Das Abendblatt hat mit Propst Hans-Jürgen Buhl über den Streit der Kirche St. Johannes gesprochen. Ein Interview.
Was erwarten Sie von der Wahl in Ahrensburg?
Hans-Jürgen Buhl: Zunächst ist es so, dass das Beauftragtengremium, das dort arbeitet, nur eine Ausnahmesituation darstellt. Das BAG hatte in erster Linie die Aufgabe, eine Kirchenwahl vorzubereiten. Und wegen der speziellen Situation in Ahrensburg mussten die auch noch eine ganze Menge anderer Sachen bearbeiten. Aber jetzt ist die Wahl vorbereitet, und ich bin ziemlich glücklich und auch erstaunt darüber, wie viele Menschen sich bereit erklärt haben, für die Wahl als Kirchengemeinderäte zu kandidieren. Und bei der Vielzahl der Personen, die sich haben aufstellen lassen, bin ich zuversichtlich, dass wir einen guten Kirchengemeinderat in Ahrensburg bekommen. Die Signale bei der Vorstellung der Kandidaten deuten darauf hin, dass Ausgleich gewollt wird.
Dennoch ist zumindest die Frage um die Zukunft von St. Johannes ungeklärt. Kann der künftige Kirchengemeinderat den Beschluss des alten zur Entwidmung der Kirche rückgängig machen?
Buhl: Im Prinzip kann ein neuer Kirchengemeinderat Beschlüsse rückgängig machen. Dazu gehört auch der Beschluss über die Entwidmung von St. Johannes. Der neue Rat kann aber eines nicht: ein neues Gemeindezentrum für St. Johannes bauen, denn dazu fehlt das Geld. Und er kann auch nicht rückgängig machen, was die Synode mit großer Mehrheit verabschiedet hat: dass wir uns von Standorten trennen müssen.
Dennoch schafft es der Förderverein, St. Johannes weiterzubetreiben.
Buhl: Bei St. Johannes ist durch die Aufgabe des Pastorats und des Gemeindehauses die Situation entstanden, dass wir jetzt nur noch ein Kirchengebäude dort stehen haben, während wir anderswo in Ahrensburg noch komplette Standorte haben. Es ist offensichtlich, dass Ahrensburg sich nicht mehr alles leisten kann. Das BAG hat es gerade geschafft, den Haushalt so weit zu konsolidieren, dass das strukturelle Defizit weitestgehend abgebaut werden konnte. Das muss natürlich weiterverfolgt werden.
Es gibt also für St. Johannes kein Zurück, weil die Infrastruktur fehlt?
Buhl: Der Förderverein sieht das anders. Ich finde es erfreulich, dass so viele Menschen bereit sind, Geld für den Erhalt und das Füllen dieser Kirche zu geben. So lange der Förderverein sich um die Substanz des Gebäudes kümmert und mit der Gemeinde zusammen auch um die Inhalte, soll das gerne weiterlaufen. Aber es ist ein zeitlich bis 2019 befristetes Projekt. Die Forderung des Kirchenkreises lautet: Achtet darauf, wie viel Geld, Personal und Energie ihr in eure Gebäude steckt. Denn das ist der Bereich, in dem am ehesten reduziert werden kann. Und auch der neue Kirchengemeinderat in Ahrensburg muss in jedem Fall die Frage beantworten, wie die künftige Arbeit finanziert werden soll.
Hat die Kirche sich damit abgefunden, dass sie ständig Steuerzahler verliert.
Buhl: Wir erleben überall, dass die Zahl der Gemeindeglieder zurückgeht, sogar dort, wo Einwohnerzahlen steigen. Das ist eine Tatsache, der wir uns zu stellen haben. Und insofern lautet die entscheidende Frage, wie lange wir erhalten können, was angeboten wurde. Momentan wird der Rückgang dadurch ausgeglichen, dass wir von einer guten Konjunktur profitieren. Aber wir müssen darauf vorbereitet sein, dass das nicht so bleibt.
Besteht nicht die Gefahr, dass die Kirche engagierte Gemeindeglieder verliert, wenn Standorte aufgegeben werden, die diesen Menschen wichtig sind?
Buhl: Viele Gemeindeglieder können die Diskussion über unsere finanzielle Situation und den Gebäudebestand nachvollziehen. Sie verstehen, dass es zur Reduzierung von Standorten kommen muss. Aber die meisten wollen nicht, dass es ihre Kirche trifft. Sich für die Kirche einzusetzen müsste aber heißen, sich für die Kirchengemeinde insgesamt einzusetzen, nicht nur für ein bestimmtes Gebäude. Es ist verständlich, dass Menschen eine besondere Beziehung zu ihrem Kirchturm haben. Aber wenn es darum geht, uns als Kirche zukunftsfähig zu machen, die viele gute Inhalte anbietet, müssen wir unsere Kräfte konzentrieren und dürfen unser Geld nicht dafür ausgeben, Gebäude zu erhalten.