Elmenhorst. Der Ausbruch der Vogelgrippe bei Wildtieren hat auch Folgen für Stormarner Geflügelhalter und Hobbyzüchter. Es gilt eine Stallpflicht.

Isabella Sauer

Im Garten von Rolf Schippmann in Elmenhorst herrscht Stille. Wo sonst zwei Hähne krähen und 18 Hennen der Rasse „Sussex weiß-schwarzcolumbia-farbig“ um Obstbäume herumlaufen, herrscht gähnende Leere. „Ich habe über Rundfunk und Fernsehen von der Stallpflicht erfahren“, sagt der Geflügelzüchter. Da waren seine Tiere aber schon drinnen. „Denn sie kommen mit der Dämmerung immer selbst herein.“ Nun müsse die Tür geschlossen bleiben, sagt der 75-Jährige. Grund: das Vogelgrippe-Virus H5N8.

Amtstierarzt Dr. Karlheinz Reisewitz erklärt: „Das schleswig-holsteinische Umweltministerium hat die Stallpflicht angeordnet, um ein Übergreifen der Vogelgrippe von Wildtieren auf Hausgeflügel zu verhindern.“ Diese Anordnung werde über die Medien verbreitet. „Wenn es doch zu Krankheitsfällen bei Hausgeflügel kommt, setzen wir eine Alarmkette in Gang, informieren Großhändler, Geflügel- und Bauernverband sowie die Kreisjagdmeister direkt“, so der Veterinär. Die Adressen seien beim Kreis gespeichert.

Netze an Ställen verhindern Kontakt zu den Wildtieren

Zurück nach Elmenhorst: Schippmanns Hähne sind nun in jeweils einem eigenen, ungefähr fünf Quadratemeter großen Raum untergebracht, die Hennen aufgeteilt in zwei Gruppen auf knapp zehn Quadratmeter Fläche. Sie seien im Winter zwar ohnehin weniger draußen, „aber zumindest in die Voliere würde ich sie lassen“, sagt der Geflügelzüchter Auch das geht jetzt nicht mehr, „die ist nämlich nicht spatzensicher“. Georg Lutz, Demeter-Bauer aus Ahrensburg hat 500 Gänse im Stall. Mit dem Veterinäramt Stormarn habe er selbst Kontakt aufgenommen. „Wir mussten unseren Stall noch mit einem engmaschigen Netz abdecken, um den Kontakt zu Wildtieren zu verhindern.“

Rolf Schippmann legt jetzt extra viel Stroh aus, versteckt Körner und bietet seinen Hühnern Karotten, Grünkohl und Rote Beete an. „Die Tiere müssen nach Futter suchen, im Boden kratzen und sich bewegen, um zufrieden zu sein.“ Viel Arbeit für den Hobby-Züchter, die dieser nach eigenem Bekunden aber gern macht.

Weihnachtsgans wird früher als sonst geschlachtet

Georg Lutz von Gut Wulfsdorf
Georg Lutz von Gut Wulfsdorf © HA | Marc R. Hofmann

„Gänse sind Weidetiere“, sagt auch Landwirt Lutz. Er überlegt, nun einen Teil seiner Tiere früher als sonst vor dem Weihnachtsfest zu schlachten. Die engere Haltung im Stall – wiewohl alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt würden – bedeute Stress für die Tiere, erhöhe die Anfälligkeit für Krankheiten. „Die vorzeitige Schlachtung sorgt allerdings auch für Unruhe bei den anderen Tieren.“ Gänse seien soziale Tiere mit einer klaren Hackordnung.

Um den Verkauf des Fleisches macht sich der Öko-Bauer indes keine Sorgen: „In so einem Fall wissen die Kunden unsere Qualität erst recht zu schätzen.“ Da die Stallhaltung vom Land angeordnet sei, befürchtet er auch nicht den Verlust seines Demeter-Siegels, das ansonsten Freilauf für die Tiere vorsieht. Von Panikmache hält er nichts. Der Amtstierarzt bestätigt: „Es sind noch keine Übertragungen über infizierte Lebensmittel auf den Menschen bekannt.“

Amtstierarzt warnt: Kranke und tote Vögel nicht anfassen

Für Hobby-Züchter ist die Saison der Geflügelschauen vorerst gelaufen: „Eigentlich wollte ich dieses Wochenende zu einer Schau nach Husum, hatte meine Tiere schon vorbereitet“, erzählt Rolf Schippmann. „Diese und weitere Schauen sind jetzt untersagt, das Ansteckungsrisiko für die aus ganz Norddeutschland kommenden Vögel zu groß“, so Reisewitz. Das gelte auch für eine erst Anfang Dezember geplante Geflügelschau in Klein Wesenberg. „Die Erfahrung zeigt, dass die Grippesaison auch für Vögel vorerst anhalten wird“, so der Amtstierarzt. „Anders als beim Menschen gibt es für Tiere keine Impfung gegen die Vogelgrippe“, erklärt Veterinär Reisewitz. Für Halter sei deswegen die Einhaltung der „Biosicherheitsmaßnahmen“ des Friedrich-Loeffler-Instituts wichtig. „Dabei geht es vor allem um den Schutz der Tiere,“ Denn viel wahrscheinlicher als eine Ansteckung des Menschen sei das Einschleppen von Krankheitserregern in den Stall. „Gerade Jäger, die mit Federwild zu tun haben, sollten den Kontakt mit Hausgeflügel vermeiden.“

Leere im Freilauf: Hühnerzüchter Rolf Schippmann vor seinem Stall
Leere im Freilauf: Hühnerzüchter Rolf Schippmann vor seinem Stall © HA | Marc R. Hofmann

Für die Bevölkerung gelte: „Fassen sie kranke oder tote Vögel nicht an und melden sie sie dem Ordnungsamt“, so Stormarns oberster Tierarzt. Abgesehen von Sperrgebieten, wie sie im Moment im Kreis Plön existieren, müssten Hunde nicht grundsätzlich angeleint werden. Auch das solle in erster Linie verhindern, dass Keime weitergeschleppt werden, so Reisewitz

Bisher also kein Grund zur Panik. Auch Rolf Schippmann will weiter Hühner halten. Jedenfalls, solange keine Übertragung auf den Menschen bekannt wird. In dem Fall würde er sich das mit der Zucht noch einmal überlegen. „Wir haben schließlich auch Enkel im Haus.“

Das Umweltministerium in Kiel hat zum Thema am Donnerstag ein Bürgertelefon geschaltet. Es ist werktags von 9 bis 17 Uhr zu erreichen unter: 0431/160 66 66.