Lütjensee. Verstärkung für TV-Kochshow: Gerhard Retter, Chef der Fischerklause, bewertet neben Reiner Calmund, was Prominente gekocht haben.
Sein Job ist Geschmackssache. Gerhard Retter, Chef des Restaurants Fischerklause am Lütjensee, ist Sommelier, also professioneller Wein(aus)kenner. Seine hochsensiblen Geschmacksnerven, sein handfestes Hintergrundwissen und die Fähigkeit, Wein und Essen perfekt aufeinander abzustimmen, haben Retter schon mehrfach den Titel „Sommelier des Jahres“ eingebracht. Und jetzt bringt dieses Können den 42-Jährigen auch noch ins Fernsehen. In der achten Staffel der Kochshow mit Steffen Henssler sitzt Retter neben Foodbloggerin Hannah Schmitz und Genussesser Reiner Calmund in der Jury. Das Prinzip: Starkoch Steffen Henssler tritt mit Prominenten in einen Kochwettstreit. Die Jury entscheidet, wer aus demselben Rezept das appetitlichere Essen zaubert.
„Im Sommer meldete sich eine Kölner Produktionsfirma, die gern ein Casting mit mir machen wollte“, erzählt Gerhard Retter dem Abendblatt. „Ich wusste nur, dass ein Sommelier für eine Show gesucht wird und habe neugierig zugesagt.“ Kurze Zeit später war es soweit: An der Fischerklause, direkt am Ufer des Lütjensees, wurden die Probeaufnahmen gemacht. Retter stand dabei nicht das erste Mal vor der Kamera. „Daher“, so Retter, „war ich ganz locker und hatte einfach nur Spaß.“
Retter arbeitete lange Jahre bei Eckart Witzigmann
Das war der eine Grund, weshalb sich das TV-Team für eine Zusammenarbeit entschied. Retters glanzvoller Lebenslauf der andere. Als Sohn einer Wirtsfamilie ist er in der österreichischen Steiermark geboren. Dort lernte er nach dreijähriger Kochlehre auch den Beruf des Kellners. Und entdeckte dabei seine Leidenschaft: Wein. Er wollte mehr darüber wissen und zog hinaus in die Welt. Zuerst nach München, wo er sieben Jahre lang im Drei-Sterne-Restaurant von Eckart Witzigmann arbeitete. Weitere Erfahrungen sammelte er in London, der Schweiz und schließlich wieder in Österreich – jeweils in Restaurants hochrangiger Meisterköche.
Im Berliner Luxus-Restaurant „Adlon“ gab er als Restaurantleiter knapp acht Jahre den Ton an. Und sammelte nebenbei eine Auszeichnung nach der anderen ein. Berlin brachte dem Weinfachmann auch in der Liebe Glück: Er lernte seine jetzige Frau Claudia kennen. Natürlich bei einer Weinprobe. Sie ist ebenfalls Sommeliere und arbeitete in der gehobenen Berliner Gastronomie.
Nervös war der Lütjensee bei den Filmarbeiten nicht
Die Hauptstadt schien erobert – und dann rief Lütjensee. Gerhard Retters Schwiegereltern gehörte der Landgasthof Fischerklause, den das junge Paar 2009 schließlich übernahm. Sie modernisierten das Haus, bewahrten aber den von vielen Gästen geschätzten Flair des gutbürgerlichen Lokals.
Den Generationenwechsel begleitete schon damals ein Fernsehteam. Gerhard Retter kannte also das Prozedere und hatte auch bei den aktuellen Aufnahmen kein großes Lampenfieber. Dazu habe auch das Team im Studio beigetragen, das für eine gute Atmosphäre sorgte und aufkommende Nervosität bereits im Keim ersticken konnte.
Innerhalb von zwei Wochen wurden acht Folgen gedreht
Retter weiß, was er kann - und auch, was er nicht kann. Er sagt: „Wenn die jemanden mit schauspielerischem Talent gesucht hätten, hätte ich nicht mitgemacht. Ich kann nur so sein, wie ich eben bin.“ Authentizität ist dem zweifachen Vater wichtig. Auch auf dem Teller. „Schmückender Firlefanz – und sei er noch so kreativ – kann niemals über mangelnden Geschmack hinwegtrösten.“ Neben der Jurykollegin Hannah Schmitz, die Retter erst in Köln kennenlernte, ist Ex-Fußballmanager Reiner „Calli“ Calmund fast schon ein alter Bekannter von ihm. „Ein super angenehmer Typ Mensch“, schwärmt Gerhard Retter, der den gewichtigen Rheinländer in Berliner Zeiten kennengelernt hat. „Er isst nicht nur gern, sondern hat auch wirklich Ahnung.“
Seinen Koch-Kollegen Steffen Henssler bewundert Retter für dessen Spontaneität. „Er ist eine Rampensau mit einer unglaublichen Empathie für das Publikum.“ Außerdem sei sein fachliches Können faszinierend. Henssler müsse innerhalb kurzer Zeit aus vorgegebenen Zutaten ein Gericht kreieren, das bis dato nur der Prominente kennt, gegen den er antritt. In der ersten Folge am Sonntag sind das Mirja Du Mont, der Schauspieler Ivo Kortlang und der aus der Doku-Soap „Ab ins Beet“ bekannte Detlef Steves. Die Promis werden unterstützt von Koch-Coach Ali Güngörmüs. Die Juroren wissen nicht, welches Gericht von Starkoch Henssler und welches von den prominenten Hobbyköchen zubereitet wurde. Entscheidend ist allein der Geschmack.
Knappe zwei Wochen war Gerhard Retter in Köln, bis alle acht Folgen im Kasten waren. Das Endergebnis hat der Lütjenseer Restaurantchef selbst noch nicht gesehen. Ob er es nochmal machen würde? „Sofort! Das war eine großartige Erfahrung.“
Die acht neuen Folgen von „Grill den Henssler“ werden ab 9. Oktober immer sonntags um 20.15 Uhr bei VOX ausgestrahlt