Ahrensburg. Über 100 Besucher kamen zur Versammlung. Die 26 Kandidaten für die Kirchengemeinderatswahl stellten sich ihren teils kritischen Fragen.

Beifall bereits, bevor die Versammlung begonnen hatte. Den Szenenapplaus, zu dem die Wahlbeauftragte Andrea Obernolte-Greinke ermunterte, hatten sich die 26 Frauen und Männer verdient, die im halben Stuhlkreis vor dem Altartisch der Schlosskirche Platz genommen hatten, um sich der Gemeindeversammlung zu präsentieren. Alle 26 – und fünf weitere, die an diesem Abend fehlten – sind Bewerber für die Wahl des Kirchengemeinderats am 27. November. Ein einzigartig großes Angebot, denn im künftigen 20-köpfigen Ahrensburger Kirchengemeinderat sind 13 Plätze von gewählten Ehrenamtlichen zu besetzen – gewöhnlich ist es bei einer solchen Wahl eher mühsam, ausreichend Kandidaten zu finden.

Dass die bevorstehende Wahl in Ahrensburg einen besonderen Stellenwert hat, zeigte auch das große Interesse von mehr als 100 Besuchern der Versammlung. Nicht wenige nutzten die Gelegenheit, die Bewerber direkt nach deren Vorstellungen von der Gremienarbeit und ihren konkreten Arbeitsschwerpunkten zu befragen.

Ahrensburger Gemeinde hat einiges aufzuarbeiten

Das rege Interesse, das wohl nicht nur im Kirchenkreis Hamburg-Ost singulär sein dürfte, überrascht nicht, denn die Ahrensburger Gemeinde hat bekanntlich einiges aufzuarbeiten: die Fälle von sexuellem Missbrauch, die 2010 öffentlich bekannt wurden, ebenso wie den erbitterten Streit um die geplante Entwidmung der Kirche St. Johannes. Die Kontroversen führten zu einer Spaltung des alten Kirchengemeinderats, Austritten und zur Einsetzung eines Beauftragtengremiums durch die Nordkirche. Die Wahl am 27. November, zu der in Ahrensburg knapp 12.000 Gemeindeglieder aufgerufen sind, bietet die Chance, dass die Gemeinde hier wieder von einem demokratisch legitimierten Kirchengemeinderat geführt wird.

Andrea Obernolte-Greinke hatte für den Rahmen einer Andacht beziehungsreich das schwedische Lied Nr. 268 aus dem Evangelischen Kirchengesangbuch ausgewählt, in dem es heißt: „Glieder sind es viele, doch nur ein Leib“. Diesen Willen zur Einheit, zu besserer Kommunikation und zum konstruktiven Miteinander bekundeten fast alle Kandidaten. Einige kündigten größere Transparenz und mehr Autonomie in Ahrensburger Entscheidungen an. Das Publikum reagierte zum Teil misstrauisch auf diese Vorstellungen („kennen Sie eigentlich die Pflichten eines Kirchengemeinderats?“). Mehrere Kandidaten setzten dagegen Zuversicht, indem sie um Zeit baten, in die neuen Aufgaben hereinzuwachsen.

Offensichtlich wurde, dass die Gruppe der Bewerber über ausreichend Schlüsselkompetenzen zu Finanzen, Gebäudewirtschaft, Kirchenmusik, Arbeit mit Kindern, Jugendlichen sowie Senioren, Soziales, Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising verfügt. Die Gemeindeglieder haben am 27. November die Qual der Wahl. Mal sehen, ob die Beteiligung in Ahrensburg deutlich höher als die bei Gemeinderatswahlen üblichen zehn Prozent ausfällt.