Reinbek. Das e-werk Sachsenwald startet den Aufbau einer Lade-Infrastruktur für Elektroautos. In Kürze werden sechs Säulen errichtet.

Das Schreiben einschließlich Anlagen umfasst 74 Seiten und ist vor Kurzem beim e-werk Sachsenwald eingegangen. Absender ist das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) in Lübeck. Darin wird dem kommunalen Energieversorger mit Sitz in Reinbek mitgeteilt, dass er über die Aktivregion Sieker Land Sachsenwald 29.805 Euro Fördermittel erhält für ein Projekt, das der Start für den Aufbau eines Stromtankstellen-Netzes im Süden Stormarns und Teilen des Kreises Herzogtum Lauenburg ist. Denn mit dieser Summe und rund 50.000 Euro aus der eigenen Kasse errichtet das Unternehmen sechs öffentliche Elektrozapfsäulen: zwei in Reinbek und jeweils eine in Glinde, Barsbüttel, Oststeinbek und Wentorf.

Der Säulen-Aufbau hängt stark vom Wetter ab

„Wir haben die Ausschreibung gestartet“, sagt e-Werk-Geschäftsführer Thomas Kanitz. Ursprünglich war geplant, die Säulen im Oktober dieses Jahres in Betrieb zu nehmen, nachdem die Aktivregion, der die Kommunen Reinbek, Glinde, Wentorf, Oststeinbek, Barsbüttel, Braak, Brunsbek, Hoisdorf, Siek und Stapelfeld angehören, sich im Juni für das Projekt entschieden hatte (wir berichteten). Der sogenannte Zuwendungsbescheid ließ aber auf sich warten und wurde erst jetzt zugestellt.

Wenn die Witterung mitspielt und schnell geliefert wird, könnten die Strom-Tankstellen schon im Januar aufgestellt werden. Diese Prognose ist jedoch optimistisch, denn Bodenfrost darf es dann nicht geben, weil ein Fundamentensockel und Tiefbauarbeiten erforderlich sind. „Spätestens im März oder April wird es aber soweit sein“, sagt Kanitz. Im Investitionsprogramm für 2017 hat das e-Werk weitere sechs Säulen vorgesehen – finanziert aus Eigenmitteln. Darüber entscheidet die Gesellschafterversammlung Ende Januar. Auch jene Elektroladestationen sollen im Süden Stormarns und womöglich in Wohltorf errichtet werden. Angeboten wird ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien.

Schrittweise hin zu emmissionsärmeren Antrieben

In den kommenden Jahren will der Energieversorger kontinuierlich ausbauen und somit den schrittweisen Übergang zu neuen Effizienztechnologien mitgestalten, also weg vom Verbrennungsmotor hin zu emissionsärmeren Antrieben. Dabei muss es nicht unbedingt bei sechs Ladesäulen per anno bleiben. Kanitz sagt: „Wenn der Bedarf da ist, werden wir unsere Aktivitäten anpassen.“

117 Jahre e-werk

Die Geschichte des Unternehmens reicht bis ins Jahr 1899 zurück. Am 23. März nahm das Elektrizitätswerk des Hamburger Uhrmachers Ernst Sperling in der ehemaligen Kornwassermühle am Billeteich den Betrieb auf. 1923 kaufte Reinbek das Unternehmen, das 1952 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung überführt wurde.

Inzwischen hat das e-werk Sachsenwald mit Sitz in der Hermann-Körner-Straße im Reinbeker Industriegebiet 80 Mitarbeiter und ein Versorgungsgebiet von der östlichen Stadtgrenze Hamburgs bis zum Sachsenwald, in dem mehr als 80.000 Menschen leben. Es bietet Strom und Ergdas an.

Gesellschafter sind Reinbek (38,52 Prozent), die Thüga AG (19,64 Prozent), Wentorf (17,37 Prozent), die Service plus GmbH (16,02 Prozent), Glinde (4,73 Prozent), Oststeinbek (2,73 Prozent) und Barsbüttel (0,98 Prozent).

