Warum lieben Stormarner ihre Heimat? Das erfahren Sie in einer neuen Serie unter demTitel „Liebeserklärung an...“. Heute: Delingsdorf.

Was macht Delingsdorf so lebens- und liebenswert? Dorothea Berke und Anna Parrisius haben bei den Einwohnern nachgefragt.

„Wir haben 365 Tage im Jahr Halligalli“

Svea Thiessenhusen (27) „wollte Action und viel mit Menschen machen”. Seit vier Jahren arbeitete die gelehrte Veranstaltungskauffrau aus Bargteheide nun beim Erdbeerhof Glantz. Ob Fisch-, Spargel- oder Erdbeerzeit - der Hof, der die Erdbeer-Lounge und ein Restaurant beinhaltet, sei Anlaufstelle für Jung und Alt. Für Unterhaltung, das Halligalli, von dem Thiessenhusen spricht, sorgt der Hof mit vielfältigen Veranstaltungen. Was sie an Delingsdorf schätze? „Es ist ganz nett gestrickt [...] mit schönen Ecken hier”, erwidert Thiessenhusen lachend. Um ein typisches Durchgangsdorf handle es sich nicht, der Erdbeerhof werde neben vielen Stammkunden ebenso häufig von Touristen „aus aller Welt” heimgesucht.

„Delingsdorf würde ich gegen nichts eintauschen wollen“

Jörg Zeranski (42), einziger Sohn des Tankstellenbesitzers Günter Zeranski, ist Leiter der an die Tankstelle angeschlossene Werkstatt. Der bald 50-jährige Familienbetrieb direkt an der L82 hat viele Kunden - Pendler wie Delingsdorfer.

Jörg Zeranski wohnt seit jeher im Haus daneben. Das Rauschen der Autos überhört er nach so vielen Jahren. Von hier wegziehen wollte er nie. Zeranskis Ehefrau zog von ihrem 500 Kilometer entfernten Heimatort Zanten am Niederrhein nach Delingsdorf . „Ich wohne absolut gern hier. Die Ruhe und die Entspannung in der Natur, die Nähe zu meinen Freunden würde ich gegen nichts eintauschen.” Dass Delingsdorf durch Neubaugebiete anwächst, bewertet er positiv. „Unter den Neuzugezogenen kenne ich wenige. Aber es ist mehr Leben im Dorf.”

Der Kindergarten verband die beiden Teile von Delingsdorf“

Vanessa Vogler (46) arbeitet seit 23 Jahren in der Kindertagesstätte Lütten Hus in Delingsdorf. Hier machen sie Ausflüge mit den Kindern zum Bauernhof oder in die Feldmark, oder sie gehen Erdbeerpflücken. Der Kindergarten will den Kindern ermöglichen, sich viel zu bewegen. „Das hilft ihnen, sich später besser zu konzentrieren“, sagt Vogler.

Aufgrund seiner zentralen Lage im Dorf diente der Kindergarten in seiner Anfangszeit als Verbindung zwischen den beiden Dorfteilen Delingsdorfs, die eine Wiese trennt. Voglers Kindergartenkinder aus den ersten Tagen trifft sie heute in Delingsdorf wieder. „Oft sind sie in Sportgruppen oder dem Kulturverein aktiv. Oder sie machen hier ein Praktikum.“

„Es gibt immer tolle Entdeckungen“

In einem Antiquariat voll mit Möbelstücken, Spielzeug und Geschirr findet man Gunnar Christesen (61), der das Geschäft mit seinem Bruder Olli betreibt. Gunnar Christesen wohnt in Ahrensburg, wo sein Antiquariat bis vor 16 Jahren seinen Sitz im Alten Speicher hatte. Als die Stadtverwaltung den Speicher verkaufte, mussten die Brüder ihr Lager in Delingsdorf zur Hauptstelle umfunktionieren. Christesen übernimmt auch Restaurationen für Delingsdorfer.

„Einen Möbelbesitzer habe ich einmal tatsächlich direkt ins Museum geschickt, was für eine Entdeckung.” In das Dorfleben sei er kaum involviert. „Die Kontakte sind aber gut.“ Dann deutet er hinter sich. „Dieser Bremer Sonnenschrank wurde in den 1820er-Jahren gebaut. Mein Lieblingsstück. Den besaßen damals reichere Bauernfamilien.”

