Krankenkassen. Wieder war Netzwerken sein Erfolgsrezept.
Doch auch die Senioren ließen Martens nicht los. Die Idee zu einer Seniorenmesse gab es im Beirat schon länger. 2014 wurde die erste Messe auf die Beine gestellt. Immer wieder betont Martens, nicht alles allein gestemmt zu haben. „Zusammen mit Rolf Loose und Unterstützern aus dem Seniorenbeirat sowie den Mitarbeiterinnen des Schlosses habe ich ein Konzept entwickelt. Wir haben das Glück, dass wir mit dem Schloss Reinbek wunderbare Räumlichkeiten vor Ort haben. Und mit Rolf Loose als Inhaber eines Reha-Services hatten wir gleich einen richtigen Partner an der Hand.“ Kurt Martens erzählt, als sei alles wie von selbst gelaufen. Dass er Motor des Ganzen ist, stellt er gern zurück. Immer wieder betont der geborene Möllner, dass er das Team braucht.
Inzwischen steht für April 2017 die vierte Seniorenmesse auf der Agenda. Bereits von Beginn an bewerben sich jährlich 40 Aussteller um einen der begehrten Plätze. Den Organisatoren, zu denen auch die „Schlossdamen“ gehören, ist es immer wichtig, eine gute Mischung hinzubekommen. „Es sollen nicht nur Aussteller eines Bereiches vor Ort sein. Wir möchten unterschiedliche Bedürfnisse abdecken und wollen immer wieder Neuheiten präsentieren können. Ob altersgerechtes Wohnen, Vorsorgeberatungen oder Produktinnovationen.“ Der stolze Großvater von fünf Enkeln erinnert sich genau, sagt: „Der erste Aussteller war ein Rechtsanwalt“. Kurt Martens war es, der ihn für die Messe begeisterte.
Familie, Theater und Reisen sind seine Leidenschaft
Rund 1000 Besucher verzeichnete die erste Veranstaltung 2012 für ältere Bürger in der Region. Bereits nach drei Jahren kamen 3000 Besucher, und die Messe hat sich zu der bekanntesten dieses Bereichs in der Region gemausert. Kurt Martens bleibt auch diesbezüglich bescheiden. Auf Nachfrage sagt er: „Ich ärgere mich auch mal. Vor allem über die Starrsinnigkeit einiger Menschen.“ Doch lieber spricht er über neue Pläne, „ich möchte noch viel mehr vernetzen.“ Beispielsweise den Seniorenbeirat mit den Gruppen im Rickertsen Haus in Reinbek, wo es Angebote für Kommunikation, Freizeitgestaltung und Weiterbildung gibt. Netzwerken eben. 40 Jahre lebt er inzwischen in Reinbek, das ist eine gute Basis für gute Kontakte.
Doch wer glaubt, Kurt Martens wäre mit dem Ehrenamt ausgefüllt, täuscht sich. Seine Familie steht für ihn im Mittelpunkt. Mit seiner Frau Birgit geht er gern ins Theater, ist wöchentlich für seine Enkel da und liebt das Reisen. „Das kann Deutschland genauso sein wie Kalifornien, Rumänien oder Thailand. Doch ganz besonders liebe ich New York.“ Und natürlich ist der gelernte Verlagskaufmann passionierter Zeitungsleser. Mindestens zwei Tageszeitungen liegen täglich auf dem Tisch. „Politik interessiert mich am meisten“, verrät er.
Doch zu viel Freizeit ist nun einmal nichts für den jung gebliebenen Senior. Neue Ideen hat er schon längst im Kopf. „Einen Behindertenkompass würde ich gern auf den Weg bringen. Ein Nachschlagewerk, das ausweist, wo sich gehbehinderte Menschen besonders gut bewegen können.“
Was ihn immer wieder antreibt? „Es sind die dankbaren Gesichter, in die ich schaue, wenn eine Idee auf fruchtbaren Boden fällt. Die Aussteller, die mir sagen, dass sie gern dabei sind und die Freude, wenn der Ehrenamtsjob gut läuft.“ Und auch mit den Messeideen ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. „Ich möchte gern noch mehr Werbung in Richtung Hamburg machen. Und eine Messegesellschaft gründen, das wäre klasse.“ Dann muss Kurt Martens los, zu seinen Enkelkindern, die warten schließlich schon.
Für die Seniorenmesse können sich Interessenten noch bei Anke Conradi oder Susann Pötter unter Telefon 040/72 73 46 13 oder per E-Mail an anke.conradi@reinbek-landsh.de um einen Ausstellungsplatz bewerben.