Reinbek. Eigentümer des Hotels Waldhaus verkauft Stadl, weil ihm Bebauungsplanverfahren zu lange dauert. Ein Interessent ist aus China.

Die Hüttengaudis gegenüber dem Waldhaus Reinbek sind nicht nur bei Gästen aus der Region, sondern auch bei solchen aus dem Ausland beliebt. Auf 120 Quadratmetern in einem Holzhaus, dem sogenannten Stadl, geht es bayerisch zu. An der Loddenallee allerdings nur noch wenige Monate. Das Objekt steht seit einiger Zeit für 145.000 Euro inklusive Mobiliar, Bar und Küche zum Verkauf. Gut möglich, dass es auf eine Reise über mehrere Tausend Kilometer geht. „Es gibt mehrere Interessenten, darunter ist einer aus China“, sagt Dieter Schunke, Eigentürmer des Fünf-Sterne-Hotels. Er gehe davon aus, dass die Almhütte im Frühjahr weg sei. „Bis dahin haben wir noch viele Buchungen.“

Andernfalls müsste das Stadl trotzdem abgebaut werden – wie schon in der Vergangenheit. Denn ohne Festlegung eines Sondergebiets darf es nicht dauerhaft stehen bleiben. Das wollten Schunke und Hoteldirektor Moritz Kurzmann ändern. Dazu muss ein Bebauungsplan her. Den Aufstellungs- sowie einen Vorentwurfsbeschluss dafür fasste die Politik bereits. Die Bauleitplanung sieht zudem vor, den Gastronomen künftig mehr Freiraum für Außenveranstaltungen zu geben. Auch das hatte sich Schunke gewünscht, zum Beispiel die Möglichkeit, Trauungen, White Dinner, klassische Konzerte oder Produktpräsentationen mit bis zu 200 Personen zu organisieren.

Politiker ist überrascht über die Verkaufsabsichten

Das Verfahren dauert dem Hotelbesitzer jedoch zu lange. Schunke sagt: „Es ist frustrierend, weil man bei der Politik nicht weiß, woran man ist.“ Das Stadl weiterhin alle sechs Monate auf- und abzubauen, sei jedenfalls zu teuer. Im Juli 2015 hatte die Stadtverordnetenversammlung den Aufstellungsbeschluss abgesegnet. Auf seiner Sitzung im vergangenen Februar beriet der Bau- und Planungsausschuss dann über den Vorentwurf, forderte ein Waldumbaukonzept sowie eine schalltechnische Untersuchung. Drei Monate später wurde die Abstimmung verschoben. Grund: Gutachten mussten noch einmal überarbeitet werden. Grünes Licht für den Vorentwurf gab es dann im Juli.

„Ich war sehr überrascht, als ich von den Verkaufsabsichten erfahren habe“, sagt der Bauausschussvorsitzende Heinrich Dierking (Forum 21). Den Schwarzen Peter will er sich und den anderen Politikern nicht zuschieben lassen: „Bei den ersten Gesprächen mit den Hotelverantwortlichen haben wir gleich gesagt, dass so ein Bebauungsplan Zeit benötigt und für den Vorhabenträger mit hohen Kosten verbunden ist. Die haben sich von Gutachtern wohl schlecht beraten lassen.“ Die Grünen hatten seinerzeit gegen die Waldhaus-Pläne gestimmt, weil Bäume gefällt werden sollten. Fraktionschef Günther Herder-Alpen: „Das Ergebnis der politischen Beratungen war doch im Sinne des Eigentümers, deswegen bin ich erstaunt.“

Waldhaus will sich fit für die Zukunft machen

Alle Pläne über den Haufen werfen will Schunke, der das rund 2000 Quadratmeter große Gelände gegenüber dem Waldhaus 2014 gekauft hatte, nicht. „Ich hoffe, dass es weitergeht und wir zum Beispiel ein Zelt im Außenbereich aufstellen dürfen“, sagt er. Einen Stadl werde es in Reinbek aber nicht wieder geben.

SPD-Fraktionschef Volker Müller ist der Meinung, Schunke müsse nun auf die Politik zukommen. „Einige Entscheidungsträger sind verunsichert, weil sie nicht wissen, was das Waldhaus genau will.“ Reinbeks Bauamtsleiter Sven Noetzel plant, mit dem Thema im Frühjahr wieder auf die Politik zuzugehen. Er sagt: „Tendenz ist, den Bebauungsplan in abgespeckter Form weiterzuführen.“

Mit einem erweiterten Angebot will sich das Waldhaus fit für die Zukunft machen. Hoteldirektor Kurzmann, Chef von rund 100 Mitarbeitern, sagt, dass es bei der Sache um die Wettbewerbsfähigkeit gehe. Das geplante Golf-Hotel samt Wellnessanlage in Glinde sieht er als Konkurrenten.

In der Luxus-Herberge in Reinbek mit ihren 49 Zimmern und Suiten hat auch mehrfach die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor Länderspielen übernachtet. Derzeit sind nur 35 Zimmer nutzbar.

Im vergangenen Februar hatte ein Brand den Wellnessbereich zerstört und andere Räume unbewohnbar gemacht. Die Renovierungsarbeiten stehen kurz vor dem Abschluss.