Bad Oldesloe. Kreis erfasst alle öffentlichen Werke in einer Broschüre und einer Online-Galerie. Bürger können ab jetzt Vorschläge einreichen.

Jeden Tagen laufen Zehntausende Stormarner mehr oder weniger aufmerksam an ihr vorbei: der sogenannten Kunst im öffentlichen Raum. Doch wie viele Skulpturen, Installationen und weitere Werke in den 55 Stormarner Orten zwischen Reinbek und Reinfeld zu entdecken sind, weiß niemand. Das soll sich jetzt ändern. In einer kostenlosen Broschüre und per Online-Galerie stellt der Kreis die ersten Werke vor, von denen das Abendblatt acht zeigt.

Die Idee dazu hatte Kreiskulturreferentin Tanja Lütje. „Man kann Besucher und Bürger auf die besonderen Kunstwerke aufmerksam machen“, sagt sie. In Planung seien kunsthistorische Radtouren für den Sommer. Eine Wanderausstellung mit Fotos ist vom 23. Januar bis 17. Februar in der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe (Gebäude F, Mommsenstraße 14) zu sehen und soll danach auf die Reise durch die Kommunen gehen. Die Parteien im Kulturausschuss des Kreistags unterstützen das Projekt, haben dafür 30.000 Euro über drei Jahre bewilligt. Der Kieler Kunsthistoriker Jens Rönnau erstellt Fotos und Texte zu Objekten und Künstlern. Zunächst sollen die Werke nach 1945 katalogisiert werden.

Zum Gelingen können alle Stormarner ihren Teil beitragen: Sie sind aufgerufen, bisher nicht in der Online-Galerie vorhandene Kunstwerke mit Foto und Standort an die Kulturabteilung des Kreises zu schicken.

Reinfeld

„Abendlied“ heißt die Skulptur des Bildhauers Jörg Plickat (62), die am Uferweg des Herrenteichs in Reinfeld steht. Sie erinnert an „Der Mond ist aufgegangen“ vom im Ort geborenen Dichter Matthias Claudius (1740-1815) und wurde zu dessen 250. Geburtstag 1990 aufgestellt. Auf dem fünfteiligen Denkmal aus schwarz-rotem Balmoral-Granit sind auch der Text und ein Porträt von Claudius zu finden.

Bargteheide

Aus der Sprachdusche am alten Bargteheider Dorfteich (Ecke Rathausstraße/Mittelweg) sprudelt kein Wasser, sondern auf Knopfdruck kommen Worte heraus. Zur Neugestaltung des Gewässers 2008 entwickelten die Hamburger Matthias Berthold und Andreas Schön für 20.000 Euro das Werk aus Edelstahlrohr und runder Platte mit Buchstaben. Die 99 Texte werden jährlich geändert.

Ammersbek

Die Botschaft „jetzt“ springt Besucher des Hauses am Schüberg in Ammersbek (Wulfsdorfer Weg 33) an. Die in Berlin lebende Natalie Espinosa (45) hat die signalroten Buchstaben dem Skulpturengarten 2013 geschenkt. Im Dunkeln leuchtet das Wort. Eigentlich hatte die Künstlerin es schon 2004 für ein Verwaltungshochhaus in Saarbrücken produziert. Auf rund 20.000 Quadratmetern sind in Ammersbek die unterschiedlichsten Werke zu sehen.

Ahrensburg

Kein anderes Kunstwerk in Stormarn hat wohl so viel emotional aufgeheizte Diskussionen ausgelöst wie der Muschelläufer auf dem Rondeel in der Ahrensburger Innenstadt. Die von Martin Wolke (45) entworfene Kunststoffschnecke mit blondem Anzugträger war 2005 ein Geschenk des Rotary-Clubs an die Stadt. Gegner verspotteten die große Figur als „Blaumann“ und forderten die Versetzung. Es gab sogar Farb- und Bölleranschläge.

Trittau

Der Ballwerfer des Großhansdorfer Künstlers Siegfried Assmann steht in Trittau zwischen Mühlau-Schule (Im Raum 24) und Sporthalle. Die lebensgroße Bronzefigur – ein nackter Knabe – steht auf einem etwa eineinhalb Meter hohen Betonpodest mit integrierter Sitzbank. Assmann entwarf auch das Ensemble von Betonelementen in der Umgebung. Der 91-Jährige arbeitet immer noch, unter anderem an Kirchenfenstern aus Bleiglas.

Oststeinbek

Ein Kunstwerk sollte 1989 den neuen Marktplatz in Oststeinbek (Möllner Landstraße 24) verschönern. Bildhauer Hans Werner Könecke (76), der in Mölln und Reinbek lebt, entwarf zwei Frauen, die an einem Brunnen Wasser holen und tratschen. Die Idee für diese Situation stammte eigentlich von einem früheren Bürgermeister, so Könecke. Der breite Sockel und der Brunnen sind aus Granit, die Marktfrauen aus Bronze.

Glinde

Drei Kühe aus rostigem Stahl stehen auf einer Wiese zwischen Dorfstraße und Möllner Landstraße in Glinde. Die Hamburger Bildhauerin Christiane Guth (63) hat sie dort hingestellt, als das Areal 1984 saniert und auch etliche Wohnungen neu gebaut wurden. Der Unternehmer Hans-Edmund Siemers (1920-2009), Vater der Künstlerin, war nicht nur Bauherr, sondern als Gründungsmitglied der Sönke-Nissen-Park Stiftung auch sozial engagiert.

Reinbek

Der Otterbrunnen steht mit einem Granitplateau in einem gemauerten Becken seit 30 Jahren vor der Reinbeker Stadtbibliothek (Hamburger Straße 7). Er stammt wie die Oststeinbeker Marktfrauen von Hans Werner Könecke. Als 1991 einer der kleinen Otter gestohlen und in einem Wald wiedergefunden wurde, baute die Stadt die gesamte Tierfamilie zur Sicherheit für fünf Jahre ab. Heute leben in der nahen Bille sogar wieder echte Fischotter.

Online-Galerie: www.kunst-stormarn.de, Vorschläge mit weiteren Objekten per E-Mail an kultur@kreis-stormarn.de