Ahrensburg. Große Bauprojekte in Ahrensburg sollen 30 Prozent geförderte Wohnungen haben. Andere Parteien sind skeptisch.

Die Ahrensburger Grünen wollen erreichen, dass die Mieten in der 33.400-Einwohner-Stadt in den nächsten Jahren nicht weiter stark steigen. Deshalb sollen Investoren bei allen größeren Neubauprojekten verpflichtet werden, einen festen Anteil an Sozialwohnungen einzuplanen. „Diese Wohnungen sollen dann zu Nettokaltmieten von circa 5,80 bis 7,20 Euro angeboten werden“, sagt der Stadtverordnete Jörg Hansen. Zurzeit sind in der Schlossstadt um zehn Euro je Quadratmeter durchaus üblich.

Die Grünen wollen folgende Staffelung für öffentlich geförderten Wohnraum festlegen: ab 20 Wohneinheiten oder 1200 Quadratmeter Fläche mindestens 15 Prozent, ab 40 Wohneinheiten oder 2400 Quadratmeter mindestens 20 Prozent und ab 80 Wohneinheiten oder 4800 Quadratmeter mindestens 30 Prozent.

„Mieterhöhungen sind zu erwarten“

Eine Quote soll es auch für Eigentumsbauprojekte geben. Ab 30 Einheiten in Eigentumswohnungen, Einzel-, Doppel- oder Reihenhäusern soll der Investor zehn Prozent so bauen, dass auch Käufer mit weniger Geld zum Zug kommen können.

Stadtverordneter Jörg Hansen (Grüne): „Die Wohnungen sollen zu Nettokaltmieten von circa 5,80 bis 7,20 Euro angeboten werden“
Stadtverordneter Jörg Hansen (Grüne): „Die Wohnungen sollen zu Nettokaltmieten von circa 5,80 bis 7,20 Euro angeboten werden“ © HA | Lutz Wendler

„Weil in den nächsten Jahren viele Wohnungen aus der Mietpreisbindung fallen, ist eine deutliche Erhöhung der Mieten zu erwarten“, sagt Hansen. Laut Rathaus gibt es rund 530 öffentlich geförderte Wohnungen, von denen 20 Prozent in den nächsten fünf Jahren aus der Sozialbindung fallen. Die können dann frei vermietet werden.

Nachschub an bezahlbarem Wohnraum

Auf der anderen Seite ist die Zahl der Bewerber mit Wohnberechtigungsschein auf der Warteliste im Rathaus hoch: Fast 300 sind es, von 120 Ein-Personen- bis zu einem Neun-Personen-Haushalt. Mit den Quoten wollen die Grünen für Nachschub an bezahlbarem Wohnraum sorgen. „Und erstmals hätten auch Investoren Planungssicherheit“, sagt Hansen. Es müsse dringend gehandelt werden, wenn Ahrensburg keine vergreisende Stadt werden solle, sondern attraktiv für junge Familien und für die Jugend bleiben möchte. Es sei bereits so, dass viele in der Stadt arbeitende Menschen sich hier keine Wohnung leisten könnten. Hansen: „Das bedeutet vermehrtes Einpendeln zur Arbeitsstätte und verkehrliche Probleme.“

Jüngstes Beispiel für die Diskussion ist das 6000 Quadratmeter große ehemalige VW-Gelände an der Hamburger Straße. Dort will ein Investor 81 Wohnungen bauen, davon neun öffentlich gefördert (rund elf Prozent). Im Bauausschuss stimmten die Parteien auf Vorschlag der Wählergemeinschaft WAB jedoch für einen 30-prozentigen Anteil: Das wären dann 24 der 81 Wohneinheiten.

105 neue Sozialwohnungen

An der Kastanienallee sollen nächstes Jahr sogar 105 Sozialwohnungen gebaut werden. Investor ist eine gemeinsame Gesellschaft des Hamburger Bauunternehmens Otto Wulff und des Ahrensburger Vereins Heimat, der in der Stadt auch an der Fannyhöh und Am Neuen Teich günstige Wohnungen für Rentner gebaut hat. Vorgesehen sind in den fünfgeschossigen Blocks zudem 22 frei finanzierte Wohnungen.

Die anderen Fraktionen signalisieren grundsätzlich Zustimmung zum Grünen-Vorstoß. „Es gibt ja ohnehin den Beschluss, bei allen Bauprojekten auch an Sozialwohnungen zu denken“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hartmut Möller. Über die genauen Zahlen müssen man reden.

Nein für Bauprojekt am Lindenhof

Möller gibt zu bedenken, dass die Stadt bei vielen privaten Vorhaben überhaupt keine Einflussmöglichkeiten habe. Da gehe es einzig um die Einhaltung der Bauvorschriften. „Um so mehr verwundert es, dass die Grünen für das Lindenhof-Grundstück Sozialwohnungen abgelehnt haben“, sagt Möller. Auf dem Parkplatz in Bahnhofsnähe, der der Stadt gehört, sind Geschäfte und rund 60 Wohnungen geplant.

Die Verwunderung über das Lindenhof-Nein der Grünen teilt der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Bellizzi. „Dort hätten wir über den städtebaulichen Vertrag tatsächlich mitreden können“, sagt er. Woanders sei das aus rechtlichen Gründen nicht immer möglich. Regeln für den Bereich seien aber richtig. „Ausnahmen sollten aber immer machbar sein, da jedes Grundstück anders ist.“

WAB gegen feste Quoten

Das sieht auch die Wählergemeinschaft WAB so. „Wir wollen neue Sozialwohnungen, sind aber gegen feste Quoten“, sagt die Stadtverordnete Karen Schmick. Besser sei es, im Einzelfall zu entscheiden.

In der CDU steht das Thema ebenfalls auf der Agenda. Bürgervorsteher Roland Wilde: „Wir beraten bei der nächsten Fraktionssitzung darüber.“