Grönwohld. Warum lieben Stormarner ihre Heimat? Das erfahren Sie in einer Serie unter dem Titel „Liebeserklärung an...“. Heute: Gröhnwold.

Sie sind hier geboren und fest verwurzelt. Oder sie sind voller Überzeugung nach Stormarn gezogen, weil es ihnen hier so gut gefällt. Aber was genau ist es, das ihre Städte und Gemeinden so lebens- und liebenswert macht? Verena Künstner hat Grönwohlder gefragt.

„Gute Infrastruktur hält das Dorf jung“

Torsten Schumacher braut in Grönwohld Bier
Torsten Schumacher braut in Grönwohld Bier © HA | Verena Künstner

Vom Zimmermann zum Brauereibesitzer – eine Grönwohlder Karriere der besonderen Art. „Ich habe schon Mitte der 90er-Jahre eigenes Bier gebraut“, erzählt Torsten Schumacher. 2009 hat er in seinem Heimatdorf eine eigene Brauerei aufgebaut und damit aus seinem Hobby einen Beruf gemacht. Mit Erfolg. „Es war für mich klar, dass ich in Grönwohld bleibe und auch das Produkt nach dem Dorf benenne“, so Schumacher. Der 56-Jährige lebt mit seiner Familie „schon immer“ hier und schätzt vor allem, dass das Dorf durch Busanbindung, Einkaufsmöglichkeiten, Sport- und Schulangebote eine Infrastruktur schafft, die auch für junge Menschen attraktiv ist. Wenn vom Sportplatz in der Mitte des Dorfes Kinderlachen zu ihm herüberhallt, erinnert ihn das an seine eigene Kindheit. „Dann weiß ich wieder, dass ich nirgendwo anders zu Hause sein will.“

Das ist Gröhnwohld

Der knapp zehn Quadratkilometer große Ort ist die Heimat von rund 1420 Menschen. Gröönwoold (niederdeutsch) liegt im Osten Stormarns, südlich von Bad Oldesloe und 41 Meter über dem Meeresspiegel.

Aus dem Jahr 1248 stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen des Dorfes, das seit dem Mittelalter von der Mühlenwirtschaft geprägt wurde. Die Hamburger Kaufmannsfamilie Amsinck erbaute im 17. Jahrhundert eine Drahtmühle, die anno 1817 zur Papiermühle umfunktioniert wurde. Seit 1972 steht sie unter Denkmalschutz.

Der NDR entdeckte den Ort 1997 als Location für die Kult-Serie „Neues aus Büttenwarder“. Seitdem wird in Grönwohld und Umgebung regelmäßig gedreht. Dabei wird der urige Gasthof „Unter den Linden“ zum Büttenwarder Dorfkrug. Statt des echten Grönwohlder Bürgermeisters Ralf Breisacher (CDU), regiert der fiktive Dr. Waldemar Schönbiehl.

Große sportliche Erfolge verbucht der Grönwohlder Tipp-Kick- Verein, der seit 1984 besteht und fast ebenso lange am Spielbetrieb des Deutschen Tipp-Kick-Verbands (DTKV) teilnimmt. Außerdem hat Grönwohld einen Tennis- und einen Sportverein. Zudem widmet sich der Verein Röperkate dem Erhalt des ältesten Hauses im Ort (erbaut 1667).

Aus Sudhaus, Gärraum, Kühl- und Abfüllraum, Schrotmühle und Lagerhalle besteht die Grönwohlder Hausbrauerei in der Poststraße. Dort wird täglich in traditioneller Handarbeit Bier gebraut.

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„Ein Paradies für Mensch und Tier“

Enno Oetjens Gasthof kennt man aus der NDR-Serie „Neues aus Büttenwarder. Dort wird er „Dorfkrug“ genannt, im echten Grönwohld „Unter den Linden“. Oetjens Schwester Ruthild ist die Chefin im Lokal, während Enno sich als selbstständiger Landwirt um Land und Tiere kümmert. „Ich bin bei Wind und Wetter draußen und genieße davon jede Minute“, sagt der 45-Jährige, der neben zwei Pferden und 200 Hühnern auch 30 Schafe hält. „Das ist mein Hobby“, erzählt er. Grönwohld sei für Alt und Jung ein guter Ort. „Gerade für junge Leute ist das Angebot hier vorbildlich“, sagt Enno Oetjen, dessen Kinder 21 und neun Jahre alt sind. Ob es etwas gebe, das man in Grönwohld unbedingt kennen müsse? Enno Oetjen schmunzelt. „Es gibt einen Liebeshügel, versteckt am Rande des Waldes. Dem hat – so erzählen es die Altbauern – wohl so mancher Grönwohlder sein Dasein zu verdanken.“

„Nach Grönwohld der Liebe wegen“

Brigitte Walter ist vor 42 Jahren nach Grönwohl gezogen
Brigitte Walter ist vor 42 Jahren nach Grönwohl gezogen © HA | Verena Künstner

Sie ist in der Nähe von Freiburg geboren und aufgewachsen. Ein wenig hört man es noch an ihrem Akzent, doch Brigitte Walter hat sich bestens im Norden akklimatisiert. „Die Liebe hat mich nach Grönwohld gelockt“, erzählt sie. Und das vor genau 42 Jahren. Bevor ihr Ehemann sie mit „aufs Dorf“ brachte, kannte sie Grönwohld nicht. „Die Umstellung vom Stadt- zum Landleben war anfangs nicht einfach“, so Brigitte Walter. Doch die Offenheit der Grönwohlder habe ihr das Eingewöhnen leicht gemacht. Heute liebt sie es, auf der Straße immer jemandem Bekannten zu begegnen. Sie schätzt die Nähe zum Wald und die Ruhe, die sie dort findet.

