Ammersbek. Sie wollen keinen zweiten Erlenhof: Anwohner des Ammersbeker Ortsteils Rehagen protestieren gegen zu hohe Häuser.

„Wir wollen den Siedlungscharakter von Ammersbek bewahren“, sagt Helmut Laudan von einer neu gegründeten Anwohnerinitiative aus dem Ortsteil Rehagen. Dort will der Hamburger Bauträger Tomczak auf einem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück 24 Wohneinheiten errichten – Einzel- und Doppelhäuser. Das Areal liegt in der Nähe des Dorfkrugs an der Alten Landstraße. Der Investor hat wegen seines Vorhabens eine Änderung des bestehenden Bebauungsplans beantragt.

Bürger sammelten in zwei Tagen 170 Unterschriften

Karl-Heinz Dörling, Mitstreiter von Laudan, sagt: „Es geht nicht darum, Zuzug in den Ort zu verhindern. Junge Familien können wir hier gut gebrauchen.“ Doch wichtig sei den Anwohnern, mit drei Kritikpunkten Gehör zu finden: Die Häuser sollen niedriger und weniger massiv ausfallen, als nach dem beantragten Änderungsplan möglich. Außerdem möchten sie, dass das Gelände später über die Alte Landstraße (L 225) und nicht ihr Wohngebiet angefahren wird. Sorgen bereitet ihnen auch die Entwässerungssituation. Das Bächlein Strusbek sei in den vergangenen Jahren bereits zweimal zu einem reißenden Fluss angeschwollen, der ihren Häusern bedrohlich nahe gekommen sei. „Wir wollen hier keinen zweiten Erlenhof“, sagt Laudan mit Blick auf die mehrgeschosssigen Bauten im neuen Ahrensburger Quartier.

Die noch im Entwurf befindliche vierte Änderung zum Bebauungsplan A 17 Rehagen ermögliche eine dreistöckige Bebauung bis 9,5 Meter Höhe und damit einen Meter höher als die umliegenden Häuser. Sie könnten dazu noch bis auf drei Meter an den Grundstücksrand heranreichen. Laudan, dessen Grundstück am Langen Oth direkt angrenzt, hätte nicht mehr viel von seiner Südterrasse: „Die Häuser würden bis zu der Johannisbeerhecke reichen“, sagt der Anlieger mit Blick auf das Nachbargrundstück. „Uns ist bewusst, dass das baurechtlich zulässig ist“, sagt er. „Die Anwohner im Heideweg, Schwarzen Weg und Langen Oth haben trotzdem fast alle unterschrieben“, so Laudan. „Binnen zwei Tagen haben wir gut 170 Unterschriften zusammenbekommen.“

Bürgermeister Ansén begrüßt Engagement

Die Initiative, deren harter Kern aus acht Mitstreitern besteht, befürchtet weiter, dass das Bächlein Strusbek mit zusätzlich anfallendem Oberwasser überfordert sei. „Sie entwässert die Timmerhorner Fischteiche, wird stellenweise durch unterirdische Rohre geleitet“. Deren Kapazität sei begrenzt. Nach starken Regenfällen 2011 und 2013 habe sich das Wasser deswegen bereits zurückgestaut. Das derzeit kaum einen halben Meter breite Bächlein habe sich damals zu einem reißenden Strom entwickelt, den die Anwohner nur noch mit Sandsäcken von ihren Häusern haben fernhalten können, berichtet Ute Dörling. Investor Tomczak aus Hamburg habe noch ein angrenzendes Grundstück hinzugekauft, plane eine Erschließung der im hinteren Teil befindlichen Häuser über den Heideweg – eine kleine Sandstraße, die als Sackgasse mündet. „Das Gutachten berechnet dafür 62 zusätzliche An- und Abfahrten“, sagt Karl-Heinz Dörling. Ehefrau Ute hält diese Schätzung für unrealistisch, jedenfalls im ländlichen Raum: „Hier hat jeder zwei Autos, wenn die Kinder volljährig werden, kommen noch mehr hinzu.“

Horst Ansén, Bürgermeister von Ammersbek, begrüßt das Engagement der Bürger: „Die Kritik ist konstruktiv“, werde ernst genommen. Er beruhigt gleichzeitig: „Die Planungshoheit liegt bei uns“, das Verfahren werde ergebnisoffen geführt. „Auch die Gemeinde hat ein starkes Interesse, dass sich das Gebiet in die bestehende Bebauung einfügt“. Die korrekte Entwässerung und ausreichende Parkmöglichkeiten seien weitere entscheidende Punkte. Ansén kann nachvollziehen, dass sich die Bürger bei der Einwohnerfragestunde mit vielen Tagesordnungspunkten nicht ausreichend gehört fühlten: Ansén: „Wir können das Thema im Bauausschuss oder auf einer Sondersitzung vertiefen.“ Er halte die vorgebrachten Probleme für „einvernehmlich lösbar“. Auch Helmut Laudan gibt sich versöhnlich, sagt: „Wir hatten bisher keinen Kontakt zum Bauträger, sind aber für Gespräche offen.“