Todendorf. Bevor es für sie in den Urlaub geht, machen jeden Tag Hunderte Pause an der A-1-Raststätte Buddikate. Viele sind Stammgäste.

Die einen treiben Sport, andere führen ihren Hund Gassi oder machen im Schatten der hohen Bäume ein Picknick. Kein anderer Ort in Stormarn zieht täglich mehr Touristen an als dieser. Doch von einem lauschigen Plätzchen im Grünen kann bei dem etwa zwei Hektar großen Areal in Todendorf nicht die Rede sein. Denn ständig rauschen Lastwagen und Autos vorbei und sorgen für den an Autobahnen bekannten, permanenten Geräuschpegel – so wie auf der Raststätte Buddikate-Ost an der A 1.

Hunderte Urlauber jeden Tag aus ganz Deutschland und Europa machen dort derzeit Pause. Die Kennzeichen verraten, woher sie kommen: aus den Niederlanden, Schweden, Dänemark, der Schweiz, Österreich, Spanien, Frankreich und natürlich aus der gesamten Bundesrepublik.

„Wir sind auf dem Weg nach Rügen“

Aus einem silberfarbenen VW-Kombi mit BOR-Kennzeichen (Kreis Borken, Nordrhein-Westfalen) steigt eine vierköpfige Familie aus. „Wir sind auf dem Weg nach Rügen“, sagt Mutter Claudia Kreuer (51), die noch nie auf der Ostseeinsel war. „Ich habe gehört, dass es dort sehr schön sein soll, die Strände und die Kreidefelsen“, sagt die Mutter, die sich dieses Jahr beim Thema Urlaubsziel in der Familie durchgesetzt hat. „Ich wäre lieber nach Spanien oder Frankreich gefahren“, sagt die 17-jährige Tochter Katharina, die sich aber trotzdem auf den elftägigen Urlaub freut. Doch bis die Kreuers auf Rügen ankommen, wollen sie sich auf der Buddikate stärken. Claudia Kreuer hat einen Picknickkorb mit Bananen, Keksen, Joghurt und einer Thermoskanne Kaffee zusammengepackt. Selbst an die Keramikbecher für den Kaffee hat die Mutter gedacht, die mit ihrer Familie vor mehr als drei Stunden in ihrem Heimatort Stadtlohn im Münsterland gestartet ist. „Es ist aber nicht unsere erste Pause“, sagt Vater Gerhard Kreuer (56) und fügt mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: „Wie hatten da so paar Schwierigkeiten.“ Während er dies nicht weiter ausführen möchte, lieber Dehnübungen macht und auf der Stelle läuft, ergreift Claudia Kreuer das Wort: „Ich bin nun mal ängstlich, wenn ich nicht selbst am Steuer sitze“, sagt sie. Gelöst wurde das kleine Problem, indem Tochter Katharina auf den Beifahrersitz wechselte und Mutter Claudia in die zweite Reihe zu Sohn Alexander (11). „Das war super, ich konnte dort in Ruhe lesen.“

Während Familie Kreuer erstmals auf der Buddikate-Ost Rast macht, ist Sabine Schönfels aus Oldenburg dort schon Stammgast. Seit zehn Jahren macht die 46-Jährige in Dierhagen an der Ostsee (Landkreis Vorpommern-Rügen) Urlaub. „Der Ort ist klein und es ist einfach nur schön dort“, sagt Schönfels, die jedes Jahr dasselbe Hotel bucht. „Das Essen ist dort traumhaft“, sagt sie und lächelt voller Vorfreude. „Am besten ist der Fisch, von dem ich mich wohl eine Woche ernähren werde“.

„Das Picknick auf der Buddikate gehört dazu“

Auf der Buddikate fällt das Mahl indes eher spartanisch aus. Schönfels breitet ein rot-weiß-gemustertes Geschirrhandtuch auf der Steinplatte eines der vier Picknick-Tische aus und streicht die provisorische Decke glatt. Als sie eine Tupperdose öffnet, riecht es angenehm nach frisch geschnittener Gurke. Auch Paprika, Kirschen, Bananen und hartgekochte Eier hat die Oldenburgerin für sich, ihren Lebenspartner Klaus von Höfen (53) und den kleinen Jannik (4) eingepackt. Dabei hat sie auch an den Salz- und Pfefferstreuer gedacht. „Wenn wir an die Ostsee fahren, gehört dieses Picknick auf der Buddikate einfach dazu.“ Dennoch ist dieses Jahr etwas anders. Das Paar verreist erstmals mit dem Enkel, der statt zu Obst oder Gemüse lieber zur Schokolade gereift. Anschließend geht es mit Opas Volvo mit CLP-Kennzeichen (Landkreis Cloppenburg) an die See.

