Was lieben Stormarner an ihrer Heimat? Das erfahren Sie in der Abendblatt-Serie „Liebeserklärung an...“ Heute: Bargteheide
Was macht Bargteheide so lebens- und liebenswert? Christina Schlie hat bei den Einwohnern nachgefragt
„Persönliche Atmosphäre macht den Charme aus“
Voller Vertrauen begibt sich Denise Petersen (24) in die Hände von Tätowiererin Alessandra Bereone (26). Es ist bereits das zweite Tattoo, das sich die 24-Jährige im Studio „Paint-it-black“ in ihrem Heimatort stechen lässt. „Es ist toll, dass es hier sogar ein Tattoo-Studio gibt“, sagt Petersen. Die positiv-verrückte Art von Alessandra Bereone spricht sie an. Sympathie spiele bei der Wahl des Tätowierers eine große Rolle.
Das ist Bargteheide
„Ähnlich wie bei einem neuen Haarschnitt“, sagt Petersen, die als gelernte Friseurin weiß, wovon sie spricht. „Die meisten vermuten gar nicht, dass wir hier so gute Tätowierer im Ort haben.“ Petersen ist schon in Bargteheide aufgewachsen. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Freund zusammen und genießt die persönliche Atmosphäre, die in ihren Augen Bargteheides Charme ausmacht.
„Wir können die Waldorfschule mitgestalten“
„Die Waldorfschule ist eine große Bereicherung für unsere Familie, aber auch für ganz Bargteheide“, sagt Mauretta Heinzelmann (50). Tochter Maribel sieht das genauso. „Ich gehe hier sehr gern zur Schule und mag diese besondere Form des Lernens“, sagt die 12-Jährige. Gerade Eurythmie, das Handwerken und die Epochenarbeiten liegen dem Teenager. Seit 2012 hat sich die freie Waldorfschule, die auf eine Elterninitiative gegründet wurde, ihren festen Platz in der Bargteheider Schullandschaft gesichert.
„Wir sind sehr froh über diesen Standort und die gute Zusammenarbeit mit der Stadt“, sagt Stephan Boldt, kaufmännischer Geschäftsführer der Schule. Normalerweise etablieren sich Waldorfschulen in größeren Städten. Zurzeit besuchen 131 Kinder die Waldorfschule, an der 15 Lehrer unterrichten. Nach den Sommerferien kommen 20 Erstklässler dazu. Mauretta Heinzelmann findet es spannend, den Prozess der Schulgründung aktiv mit gestalten zu können.
„Meine Familie hat schon immer hier gelebt“
Siegrid Vogel (72) ist eine waschechte Bargteheiderin. Schon ihre Eltern haben hier gelebt. Sie ist in Bargteheide aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat hier eine Familie gegründet. Gern erinnert sie sich an die Zeit, in der sie als Kinder noch auf der Straße gespielt haben. „Meine Töchter und Enkel leben mittlerweile auch in Bargteheide“, sagt Siegrid Vogel. Die rüstige Seniorin kennt Bargteheide noch als Dorf. Damals hatte Bargteheide noch ein Ortsgericht, an dem sie als Sachbearbeiterin tätig war.
„Es hat mich nie woanders hingezogen.“ Eine kurze Zeit habe sie in Ahrensburg gelebt, sei dann aber schnell nach Bargteheide zurückgekehrt. Täglich ist Siegrid Vogel mit Pudel Benny im Grünen unterwegs. „Hier habe ich alles, was ich brauche. Natur und Kultur, Lebendigkeit und Ruhe.“ Außerdem schätzt sie die schnellen Wege nach Hamburg, Lübeck oder an die See.
„Wir schwimmen bei Wind und Wetter“
Helga Stock (67) und Birgit Lattke (60) sind seit Jahren gute Freundinnen. Täglich zur selben Zeit ziehen sie ihre Bahnen im Bargteheider Freibad. Auch ein durchwachsener Sommer wie in diesem Jahr schreckt die beiden Frauen nicht ab. Gestartet sind sie bei acht Grad Außentemperatur. „Wir schwimmen bei jedem Wetter, solange man uns lässt“, sagt Helga Stock. Seit mehr als zehn Jahren gehören die beiden zum festen Kern der Stamm-Schwimmer.
