Reinbek. Die Gemeinschaftsschule soll saniert und erweitert werden. Neue Toiletten gibt es sofort. Der Mensa-Anbau der Grundschule ist fertig.

Die Stadt Reinbek hat zum Start des neuen Schuljahres ihre Hausaufgaben gemacht: Am Mittwoch konnten die neuen Erstklässler an der Grundschule Mühlenredder (243 Schüler) schon in der neuen Mensa zu Mittag essen. Der 170 Quadratmeter große Anbau für rund 930.000 Euro ist fertig. Auch für das benachbarte Schulzentrum, Sitz der Gemeinschaftsschule und des Amalie-Sieveking-Förderzentrums, geht es voran. Im Sozialausschuss schoben die Politiker die Sanierung und Erweiterung des 70er-Jahre-Baus an. Die Kostenschätzung für die Investition, über die seit 2015 diskutiert wird, liegt bei etwa zehn Millionen Euro.

Genauer konnte es Sven Noetzel, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Umwelt, noch nicht beziffern. Denn die Kosten können erst nach einer konkreten Planung in den Haushalt für 2017 einfließen. Den benötigten 130.000 Euro für die Planungskosten gaben die Ausschussmitglieder mit ihrem Grundsatzbeschluss für die Erweiterung und Sanierung ihr einstimmiges Votum. Sven Noetzel hatte zuvor dafür geworben, die Erweiterung entweder durch eine Aufstockung des Hochbauteils, einen Anbau in Richtung Westen oder eine Kombination beider Varianten umzusetzen und dies mit der Sanierung des Bestandsgebäudes zu kombinieren.

CDU tendierte zu Neubau

Hintergrund ist nicht nur ein besseres Umzugsmanagement für die Schule während der Bauphasen, sondern auch die Investitionsstrategie für die kommenden Jahre bis 2020, die die Kreditaufnahme der Stadt auf maximal fünf Millionen Euro pro Jahr begrenzt. „Unser Vorschlag ermöglicht eine Verteilung der dafür nötigen Investitionsmittel auf mehrere Jahre“, sagte Bauamtsleiter Noetzel.

Schulleiter Dirk Böckmann und Friederike Sommer, die leitende Lehrkraft der Schülerfirma, die den Pausenservice macht
Schulleiter Dirk Böckmann und Friederike Sommer, die leitende Lehrkraft der Schülerfirma, die den Pausenservice macht © HA | Barbara Moszczynski

Die CDU tendierte zunächst zur Neubauvariante, konnte sich mit dem Wunsch einer vergleichenden Planung für beide Alternativen aber nicht durchsetzen. SPD, FDP und Grüne schreckte nicht nur die drohende Verdoppelung des Planungsetats, sondern auch der zusätzliche Aufwand für einen Abriss des Bestandsbaus. Heinrich Dierking, Fraktionschef von Forum 21, kündigte an, den Antrag auf eine Gegenüberstellung der Kosten von Ersatzneubau und Sanierung in der Stadtverordnetenversammlung erneut zu stellen. Sie muss der Empfehlung des Sozialausschusses noch zustimmen.

Neue WCs gibt es sofort

Ein äußerst dringliches Problem der Gemeinschaftsschule will die Stadt aber sofort angehen. Denn aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen gibt es dort nicht mehr genügend Toiletten. Die Freigabe von 187.500 Euro für bis zu neun WCs bei den Mädchen, acht WCs und 15 Urinale bei den Jungen sowie insgesamt fünf Waschtische erfolgte einstimmig. Die Mittel stammen zum Teil aus einem Haushaltsrest für die noch ausstehende Brandschutzsanierung. Sie wird im Zuge der späteren Erweiterung umgesetzt.

Erheblicher Sanierungsbedarf an der Schule

Das Schulgebäude der Reinbeker Gemeinschaftsschule stammt aus den 1970er-Jahren und weist in technischer, energetischer, hygienischer und pädagogischer Sicht erhebliche Mängel auf. Eine Bedarfsermittlung ergab 2015, dass etwa 2000 Quadratmeter schulische Nutzfläche fehlen.

Seit einem Jahr gibt es dort eine Oberstufe, doch die 66 Oberstufenschüler, die am Mittwoch neu starteten, müssen in vier Containern unterrichtet werden, denn für die Oberstufe fehlen sechs Unterrichtsräume.

Viele Schulräume sind zu dunkel oder haben zum Teil kein Tageslicht, Mensa und Aula sind zu klein, ebenso die Lehrerzimmer. Ein Besprechungsraum, beispielsweise für Elterngespräche, fehlt gänzlich.

Die Zuordnung der Eingänge und die Orientierung innerhalb des Schulzentrums ist schwierig und die Aufsicht im Gebäude ist aufgrund der verwinkelten Flure kaum möglich.

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Dass es für Reinbek äußerst sinnvoll ist, in seine Bildungsstätten zu investieren, hatte zuvor Anja Reinermann-Matatko von der Projektgruppe Bildung und Region mit ihrer Vorstellung des aktuellen Schul- und Kita-Entwicklungsplans der Stadt belegt. Sie prognostizierte für die jetzt dreizügige Gemeinschaftsschule künftig vier neue Klassen pro Jahr. Zwei Drittel der abgehenden Viertklässler in Reinbek entscheiden sich für eine der beiden weiterführenden Schulen der Stadt. 53 Prozent davon besuchen das Sachsenwald-Gymnasium, 44 Prozent die Gemeinschaftsschule.

Sieben neue fünfte Klassen

„Wir wachsen durch die neue Oberstufe und das hat auch eine positive Wirkung auf die ganze Schülerschaft.“, sagt deren Schulleiter Dirk Böckmann. Durch die Erweiterung könnte die Zahl der nach Glinde oder Bergedorf abwandernden Schüler noch weiter reduziert werden. Insgesamt gehen im gerade begonnenen Schuljahr rund 2000 Kinder und Jugendliche auf eine weiterführende Bildungseinrichtung der Stadt. Der Sachsenwaldschule riet Reinermann-Matatko zur Vermeidung eines dauerhaften siebten Zuges am Gymnasium. Der ist laut Schulleiterin Helga Scheller-Schiewek aber schon längst Realität: „Wir schulen jetzt sieben neue fünfte Klassen ein.“

Auch bei den vier Grundschulen (945 Kinder) geht Reinermann-Matatko trotz eines demografischen Rückgangs von stabilen Schülerzahlen aus, denn Reinbek habe ein hohes Zuzugspotenzial. Die Gertrud-Lege-Grundschule werde demnach vierzügig bleiben, also vier Klassen pro Jahr neu aufnehmen und weiter unter Raumnot leiden. Die Grundschule Klosterbergen bleibe zwei- bis dreizügig und am Mühlenredder gebe es künftig drei Klassenzüge. Um die einzügige Grundschule Schönningstedt (125 Schüler) stärker auszulasten und die Getrud-Lege-Schule zu entlasten, rät die Projektgruppe zu einem neuen Zuschnitt der städtischen Schulbezirke. So könnten Kinder aus Ohe künftig in Schönningstedt zur Grundschule gehen.