Trittau. Langwierige Verfahren, langsames Internet, zu wenig Fachkräfte: CDU-Spitzenkandidat Ingbert Liebingzu Besuch bei Fahrzeugbau Wilke.
Bauverfahren, die zu lange dauern, eine schlechte Internetverbindung und ein Mangel an Fachkräften – Trittaus Firmen stehen derzeit vor vielen Problemen, für deren Lösung die Politik gefragt ist. Einen Überblick darüber, wo genau der Schuh drückt, macht sich derzeit der CDU-Landesvorsitzende und Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2017, Ingbert Liebing. Der 53-Jährige reist durch das Land und besucht diverse Einrichtungen. Am Mittwoch machte er in Trittau Halt.
„Seit sieben Jahren wollen wir expandieren“, sagt Knut Wilke, der zusammen mit seinem Bruder Stefan in vierter Generation die Geschäfte der Firma Wilke Fahrzeugbau leitet. Das Unternehmen, das in Trittau Kühlaufbauten für Lastwagen baut und mit rund 100 Mitarbeitern zu den größten Firmen in der Gemeinde gehört, braucht dringend mehr Abstellflächen für Lastwagen. „Das ist ein langes und schwieriges Verfahren“, sagt Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch (parteilos), der mit Liebing die Firma besucht.
Denn für die benötigte Fläche von 8000 Quadratmetern muss ein Waldstück weichen. „Der Bebauungsplan wird im Oktober ausgelegt, im Frühjahr kommenden Jahres könnte der Spatenstich erfolgen“, sagt Mesch. Für Ingbert Liebing dauert das Verfahren zu lange. „Das muss zügiger gehen, wir müssen Planungsprozesse beschleunigen“, sagt der Politiker und fügt hinzu: „Ansonsten ziehen die Unternehmen weg.“ Dies gelte es zu verhindern.
Doch langwierige Planungsprozesse könnten nicht der einzige Grund sein, warum Firmen Gemeinden wie Trittau den Rücken kehren. Eine schlechte Internet-Verbindung stelle die Unternehmen ebenfalls vor große Schwierigkeiten. „Wir bekommen 3-D-Zeichnungen von Autos, für die wir die Aufbauten konstruieren sollen“, sagt Stefan Wilke. „Das Herunterladen einer solchen Datei dauert sechseinhalb Stunden.“ Anschließend sei die Zeichnung häufig unvollständig. „Das geht nicht.“ Er beklagt, dass in dem Gewerbegebiet nur eine DSL-16.000-Leitung zur Verfügung steht. „In meinem Haus an der Hahnheide habe ich eine 54.000-Leitung.“
Mesch verspricht Glasfaser-Ausbau im Gewerbegebiet
Laut Liebing ist dieses Internet-Problem nicht nur ein Ärgernis für Trittauer. „Wir müssen in Schleswig-Holstein besser und schneller werden“, sagt der CDU-Politiker, der sich das Beispiel des der Wilke GmbH notiert.
Abhilfe verspricht Bürgermeister Mesch: „Die Vereinigten Stadtwerke werden jetzt mit dem Glasfaserausbau in Trittau beginnen. Wir haben vereinbart, dass der Ausbau im Gewerbegebiet-Nord beginnen soll.“
Ein weiteres Problem, vor dem die Firmen im Hamburger Speckgürtel stehen, ist der Fachkräftemangel. „Wir werden in diesem Jahr erstmals keine Auszubildenden einstellen“, sagt Stefan Wilke. Zum einen habe es nicht einmal eine Handvoll Bewerber gegeben, zum anderen seien diese nicht ausreichend qualifiziert gewesen. „Was fehlt?“, will Liebing wissen. Stefan Wilke: „Mathematische Fähigkeiten.“ Erstmals habe das Unternehmen in seiner 111-jährigen Geschichte sogar einen Aufhebungsvertrag mit einem Lehrling vereinbart.
Doch nicht nur beim Nachwuchs hapert es, auch Fachkräfte seien wegen der Konkurrenz im benachbarten Hamburg schwer zu bekommen. „Das ist ein harter Wettbewerb“, so der Unternehmer. Bürgermeister Oliver Mesch fügt hinzu: „Auch andere Trittauer Firmen beklagen dieses Problem.“ Für Ingbert Liebing gibt es eine Lösung: „Wir müssen uns mehr um die Kinder in Schulen kümmern. Zudem muss sich die Schul- und Bildungspolitik wieder mehr mit Inhalten und nicht mit Strukturen beschäftigen.“
Zusammenarbeit von Gemeinden wird wichtiger
An welchen Stellen es im Land besser läuft, davon konnte sich der Landesvorsitzende der CDU auf dem neuen Bauhof an der Carl-Zeiss-Straße in Trittau überzeugen. Dort werden derzeit die finalen Arbeiten für den gemeinsamen Bauhof von Trittau und Lütjensee erledigt. „Im September soll hier der Betrieb aufgenommen werden“, sagt Jens Hoffmann, CDU-Fraktionsvorsitzender in Trittau, als er Liebing das Areal bei einem Orttermin zeigt. „Damit haben wir Maßstäbe im Amt gesetzt“, sagt Hoffmann und beschreibt die Zusammenarbeiter beider Gemeinden als ein wichtiges Zukunftsmodell. „Zuvor haben wir 150.000 Euro jährlich an Fremdfirmen gezahlt, mit deren Arbeit wird nicht zufrieden waren. Jetzt können wir es selbst machen.“ Ein weiterer Vorteil der Zusammenlegung: Maschinen und Gebäude, wie die Lagerhalle für Streusalz, teilen sich beide Gemeinden. Dies spare zusätzlich Geld. „Ferner ist das Areal so groß, dass eine weitere Halle gebaut werden könnte, wenn andere Gemeinden im Amt sich dem Bauhof anschließen wollen“, sagt Hoffmann.
„Die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg wird immer wichtiger“, sagt Liebing, der das Projekt gut findet. Hoffmann geht noch einen Schritt weiter: „Gleiches könnte man mit Feuerwehren machen.“ Seine Idee: Wehren eines Amtes zu einer großen Wache zusammenlegen. Damit die Hilfsfrist eingehalten werde, sollen kleine Außenstellen entstehen. So würden die Gemeinden Geld für teure Geräte und Autos sparen, die sich die Gemeinden teilten. Für Liebing ist das aber kein Zukunftsmodell: „Damit schmeißen wir die Identifikation mit der Feuerwehr über Bord. Schon jetzt hat die Feuerwehr Probleme, Nachwuchs zu finden.“