Ahrensburg . Das Pflegezentrum am Reeshoop in Ahrensburg wird durch vier Neubauten ersetzt. Für die Bewohner steigen dadurch die Kosten.

Noch liegen sie verdeckt hinter Hecken und Bäumen an der Straße Reeshoop, die flachen Gebäude des „inter pares“-Pflegezentrums Ahrensburg. Doch bald schon wird ein Teil von ihnen abgerissen sein und bis 2019 soll das Gelände am Reeshoop 38 ein völlig neues Aussehen haben. Der Grund: Der Betreiber des Pflegeheimes, die inter pares GmbH aus Berlin, und der Eigentümer des Areals, die WOB Immobilien GmbH aus Grünwald bei München, planen auf dem Gelände den Bau von vier neuen Häusern. Die Arbeiten dafür haben jetzt begonnen.

In einem ersten Bauabschnitt wird ein Teil des bisherigen Pflegezentrums abgerissen und an dessen Stelle ein Neubau errichtet. Er soll bis Ende Oktober 2017 fertig sein und das neue Pflegezentrum Ahrensburg beherbergen. Dahin sollen dann alle Bewohner des aktuellen Gebäudeensembles umziehen.

Alle 64 Heimplätze belegt

Derzeit stehen dort 64 Heimplätze zur Verfügung, die alle belegt sind. Die Bewohner der 15 Plätze, die nach Angaben von Heimbetreiber inter pares im ersten Bauabschnitt abgerissen werden, sind bereits einmal umgezogen, in den restlichen Teil des bestehenden Pflegezentrums, der vom ersten Bauabschnitt noch nicht betroffen ist. Dieser Teil bleibt vorerst bis Herbst nächsten Jahres erhalten.

Dann allerdings wird auch dieser Teil abgerissen werden. An seiner Stelle entstehen nach den Plänen von inter pares und dem Eigentümer und Investor WOB drei Gebäude, die für betreutes Wohnen für Senioren und für „klassischen“ Wohnraum für Menschen jedes Alters gedacht sind. Ihre Fertigstellung ist für Frühjahr 2019 vorgesehen.

Eigentümer WOB kaufte die Einrichtung

„Das jetzige Pflegezentrum ist veraltet und entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen an so eine Einrichtung“, sagt Christian Potthoff. „Für uns war immer klar, dass wir die Einrichtung modernisieren.“ Potthoff ist Geschäftsführer der inter pares GmbH und von deren Tochterunternehmen A+R Betriebsgesellschaft, die für das Ahrensburger Heim zuständig ist. Seine Unternehmensgruppe betreibt derzeit fünf Einrichtungen in Deutschland.

Betreiber und Mieter des Ahrensburger Pflegeheimes ist inter pares seit Anfang des Jahres. Die Übernahme ging einher mit dem Kauf des Hauses durch die WOB von der Asklepios-Gruppe. Diese hatte das Pflegeheim 2002 vom Kreis Stormarn erworben, ebenso wie das Pflegeheim in Reinfeld am Kaliskaweg 2. Letzteres wurde Anfang 2016 ebenfalls von der WOB Immobilien GmbH erworben und wird seitdem auch von inter pares betrieben. Für die Reinfelder Einrichtung gibt es nach Angaben von inter pares ähnliche Baupläne wie für das Ahrensburger Areal, die allerdings noch nicht ganz so fortgeschritten sind.

Pachtvertrag läuft 20 Jahre

In Ahrensburg hat die inter pares-Tochter A+R für das neue Pflegeheim bereits einen 20-jährigen Pachtvertrag unterzeichnet. Inter pares wird auch das neue betreute Wohnen am Reeshoop als Träger übernehmen.

Der Betreiber sowie Eigentümer und Investor WOB planen auf dem 13.467 Quadratmeter großen Gelände am Reeshoop 38 eine Bebauung, die rund 13.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche umfassen wird. „Das neue Pflegezentrum Ahrensburg wird 101 Pflegeplätze haben, verteilt auf 95 Ein-Bett-Appartments und sechs Partnerzimmer“, sagt Stefan Schiessl. Er ist bei WOB für Marketing und Vertrieb zuständig. Die bayerische Firma entwickelt und baut Senioreneinrichtungen und Studentenwohnheime.

Projekt kostet 30 Millionen Euro

Die neuen Appartements werden jeweils über eine Pantryküche mit Kühlschrank, Spüle und zwei Herdplatten verfügen. Zwölf Zimmer bilden eine Wohngruppe mit einer weiteren Küchenzeile, Tagesraum und Terrasse.

