Glinde. Unterzeichnung des Vertrags für Bebauung am „Alten Gleisdreieck“ auf 2017 verschoben. Wohnraum für Geringverdiener weiter knapp.
Sie war eigentlich noch für dieses Jahr geplant, doch nun verschiebt sich die Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrages für das Glinder Wohnungsprojekt „Altes Gleisdreieck“ um einen Monat auf Januar 2017. Doch angesichts der gesamten Verzögerung des Projektes von rund einem Jahr ist dies aber nur marginal. Im kommenden Bauausschuss am Donnerstag, 6. Oktober, werden sich die Politiker zunächst mit dem erneuten Entwurfs- und Auslegungsbeschluss für den geänderten Bebauungsplan Nr. 42 befassen. Dieser wird anschließend erneut öffentlich einsehbar sein.
Statt der ursprünglich geplanten sieben Baukörper mit Wohnungen entstehen auf der 2,1 Hektar großen Fläche im Stadtzentrum nur noch zwei Mehrfamilienhäuser, die fünf Geschosse haben. Von den 89 Wohneinheiten sind 62 öffentlich gefördert – und damit 28 weniger als angedacht. Stattdessen baut der Investor, das Unternehmen Semmelhaack, im hinteren und schmaleren Teil des Grundstücks noch 30 Reihenhäuser, die zum Verkauf stehen. Während sich die Gebäudehöhe im vorderen Bereich der Innenstadtbebauung anpasst, sinkt sie damit im hinteren Bereich: „Das ist ein Schritt auf die Anwohner zu“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug.
Bürgerinitiative wehrte sich gegen das Vorhaben
Ursprünglich waren auf der Grünfläche im Stadtzentrum 153 Wohnungen geplant gewesen, 60 Prozent davon öffentlich gefördert. Eine Bürgerinitiative wehrte jedoch gegen das Vorhaben und erreichte im letzten Jahr einen Teilsieg. Deren Sprecher Michael Riedinger hatte eine Beschwerde bei der Kommunalaufsicht des Kreises eingereicht. Er warf der Stadt vor, dass sie eine 12.405 Quadratmeter große Fläche zu günstig abgegeben habe – nämlich für 74 Euro pro Quadratmeter. Gekennzeichnet war sie als Bauerwartungsland, das billiger als Bauland ist. Aber als eben letzteres sah es die Initiative an.
Monate vergingen bis zur Klärung, denn die Stadt hatte für den Verkaufspreis Gutachter herangezogen. Dann gab ein weiteres Gutachten der Initiative Recht: Es besagt, dass Semmelhaack nun 128 Euro je Quadratmeter zahlen muss. Wegen der Nachzahlung war das Vorhaben in dieser Form nicht mehr wirtschaftlich. In der Folge reduzierte der Investor den Anteil der Sozialwohnungen. Durch die geänderte Bebauung kompensiert die Firma die Mehrkosten für den Grundstückserwerb.
Bauaschuss trifft sich am Donnerstag
„Das hat uns sehr zurückgeworfen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug, der die Verzögerung von rund einem Jahr „extrem ärgerlich“ findet. Denn bis 2018 fallen etliche Sozialwohnungen in Glinde aus der Mietpreisbindung, sodass sie für viele Geringverdiener nicht mehr bezahlbar sein werden. Bei der städtischen Wohnungsvermittlungsstelle seien unverändert 300 Suchende gemeldet. „Die Tendenz ist steigend durch die Flüchtlingssituation“, sagt der Bürgermeister. Durch die Reihenhäuser entstehe nun aber auch zusätzlicher Wohnraum für junge Familien. „Ich glaube, damit sprechen wir auch viele Glinder an“, meint er.
Der Bauausschuss trifft sich am Donnerstag, 6. Oktober, um 19 Uhr im Versammlungsraum der Freiwilligen Feuerwehr (Oher Weg 8).