Reinbek. Neue Nummer 536 verbindet S-Bahnhof Reinbek und Gewerbegebiet. Elf Firmen und die Stadt teilen sich 114.000 Euro Anschubkosten.
Tausende Beschäftigte und Kunden kommen ab sofort per Bus bequem ins Reinbeker Gewerbegebiet. Die neue Linie 536 hat am Montag den Betrieb zwischen S-Bahnhof, Hermann-Körner-Straße/Borsigstraße und Senefelder Ring aufgenommen. „Das stärkt den Gewerbestandort Reinbek weiter“, sagt Michael Pohle, Wirtschaftsbeauftragter im Rathaus. „Und die Menschen haben eine umweltfreundliche Möglichkeit, ihre Arbeitsplätze zu erreichen.“
Daran haben elf Unternehmen – Allergopharma, Almirall Hermal, Amandus Kahl, DTM Reifenservice, Ernst Dello, Freizeitbad Reinbek, Gebrüder Wollenhaupt, Malerei Peters, Party Rent, SEAK Software und eine Firma aus dem Bille-Center – wesentlichen Anteil. Sie zahlen in der zweijährigen Anschubphase mit 57.000 Euro die Hälfte der Gesamtkosten.
Nach zwei Jahren könnte der Kreis die Linie finanzieren
Die anderen 57.000 Euro für Stormarns erste öffentlich-private Buslinie kommen von der Stadt. Wegen der angespannten Finanzlage war ihr eine 100-prozentige Übernahme nicht möglich.
Grundsätzlich muss in Stormarn der Initiator neuer Buslinien die Kosten in den ersten beiden Jahren selbst tragen. Wird die Strecke von den Kunden gut genutzt, übernimmt dann der Kreis die Finanzierung. „Mindestens fünf Passagiere pro Fahrt sollten es schon sein“, sagt Björn Schönefeld, ÖPNV-Organisator in der Kreisverwaltung. „Sonst braucht man keinen Bus.“
Die ersten Ideen für die Linie habe es schon vor zehn Jahren gegeben, so Michael Pohle von der Stadt Reinbek. Immer wieder äußerten Firmen den Wunsch einer besseren Nahverkehrsverbindung. „Es wird eine große Herausforderung der Zukunft, gutes Personal zu finden und zu halten“, sagt Christoph Bernard, Geschäftsführer bei Party Rent. „Da ist die Erreichbarkeit mit Bahn und Bus ein wichtiges Argument.“
Das bestätigt Peter Dangel, Finance Director beim Pharma-Unternehmen Almirall Hermal. „Für uns ist es ein großer Vorteil, auch ohne Auto gut erreichbar zu sein“, sagt er. Vielleicht trage der neue Busanschluss dazu bei, wieder die nötige Zahl von mindestens 20 Mitarbeitern für die preisgünstige Profi-Card des Hamburger Verkehrs-Verbunds (HVV) zu erreichen.
Manfred Heinrich, Produktionsleiter beim weltweit tätigen Anlagenbauer Amandus Kahl, unterstützt das Projekt ebenfalls aus voller Überzeugung. „Gerade jüngere Leute nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel“, sagt er. In einer Großstadt wie Hamburg hätten etliche bewusst gar keinen Führerschein. Auch für Auszubildende spiele die ÖPNV-Erreichbarkeit eine große Rolle.
Freizeitbad, Bille-Center und Sportpark besser zu erreichen
Für Ulrich Jungke, Leiter Teilelogistik und Aftersalessteuerung bei Dello, ist die Linie 536 gleich aus zwei Gründen wichtig. „Zum einen für die Mitarbeiter in unserem Logistikzentrum“, sagt er, „zum anderen aber auch für die Kunden, die ihr Auto in die Werkstatt bringen.“ Von der neuen Linie profitieren aber nicht nur Gewerbebetriebe, sondern auch das Freizeitbad, der Sportpark mit Tennis-, Squash- und Badmintonplätzen sowie Bowlingbahnen und das Einkaufszentrum Bille-Center.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass neben Kollegen unsere Frühschwimmer das Angebot nutzen“, sagt Holger Kehl, Geschäftsführer des Hallenbads. Für die überwiegend 60- bis 80-Jährigen sei der Bus eine gute Alternative zum eigenen Auto oder langen Fußmärschen.
Beim Fahrplan hatten die Unternehmen ein Mitspracherecht. Die Busse verkehren montags bis freitags im Berufsverkehr von 6 bis 9 und 15.15 bis 18.15 Uhr im Halbstundentakt. Am Wochenende ist Pause. Am S-Bahnhof Reinbek gibt es einen direkten Anschluss an die Züge.
Der Stadtverordnete und SPD-Fraktionschef Volker Müller hofft, dass die Menschen das Angebot ähnlich gut annehmen wie andere neue Buslinien in der Vergangenheit. „Der nächste Schritt wäre dann die Rückkehr zum Zehn-Minuten-Takt für die S-Bahn“, sagt Müller. Steigende Kundenzahlen seien ein gutes Argument. Gemeinsam mit den Nachbarorten Aumühle und Wohltorf werde Reinbek das Vorhaben angehen.
Einen weiteren Schub für die Linie 536 dürfte es im kommenden Frühjahr geben. Dann zieht das Jobcenter Reinbek mit 45 Beschäftigten in einen Neubau an den Senefelder Ring. Die Einrichtung mietet das dreistöckige Gebäude, das vier Millionen Euro kostet, für 15 Jahre.
Nicht nur in Reinbek, sondern auch im Nachbarort Oststeinbek ist das Gewerbegebiet jetzt per Bus zu erreichen. Dort bietet die Linie 233 montags bis freitags täglich zehn Fahrten zu den Haltestellen Fachmarktzentrum, Meessen und Gewerbering an. In Oststeinbek übernimmt die Gemeinde die Kosten von 36.000 Euro für zwei Jahre Probezeit komplett.