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Derzeit gibt es von Aufbruchstimmung in Sachen E-Autos in Stormarn keine Spur. Von den 214.426 gemeldeten Fahrzeugen werden nur 79 mit einem Elektromotor angetrieben. Im Juni dieses Jahres waren es noch 103. „Ich gehe davon aus, dass die Akkus in drei bis vier Jahren günstiger werden und damit auch der Preis für ein Elektroauto sinkt. Dann wird sich die Nachfrage erhöhen“, sagt Kanitz zum Abendblatt.

Bislang nur wenige Stromtankstellen in Stormarn

Mitentscheidend für den Kauf ist aber auch das Vorhandensein eines Stromtankstellen-Netzes. In Deutschland gibt es derzeit rund 6500 öffentlich zugängliche Ladestationen. Damit ist man meilenweit von dem Zielwert 70.000 entfernt, den die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) bis 2020 ausgegeben hat. Kein Wunder, dass auch in Stormarn in den wenigsten Kommunen über Stromtankstellen verfügt. Solche stehen unter anderem in Zarpen, an den Straßen Am Hopfenbach und An der Strusbek in Ahrensburg, der Lily-Braun-Straße in der Kreisstadt Bad Oldesloe, an der Barnitzer Straße und Am Weinberg in Reinfeld, auf dem Parkplatz der Bäckerei Braaker Mühle sowie an den Autobahnraststätten Buddikate Ost und West.

Das e-Werk hat bereits zwei Säulen installiert – bei AutoNova in Glinde an der Straße Biedenkamp sowie bei Auto-Vorbeck in Wentorf am Südredder. Dort ist das Tanken noch kostenfrei. Den Strom zahlen die Autohäuser.

Tanken mit Strom soll doppelt so günstig sein

An den sechs Säulen, die demnächst entstehen, ist das anders. Das e-werk kooperiert mit der Abrechnungsplattform www.ladenetz.de. Kunden erhalten vom kommunalen Energieversorger eine Chipkarte für das Tanken, der Verbrauch fließt in die normale Stromjahresabrechnung ein. Fahrzeughalter ohne diese Karte können die Ladesäule auch über das Smartphone freischalten. Die Stationen nehmen zudem Chipkarten anderer Energieanbieter an. An einer Säule können gleichzeitig zwei Autos tanken.

Thomas Kanitz geht davon aus, dass das Tanken mit Strom bei einem Kleinwagen mindestens doppelt so günstig ist wie mit Benzin. Seine Rechnung: 14 Kilowattstunden Verbrauch bei einem E-Auto auf 100 Kilometer macht 3,92 Euro. Dem stehen auf gleicher Strecke bei einem Verbrauch von sieben Liter Super bei einem Preis von 1,25 Euro pro Liter 8,75 Euro gegenüber. Der e-werk-Geschäftsführer: „Wer die Steckdose zu Hause nutzt, zahlt etwas weniger als an der öffentlichen Ladestation, weil dort der Kauf der Säule eingepreist ist.“

Ahrensburg soll Ladestation am Rathaus bekommen

Auch anderenorts im Kreis sollen mehr Elektrozapfsäulen gebaut werden. Die Stadtwerke Ahrensburg hatten in diesem Jahr zumindest die Schaffung einer Station angepeilt. Doch daraus wird nun nichts. „Die Stadt hat die Flächen noch nicht freigegeben“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Horst Kienel. Das ist offenbar nur eine Frage der Zeit. 15.000 Euro Fördermittel vom Land für drei Säulen sind Ahrensburg laut Kienel zugesagt. Im kommenden Frühjahr solle eine E-Zapfsäule auf dem Platz vor dem Rathaus installiert werden, die beiden anderen im zweiten Halbjahr.

„Wir streben einen sukzessiven Ausbau im Stadtgebiet an, arbeiten gerade an einem Konzept mit einem Kooperationspartner“, so Kienel. Wer das ist, will er nicht verraten. Denn ein Vertrag zwischen beiden Parteien existiert noch nicht.