Neben dem Pflegeheim entstehen in Ahrensburg in einem weiteren Gebäude rund 50 betreute Wohnungen mit wählbaren Serviceleistungen für deren Bewohner. Dazu kommen noch zwei Gebäude mit knapp 50 Wohnungen für eine herkömmliche Nutzung. „Die vier Gebäude werden jeweils drei Geschosse haben plus ein Staffelgeschoss“, sagt Stefan Schiessl. Laut der WOB kostet das Projekt rund 30 Millionen Euro.

Ahrensburger kritisiert Pläne

Der Investor will nach eigenen Angaben in Ahrensburg ein „generationenübergreifendes Quartierskonzept“ realisieren. Doch die Pläne der WOB und von Betreiber inter pares stoßen auch auf Skepsis und Kritik. So beim Ahrensburger Dieter Hildebrandt, dessen 90 Jahre alte Mutter in dem bestehenden Pflegeheim am Reeshoop lebt.

 Dieter Hildebrandt aus Ahrensburg sieht der Sanierung skeptisch entgegen
Dieter Hildebrandt aus Ahrensburg sieht der Sanierung skeptisch entgegen © HA | Christian Thiesen

Hildebrandt bezeichnet die geplanten Neubauten als „Luxus-Sanierung“. „Die alten Bewohner werden gezwungen, auf einer Baustelle zu wohnen und danach in ein neues, teures Heim umzuziehen“, sagt Hildebrandt. „Dabei ist die jetzige Einrichtung zwar einfach, aber ausreichend.“ Er befürchtet, dass sich einige der Heimbewohner die Plätze in dem neuen Pflegeheim nicht mehr werden leisten können, wenn als Folge der Modernisierung der Heimbetreiber die Unterbringungskosten erhöhe.

Bauarbeiten als Erlebnis

Inter pares-Geschäftsführer Christian Potthoff weist diese Vorwürfe zurück. „Das neue Pflegezentrum wird einen zeitgemäßen und guten Standard bieten, aber keinen Luxus“, sagt er. Er sieht für die aktuellen Bewohner auch keine unzumutbaren Belästigungen durch den laufenden Baustellenbetrieb. „Es wird dafür gesorgt, dass es mittags keinen Lärm gibt. Im übrigen stimmt es nicht, dass Pflegeheimbewohner möglichst viel Ruhe brauchen. Für sie sind die Bauarbeiten auch ein Erlebnis, an dem sie teilhaben können.“

Potthoff bestätigt, dass als Folge der Neubauten das sogenannte Investitionsentgelt als Bestandteil der Heimkosten erhöht werden wird, von derzeit 13,84 Euro für jeden Bewohner pro Tag auf 20 Euro. Dies bedeutet für jeden Bewohner rund 185 Euro mehr im Monat. „Das halte ich für vertretbar, auch im Vergleich zu den Entgelten in Hamburg“, sagt er. Im übrigen kämen auf die Bewohner keine weiteren finanziellen Belastungen zu. „Die Unterbringungskosten werden nicht weiter steigen“, sagt der Geschäftsführer.

Bewohner haben Recht auf Heimplatz

Die zuständige Heimaufsicht des Kreises Stormarn sieht nicht die Gefahr, dass die Heimkosten für die Betroffenen stark und übermäßig steigen. Der Hintergrund ist die Vergütungskostenvereinbarung zwischen dem Heimbetreiber einerseits und dem Kreis als Sozialhilfeträger sowie den staatlichen Pflegekassen andererseits, in der festgelegt ist, welche Kosten letztere einem Heimbewohner erstatten und welche der Betreiber geltend machen darf. „Kreis und Pflegekassen prüfen genau, ob die Kosten des Betreibers angemessen sind“, sagt Horst Gerlach von der Heimaufsicht. Er betont: „Jeder Bewohner hat das Recht, seinen Heimplatz zu behalten. Wenn er sich die Kosten nicht mehr leisten kann, springt der Kreis über die Sozialhilfe ein.“

Sanierung sei unabdingbar

Wie der Heimaufsicht sind auch dem Seniorenbeirat der Stadt Ahrensburg die Neubaupläne am Reeshoop bekannt. „Eine Sanierung der Anlage ist unabdingbar“, sagt Vorsitzender Christof Schneider. „Sie ist nicht für ein zeitgemäßes Pflegeheim mit Demenzkranken geeignet.“ Eine Kostensteigerung zu einem Luxusheim befürchtet er nicht. „Die Pflegekassen wirken da regulierend“, sagt Schneider.

Dieter Hildebrandt bleibt angesichts der Aussagen von inter pares, Heimaufsicht und Seniorenbeirat skeptisch. Der Ahrensburger sagt: „Ich bin gespannt, wie sich die Sache entwickelt und werde schauen, ob die gemachten Zusagen eingehalten werden.“