Ahrensburg. Kaum im Amt, spricht Andreas Bäuerle Klartext: Weil zwei Container fehlen, sind Integrationskurse in Gefahr
Anders als von der Volkshochschule Ahrensburg gefordert, werden in einiger Zeit nur zwei statt vier neue Container an der Bahnhofstraße Raum für Integrationskurse bieten. Das haben die Stadtverordneten im Juli so entschieden. An den Kursen können Geflüchtete mit einer Aufenthaltsgenehmigung und Asylbewerber aus dem Iran, Irak, Syrien, Eritrea oder Somalia teilnehmen. Derzeit unterrichten VHS-Dozenten rund 60 Personen.
Unmut über die Entscheidung der Politiker äußerte am Mittwoch Andreas Bäuerle (51), neuer Leiter der VHS. Bäuerle setzt es sich zum Ziel, Verständnis bei Politikern für die Lage der VHS zu wecken. Auch Bürgermeister Michael Sarach sparte nicht mit Kritik. Bei der Entscheidung im Juli habe es „an Einsicht gefehlt. Die Kosten für das Aufstellen der Container muss schlussendlich sowieso nicht die Stadt, sondern das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge übernehmen“, sagte der Verwaltungschef. Der Raummangel könnte laut Heike Gielnik, stellvertretende VHS-Leiterin, sogar dazu führen, dass künftig keine Integrationskurse mehr angeboten werden können. Denn für die Kurse benötigen Bildungseinrichtungen wie die Volkshochschule eine Zertifizierung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Erfüllt die VHS nicht alle Anforderungen, zu denen auch das Raumangebot gehört, könne ihr das Zertifikat entzogen werden. Dabei sind die VHS und die Wirtschaftsakademie in Ahrensburg die zwei einzigen Einrichtungen der Stadt, die Integrationskurse anbieten.
„Das Thema ist komplex“, sagt Heike Gielnik, die auch Qualitätsbeauftragte für die Integrationskurse ist. „Wir müssen zum Beispiel dafür sorgen, dass zugelassene Bewerber für die Kurse nur drei Monate auf einen Platz warten müssen.“ Da in der jüngsten Zeit immer mehr Bewerbungen für Integrationskurse bei der VHS eingingen, reichen die Räumlichkeiten nicht mehr aus. Die Warteliste sei auf rund 70 Personen angeschwollen. „Man kann daraus schließen, dass unsere Integrationskurse gut angenommen werden“, sagt Gielnik. „Das spricht sich herum.“
Anfangs hatten VHS-Mitarbeiter deshalb Schulräume gesucht, auf die man hätte ausweichen können. So nutzt die VHS nun zum Beispiel zwei Räume der Selma-Lagerlöf-Schule. „Wir können aber nicht alle Integrationskurse auslagern“, sagt Gielnik. In speziellen Kursen, in denen die Teilnehmer zum Beispiel erst alphabetisiert werden müssen, sei eine enge Anbindung an die VHS und die dortigen Beratungsstellen unerlässlich. Weiterhin sei es zu umständlich, wenn Dozenten ihre Unterrichtsräume ständig neu einrichten müssten – einen Container könnten sie hingegen durchgehend nutzen.
Auch noch nach der Bewilligung von zwei Container durch die Stadtverordnetenversammlung hätten Politiker die VHS Bäuerle zufolge aufgefordert, weiter nach Schulräumen zu suchen. „In Kombination mit den Sommerferien hat sich dadurch die Bestellung der Container und der Antrag für die Baugenehmigung noch verzögert“, sagt er. Ein Stopp der Integrationskurse an der VHS durch das BAMF werde so wahrscheinlicher.
Bürgermeister Sarach hält es schon jetzt für bedenklich, dass die Politik durch ihre Verhalten im Fall der Container-Bewilligung die Motivation der VHS-Mitarbeiter schmälere. Deren Einsatz übersteige sowieso schon jedes Maß. So erforderten Integrationskurse einen erheblichen Verwaltungs- und Beratungsaufwand. Der neue VHS-Leiter Andreas Bäuerle sagt: „Dass die Mitarbeiter an ihre Grenzen stoßen, ist mir schon in den ersten Wochen hier bewusst geworden.“