Daniel Heymann (62) mit Hund Timmy aus Hannover
Daniel Heymann (62) mit Hund Timmy aus Hannover © HA | Dorothea Benedikt

Das Nummernschild von Daniel Heymann (62) beginnt mit einem H, das für Hannover steht. Heymann macht Rast auf der Buddikate um mit Hund Timmy (11) Gassi zu gehen. Er spaziert an Müttern vorbei, die mit Säugling auf dem Arm und Wickeltasche um die Schulter die Toiletten ansteuern. „Es ist schon ‘zig Jahre her, dass ich hier auf der Buddikate war“, erinnert sich Heymann: „Als die Kinder noch klein waren, sind wir jedes Jahr nach Grömitz gefahren. Damals sah die Raststätte noch ganz anders aus“, sagt er und zeigt mit den Finger auf das Gebäude, in dem ein Restaurant, ein Kiosk und ein Burger King mit Außenterrasse untergebracht sind. „Dort stand ein altes Restaurant mit einer Ponykoppel. Es war quasi ein Streichelzoo und für die Kinder immer ein Höhepunkt“, sagt Heymann. Auch dieses Jahr fährt er mit seiner Tochter in den Urlaub nach Timmendorfer Strand, jetzt sind aber auch Schwiegersohn und Enkelin dabei.

Paar macht das erste Mal mit dem Wohnmobil Urlaub

Raststätte Buddikate Agnes Röttgers (54) Egbert Rottmann (65) mit Hund Jasper (3) aus Hude
Raststätte Buddikate Agnes Röttgers (54) Egbert Rottmann (65) mit Hund Jasper (3) aus Hude © HA | Dorothea Benedikt

Für eine Toilettenpause haben auch Agnes Röttgers (54), ihr Partner Egbert Rottmann (65) und Jasper (3), eine Mischung aus Jack-Russell-Terrier und Beagle, auf der Raststätte Halt gemacht. „Hier sind die Toiletten schön sauber“, sagt Agnes Röttgers aus Hüde am Dümmer See. Zwar kostet die Benutzung des WCs mit selbstreinigender Klobrille 70 Cent, allerdings gibt es dafür auch einen 50-Cent-Gutschein fürs Bistro, Restaurant oder Café. „Wir haben das in zwei Becher Kaffee investiert“, sagt Rottmann, der für die Reise auf die Halbinsel Zingst (Landkreis Vorpommern-Rügen) einen Wohnwagen mit NOH-Nummernschild (Landkreis Grafschaft-Bentheim) gemietet hat.

Das Paar macht das erste Mal mit einem Wohnmobil Urlaub. „Wir wollen flexibel sein und ein bisschen die Orte abklappern“, sagt Röttgers, während sie Jasper auf der kleinen Wiese spazieren führt. Zwar hat der gemietete Wohnwagen ein Navigationsgerät, doch Egbert Rottmann traut der Technik nicht. „Das führt doch sonst wohin“, sagt er. Deswegen liegt auf dem Armaturenbrett eine Landkarte, die der Fahrer bereits vor der Fahrt studiert und Agnes Röttgers immer griffbereit hat. „Ich habe auch kein Smartphone, damit kann ich nicht umgehen“, sagt sie.

Damit die Rasenflächen auch immer für Mensch und Tier gemäht sind, fahren die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Bad Oldesloe regelmäßig mit dem Rasenmäher über die Grünflächen. „Doch bevor wir damit anfangen können, müssen wir den ganzen Müll einsammeln“, ärgert sich Dennis Lippe (30), der mit Ohrenschützern auf seinem Rasenmäher sitzt. „Hier liegt alles herum.“ Er versteht nicht, warum die Menschen nicht eine der zahlreichen Mülltonnen benutzen können. Dennoch genießt es die Arbeit. „Man ist immer draußen und in Bewegung.“ Und das ist es ja auch, was die täglich vielen Hundert Gäste an diesem Fleck in Stormarn so schätzen.