Bad Oldesloe. Agentur beantragt knapp 30.000 Euro Zuschuss für Marketing-Kampagne. Allerdings liegen nicht alle Unterlagen vor

Es geht um knapp 30.000 Euro städtisches Geld für die Kampagne „Ich bin für Einkaufen in Bad Oldesloe“. Diese Summe haben Nicole Brandstetter und Angela Dittmar von der Marketing-Agentur Prodibra beantragt. Doch es fehlen noch Unterlagen, die von der Agentur nicht wie von der Stadt gefordert zur Verfügung gestellt wurden. Die Lokalpolitik konnte sich daher nicht einigen, es kam zum Patt. Eine Entscheidung soll jetzt in der Stadtverordnetenversammlung fallen.

Idee der Kampagne: Fähnchen, rote Einkaufstüten und Blumenkästen, Gutscheinhefte und ein Online-Marktplatz sollen zur Belebung der Innenstadt beitragen und ein Gemeinschaftsgefühl wecken. Hörakustiker und Kampagnenunterstützer Holger Mahlke gerät regelrecht ins Schwärmen, spricht von einem neuen Wir-Gefühl unter den Geschäftsleuten: „Die Damen haben mich einfach überzeugt.“

Die Kampagne läuft bereits seit September 2015 und endet im Februar nächsten Jahres. Die von der Agentur geschätzten Kosten belaufen sich auf 90.000 Euro. Ein Drittel der errechneten Summe – 29.750 Euro brutto – hat Prodibra nun bei der Stadt beantragt. Das Geld soll aus dem „Fördertopf Einzelhandel“ kommen, der eigentlich nur 25.000 Euro umfasst und mit einem Sperrvermerk versehen ist.

Die CDU und die eigentlich sehr auf das Einsparen von Steuergeld bedachte Wählervereinigung FBO hatten mit der Bewilligung der stattlichen Summe keine größeren Probleme.

Zögerlicher war indes die SPD. Fraktionsvorsitzender Björn Wahnfried: „Wir möchten so transparent und gerecht wie möglich arbeiten und wollen den Sperrvermerk erst aufheben, wenn alle Unterlagen vorliegen.“

In der Vorlage ist bislang nur eine ungefähre Aufstellung zu finden. Wie genau sich die Kosten zusammensetzen und wie viel die ausrichtende Agentur für Eigenleistungen berechnet, wird daraus nicht ersichtlich. Nur so viel: „In den Punkten, in denen wir Dienstleistungen erbringen, nehmen wir die marktüblichen Preise“, erklärt Nicole Brandstetter von Prodibra auf Nachfrage von Hendrik Holtz (Die Linke). Der konnte sich mit dem Gedanken nicht recht anfreunden, dass die Summe ohne nähere Möglichkeit einer Prüfung durchgewinkt wird: „Es hätte schon ein Geschmäckle, ohne die vollständigen Unterlagen abzuwarten. Hier wurden schon Vereine haarklein auseinander seziert, die ein paar hundert Euro beantragt haben.“

Tatsächlich ist die Lokalpolitik nicht immer so freigiebig, wenn es um das Verteilen von Steuergeld an Institutionen geht. Gerade erst hatte der Verein MSC Holstein knapp 10.000 Euro für ein großes Seifenkistenrennen beantragt und nur 3000 Euro erhalten, weil kommerzielle Posten beinhaltet sind. Außerdem könnten Verein oder Jugendliche das auch selbst finanzieren.

In einem anderen Fall – ebenfalls im September – hatte die Firma LED Events aus Bad Oldesloe 4900 Euro beantragt und erhielt nur 2000 Euro. Die Attraktivierung der Veranstaltungslandschaft sei kein Argument.

Nach Agentur-Angaben beteiligen sich 84 Kaufleute an der Kampagne „Ich bin für Einkaufen in Bad Oldesloe“. Eine Handvoll Kaufleute aus der Innenstadt hat bereits Abstand genommen und will stattdessen lieber einen ehrenamtlich geführten Gewerbeverein gründen. Sie sehen in der Kampagne nicht genügend Nachhaltigkeit.

Bürgermeister Jörg Lembke sieht das Thema nüchtern: „Alles, was der Stadt gut tut, ist in unserem Sinne. Ob wir Geld dazu geben, muss die Politik entscheiden“, sagt der Verwaltungschef. Es solle aber keine Konkurrenzsituation zu anderen Vereinen oder Institutionen entstehen.

Eine Entscheidung soll am heutigen Mittwoch, 14. Dezember, auf der Stadtverordnetenversammlung (19.30 Uhr, KuB-Saal) fallen. Der Ausgang ist bei knappen Mehrheitsverhältnissen ungewiss.