Es ist die Atmosphäre, die das Freibad für die beiden Frauen zu einem besonderen Ort macht. „Wir sind wie eine große Familie hier“, sagt Birgit Lattke. „Jeder kennt jeden und wenn jemand mal nicht kommt, dann wird er vermisst.“ Doch nicht nur im Freibad sind sie aktiv. Schon vor dem Schwimmen gehen die Frauen gemeinsam zum Nordic Walking und abends zum Tanzen. Helga Stock gefällt besonders, dass es in Bargteheide für jedes Alter ein vielfältiges Sport-Angebot gibt.
„Diese Saison wird ein großes Abenteuer“
Teamgeist und Respekt sind bei einem Mannschaftssport immer gefragt. Bei 21 pubertierenden Mädchen nicht immer selbstverständlich. „Die Mädchen der C-Jugend vom TSV Bargteheide sind eine ganz besondere Mannschaft“, sagt Jens Meyer (48), Handball-Trainer der 13-jährigen stolz. Sie ist die erste Mädchenmannschaft dieser Altersgruppe des TSV, die es geschafft hat, ab der kommenden Saison in der Schleswig-Holstein-Liga zu spielen.
„Hier halten alle zusammen“, sagt auch Judith Bange (18), die als Co-Trainerin zusammen mit Yannick Jensen (19) und Janne Sandmann (16) zum Team gehört. Mit 16 Jugendmannschaften gehört die Handballsparte des TSV Bargteheide zur größten Jugend-Handballsparte im Kreis. „Der TSV ist breit aufgestellt, bietet für jeden die passende Sportart“, sagt Jens Meyer. Nachwuchssorgen kennt man hier nicht. „Der Verein ist engagiert und investiert viel für seine Mitglieder.
„Ich spiele in der Kreisliga für Bargteheide“
Das runde Leder hat es Mattis Petersen angetan. Am liebsten kickt der Neunjährige mit seinen Freunden auf dem Bolzplatz oder in seiner Mannschaft beim Bargteheider TSV. Manchmal müssen auch die großen Geschwister herhalten, wenn sich keiner findet, der im Tor steht. „Ich spiele in der E1, Rechtsaußen im Angriff“, sagt der Viertklässler der Emil-Nolde-Schule stolz. „Das ist Kreisliga“.
Barcelona und Bayern sind die Mannschaften, die es Mattis angetan haben. Gern würde er später einmal Profi werden. Bereits drei Mal ist Mattis mit seiner Familie innerhalb von Bargteheide umgezogen. „Uns gefällt es hier“, sagt Mutter Stephanie Petersen. Vor allem die gute Schullandschaft ist der Mutter von vier Kindern wichtig.
„Hier kann man alles mit dem Rad erledigen“
Erika (78) und Wilfried (77) Hellwig leben seit 52 Jahren in Bargteheide. Damals war Bargteheide noch ein Dorf, die Rathausstraße war gepflastert und dort standen viele Linden, erinnert sich das Ehepaar. Das Schwimmbad war ein Teich und einmal in der Woche kam der Milchmann mit seinem Wagen vorgefahren. „Damals“, sagt Erika Hellwig.
Sie ist froh, dass Bargteheide in den vergangenen Jahren so behutsam gewachsen ist und sich seinen persönlichen Charme erhalten hat. Auch heute noch legen sie viele der alltäglichen Wege mit dem Rad zurück. Mehr als 4000 Kilometer legt Wilfried Hellwig jedes Jahr zurück, ebenso viele strampelt auch Erika. „Ohne die tägliche Bewegung auf dem Fahrrad würde ich krank werden“, sagt sie. „Langsam haben wir das Alter, über ein E-Bike nachzudenken“, sagt Wilfried Hellwig. Reparaturen an den Rädern erledigt er noch selbst