Bad Oldesloe. Politiker kritisieren Preissteigerung und vertagen Entscheidung über Projekt. Verwaltung soll weitere Fördermöglichkeiten ausloten.

Freie Fahrradständer gibt es nicht, ganz zu schweigen von Sicherheitsboxen. Mittlerweile muss am Bahnhof in Bad Oldesloe jede Straßenlaterne, jeder Pfeiler als provisorischer Radständer herhalten. Seit mittlerweile sieben Jahren geistert die Idee eines Fahrradparkhauses durch die politischen Ausschüsse der Stadt. 2010 stellten die Grünen einen entsprechenden Antrag, vier Jahre später beschlossen die Stadtverordneten mit knapper Mehrheit die Errichtung eines Radhauses mit 120 Stellplätzen und allen technischen Raffinessen. Doch einen Termin für einen Baubeginn gibt es noch immer nicht. Die Deutsche Bahn – auf dem Gelände des Unternehmens soll das Radhaus errichtet werden – hat mittlerweile ihr Einverständnis gegeben. Die Planungen kostet die Stadt nichts.

Eigenanteil für die Stadt bei 700.000 Euro

Dennoch wird das Projekt teurer als gedacht. Jetzt präsentierte die Stadtverwaltung dem Bauausschuss eine detaillierte Kostenschätzung: 775.000 Euro für das Fahrradhaus und weitere 120 Stellplätze im bestehenden Parkhaus. Letztere kosten lediglich 10.000 Euro. Der Eigenanteil der Stadt, abzüglich finanzieller Förderungen, beträgt immerhin noch 700.000 Euro – deutlich mehr als erwartet. „Die Stellplätze im Fahrradparkhaus kosten 6500 Euro pro Stück“, rechnet Friedrich-Karl Kümmel (FBO) vor. „Da müssen wir eigentlich gar nicht weiter diskutieren.“ Sowohl Freie Wähler als auch die CDU-Fraktion können sich nur schwer für das Projekt begeistern. „Es ist uns allen klar, dass etwas passieren muss“, sagt Uwe Rädisch (CDU). „Aber das ist einfach zu teuer.“

Die Radhaus-Kritiker treibt auch noch eine andere Sorge um: Sie befürchten weitere Kostensteigerungen während der Bauarbeiten, wie es bei öffentlichen Bauten nicht unüblich ist. Für Grüne und SPD ist das kein Argument. „Die hohen Kosten sind gerechtfertigt, es ist die beste Lösung“, sagt Annika-Katharina Dietel (SPD). Die Investition müsse über mehrere Jahre gesehen werden.

CDU und FBO hätten es lieber etwas kleiner

Als Verstärkung und Fürsprecherin holten sich die Parteien Ursel Rabeler in den Ausschuss: „Das Thema Fahrrad ist in der Gesellschaft angekommen und immer mehr Menschen nutzen E-Bikes, für die geeignete Stellplätze benötigt werden“, sagt die Fahrradbeauftragte des Bezirks Hamburg-Mitte, die seit Kurzem in Bad Oldesloe wohnt. Kosten von 6000 Euro pro Stellplatz seien bundesweit üblich.

CDU und FBO hätten es lieber eine Nummer kleiner: Dass 120 normale Stellplätze im vorhandenen Parkhaus für 10.000 Euro zu haben sind und 120 weitere in einem Radhaus für 775.000 Euro, sei dem Bürger unmöglich zu vermitteln, findet Hauke Heesch (CDU).

Bauamtsleiter Thilo Scheuber bezweifelt, dass sich die Deutsche Bahn auf eine billige Alternativlösung einlässt: „Ein modernes Fahrradparkhaus ist für die Bahn ein Marketinginstrument.“ Eine Entscheidung wollten die Mitglieder des Bauausschusses nicht vom Zaun brechen – trotz klarer Fronten. Die Entscheidung, ob auch die Preissteigerung von 195.000 Euro ihren Weg in die Haushaltsplanung findet, wurde vertagt. Zunächst soll die Verwaltung weitere Fördermöglichkeiten abklopfen.