„Ältere Delingsdorfer kommen zum Dorfschnack“

Stephanie Schwisow (43, rechts) betreibt den einzigen Friseur in Delingsdorf. Die Delingsdorferin kennt die meisten Kunden. „Als Kind bin ich über die Felder gehüpft, heute ist alles zugebaut“, sagt sie. „Wenn Hamburger unseren Ort dörflich nennen, dann kennen sie das alte Delingsdorf nicht.“ Damals pflückten ihre Eltern auf den Feldern des Erdbeerhof Glantz – „als dörfliche Unterstützung“.

In den Friseurladen kommen Delingsdorfer jeden Alters. Gerade färben Schwisow und Angelika Zietan (46, links) ihrer Kollegin Michaela Küchler (48, Mitte) die beliebten Balayage-Strähnchen. „Lustig wird es bei uns, wenn ältere Delingsdorfer zum Dorfschnack kommen. Die schnacken dann platt über den Spiegel, nur Stephanie versteht das“, sagt Küchler. Immer freitags gehen sie zum Griechen. „Da treffen sich die Delingsdorfer.“

„Ich möchte auch später hier bleiben“

Friederike Kahler (14) fährt 10 Minuten mit dem Rad zur Schule in Bargteheide. Nach dem Schulabschluss möchte sie in Delingsdorf bleiben. „Delingsdorf ist schön, weil es so ruhig ist. Ich bin schnell in der Natur aber auch in Ahrensburg und Bargteheide “ Anfang Juli war Kindervogelschießen in Delingsdorf. „Mein letztes,” so Kahler.

Kinder von vier bis 14 Jahren treten dort gegeneinander an, in jeder Disziplin wird ein König gekürt. In Delingsdorf reitet die Schülerin seit neun Jahren und betreut ein Pflegepony in einem kleinen Privatstall. Ihre Eltern stammen ursprünglich nicht aus Delingsdorf. „Sie sind von Ammersbek hergezogen, als meine älteren Geschwister geboren waren.“

„Schöne Zusammenkünfte gibt es hier“

Vor 16 Jahren zogen Petra (46) und Markus (47) Urban mit einer Tochter in eine Doppelhaushälfte in Delingsdorf. Inzwischen wohnen sie dort mit zwei Töchtern und Hund Momo. Markus Urban arbeitet gerade im Garten. Nach seinem Lieblingsort im Dorf gefragt, antwortet er lächelnd: „Die Felder und Wiesen bei Spaziergängen mit Frau und Hund”.

Petra Urban denkt an Spaziergänge über den Bornberg nach Bargteheide. In Städten mit einem Kino sei man schnell. Vom Delingsdorfer Programm mögen sie das Vogelschießen und das Feuerwehrfest. Jeden Tag fahren die beiden, sie Krankenschwester, er Elektriker, zur Arbeit nach Hamburg. Insgesamt wirken die Urbans zufrieden, nur die Busfahrzeiten finden sie hier unpraktisch. Ihre Töchter hätten damit gerade am Wochenende Probleme.

Das ist Delingsdorf

Im Jahr 1327 wurde Delingsdorf erstmalig urkundlich unter dem Namen „Dedelmestorpe“ erwähnt. Heute wohnen hier 2190 Menschen. In den letzten 20 Jahren hat sich die Bevölkerung durch Neubaugebiete verdoppelt. Delingsdorf gehört mit sieben weiteren Kommunen zum Amt Bargteheide-Land. Auf einen Haushalt kommen durchschnittlich 3,16 Personen und 0,2 Hunde.

809 Hektar umfasst Delingsdorf. Zu der dreizehnköpfigen Gemeindevertretung, darunter acht Mitglieder der Wählergemeinschaft Delingsdorf, drei SPD- und zwei CDU-Mitglieder, gehört auch der Bürgermeister Randolf Knudsen von der WGD.

Sieben Vereine zählt die Kommune, darunter ist der Sportverein, das Backhausteam und der Kulturverein. Letzterer unterstützt den Delingsdorfer Jugendtreff, organisiert Kleider- und Spielzeugmärkte oder Basare sowie das Vogelschießen – ein Sommerfest, das jedes Jahr im Juli stattfindet.

Die Landesstraße 82 dient als Verbindung von Hamburg und Lübeck und führt durch Delingsdorf. Delingsdorf liegt zwischen Ahrensburg und Bargteheide.

1961 übernahm die Familie Glantz einen Betrieb in Delingsdorf. Paul Glantz widmete sich von Anfang an dem Erdbeerbau, sein Sohn Enno intensivierte ihn ab 1972. Heute umfasst das Gelände des wohl bekanntesten Delingsdorfer Unternehmens 100 Hektar. Auch Himbeeren und Blumen werden angepflanzt.