„Familienwohnsitz seit 1773“

Warum er in Grönwohld lebt? Weil seine Familie das schon immer getan hat. Eine einleuchtende Begründung, die Reinhold Lewels mit einem Lachen präsentiert. Anno 1773 kamen Lewels’ Ahnen aus Hamburg nach Grönwohld. Ein Vorfahre des 73-Jährigen arbeitete damals in der aus dem 17. Jahrhundert stammenden Drahtmühle als Lehrer. „Das schafft eine tiefe Verbundenheit“, sagt der selbstständige Architekt, der auch viele Grönwohlder Häuser geplant und bis zur Fertigstellung begleitet hat. „Unser Dorf ist in eine wunderschöne Landschaft eingebettet, die meine Frau und ich oft mit dem Rad oder zu Fuß erkunden.“ Das Leben in einem Haus am Meer wäre auch eine Option für den wasserbegeisterten Pensionär. Aber nur als Zweitwohnsitz. „Grönwohld ist und bleibt meine erste Wahl.“

„In Grönwohld ist der Bär los“

Bianca Sand wohnt in Trittau und kommt seit drei Jahren jeden Tag zur Arbeit nach Grönwohld. Zu ihren Aufgaben als Haushälterin gehört unter anderem auch das Gassigehen mit Catch, einem hübschen blonden Retriever-Rüden. „In dieser Umgebung ist das natürlich ein Traum“, sagt die 34-Jährige, die das durch die TV-Serie „Neues aus Büttenwarder“ bekannte Dorf sofort in ihr Herz geschlossen hat. Natürlich war sie auch schon während der Dreharbeiten vor Ort. „Es ist immer wieder spannend, die Schauspieler in echt zu sehen“, sagt sie. Bianca Sand kommt nicht nur zum Arbeiten nach Grönwohld. Sondern auch zum Feiern. „Wenn im Gasthof zum Tanz geladen wird, bin ich fast immer mit dabei. Da ist hier der Bär los!“ Die junge Frau empfindet die Dorfgemeinschaft als besonders intakt. „Ich habe hier in kürzester Zeit viele Kontakte geknüpft.“

„Perfekte Kombi: Stadtnähe und Landidyll“

Anita Könnecke genießt die Idylle eines „wunderschönen Dorfes“
Anita Könnecke genießt die Idylle eines „wunderschönen Dorfes“ © HA | Verena Künstner

Anita Könnecke ist gern unterwegs. Sie mag Einkaufsbummel in Lübeck und Theaterabende in Hamburg. „Und am schönsten ist es, danach wieder nach Hause nach Grönwohld zu kommen“, sagt die 63-Jährige und lacht. Seit 1968 lebt sie mit ihrem Mann hier. Die Tochter ist zwar aus dem Elternhaus aus-, nicht jedoch aus Grönwohld weggezogen. „Sie hatte eine behütete und sorglose Kindheit. Und auch heute noch gefällt ihr das Landleben sehr gut“, so Anita Könnecke, die bis zu ihrer Pensionierung bei der Hamburger Polizei gearbeitet hat. Eine halbe Stunde fährt sie mit dem Auto in die Großstadt. „Das ist eine gute Entfernung. So habe ich das Gefühl, in Stadtnähe zu wohnen und kann gleichzeitig die Idylle und Ruhe eines wunderschönen Dorfes genießen.“

„Mit dem Dorf verwachsen“

Bernd Evers ist „mit dem Dorf verwachsen“
Bernd Evers ist „mit dem Dorf verwachsen“ © HA | Verena Künstner

Er kennt hier jeden. Und jeder kennt ihn. Bernd Evers gehört der einzige Einkaufsmarkt in Grönwohld – und das in dritter Generation. „Wir feiern im November unser 88-jähriges Bestehen“, erzählt Evers. Nach seiner Ausbildung in Hamburg war für Evers klar: Er übernimmt den Laden seines Vaters und bleibt in Grönwohld. Dafür sind ihm heute vor allem die älteren Dorfbewohner dankbar, denen er die Einkäufe sogar nach Hause liefert. Wer wissen will, wer im Dorf schwanger ist oder kurz vor der Scheidung steht, muss nur mit offenen Ohren einkaufen gehen – irgendeine Neuigkeit erfährt man im Einkaufsmarkt immer. Nur nicht von Evers selbst. „Tratsch und Klatsch überlasse ich den anderen. „Bei mir sind Geheimnisse sicher.“